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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition)
Autoren: Thomas de Padova
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Hans Lipperhey habe ein Instrument entworfen, mit dem man »alle entfernten Dinge sehen kann, als ob sie in der Nähe wären«, heißt es in einem Empfehlungsschreiben vom 25. September. Nur eine Woche später beantragt Lipperhey bei den Generalstaaten in Den Haag ein Patent für das Sehglas und weist auf dessen militärische Bedeutung hin. Er möchte es »für die nächsten 30 Jahre« unter Schutz stellen lassen.
    Noch während in Den Haag Friedensverhandlungen laufen, mit denen nach 40 Jahren Krieg gegen die Spanier zumindest ein vorübergehender Waffenstillstand erreicht wird, nimmt sich ein Komitee umgehend der Sache an. Lipperhey führt sein kleines Rohr von einem Turm aus vor und wird damit beauftragt, weitere Ferngläser zu bauen, durch die man nicht nur mit einem, sondern mit beiden Augen schauen kann. Außerdem bittet man ihn, Bergkristall statt Glas für die Linsen zu verwenden – und die Angelegenheit geheim zu halten. Dafür bekommt er einen Vorschuss von 300 Gulden, genug, um ein ganzes Haus zu bauen.
    Ein Patent wird ihm nicht zuerkannt, denn auch der Brillenmacher Jakob Adriaanszon, genannt Metius von Alkmaar, beansprucht die Erfindung für sich. Er hat von Lipperheys Patentantrag gehört und sofort seine eigenen Ansprüche geltend gemacht. Schon vor Jahren habe er ein solches Instrument entworfen. Später aufgetauchte Dokumente bringen sogar noch einen dritten Kandidaten als potenziellen Erfinder ins Spiel, den Optiker Zacharias Janssen, ebenfalls aus Middelburg.
    Hans Lipperhey aber gelingt es als Erstem, ein brauchbares Fernrohr vorzuführen. Drei Monate später erhält er noch einmal 300 Gulden für das gewünschte Binokular, ein Instrument, das außerordentlich schwer herzustellen ist, weil die Linsen für beide Augen in exakt der gleichen Weise geschliffen werden müssen.
    Trotz Lipperheys herausragenden handwerklichen Fähigkeiten, lässt sich nicht mehr rekonstruieren, wer der geistige Urheber des Fernrohrs ist. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts liegt die Erfindung in der Luft. Die technischen Voraussetzungen sind vielerorts gegeben, der gedankliche Sprung, zwei geschliffene Linsen zu einem Fernrohr zusammenzufügen, erscheint im Nachhinein klein. Und als die Idee dann einmal in der Welt ist, wird sie zu einer Inspirationsquelle für Geschäftsleute, Erfinder und Wissenschaftler.
    Imagepflege
    Galilei zufolge verdanken wir das Fernrohr in seiner einfachen Form einem Glücksfall: Ein einfacher Brillenmacher habe mit diversen Linsen herumhantiert und sei zufällig dazu gekommen, einmal gleichzeitig durch zwei von ihnen hindurchzusehen, die eine konvex, die andere konkav und in jeweils unterschiedlicher Entfernung vom Auge. Auf diese Weise habe er den Vergrößerungseffekt bemerkt und das Instrument entdeckt. »Ich aber«, so Galilei«, »angespornt durch besagte Nachricht, entdeckte dieselbe Sache durch vernünftige Überlegungen.«

    Im »Sternenboten« stellt Galilei das Fernrohr auf kaum mehr als einer Seite vor. Im Gegensatz zu Kepler hat er sich mit der Theorie der Optik nie eingehend befasst. [2]
    Er erzählt dies 1624 aus einem Abstand von fünfzehn Jahren. Auch zu diesem Zeitpunkt weiß niemand, von welchen »vernünftigen Überlegungen« er spricht. Ist nicht auch er in erster Linie durch einfaches Ausprobieren zum Ziel gelangt? Schiebt Galilei hier nicht Überlegungen vor, die er im Nachhinein gerne gemacht hätte?
    »Ich sage, dass mir jene Nachricht nur insofern half, als sie in mir den Wunsch weckte, mich mit meinen Gedanken dieser Sache hinzuwenden, an die ich sonst möglicherweise niemals gedacht hätte; aber dass mir die Nachricht darüber hinaus die Erfindung irgendwie erleichtert hätte, glaube ich nicht. Vielmehr behaupte ich, dass es einer viel größeren geistigen Anstrengung bedarf, die Lösung eines vorgezeichneten und bekannten Problems zu finden, als die eines Problems, an das niemand zuvor gedacht und das niemand benannt hat, denn dabei kann der Zufall die größte Rolle spielen, jenes aber ist ganz und gar eine Leistung der Vernunft.«
    Man kann diese gespreizten Sätze immer wieder lesen und versteht doch nicht viel mehr, als dass hier jemand um seinen Anspruch auf Originalität ringt und an seinem Selbstbild meißelt. Worin die »Leistung der Vernunft« bestanden hat, verschweigt der stolze Mathematiker. Zwar kündigt er 1610 an, der Öffentlichkeit »eine vollständige Theorie dieses Instruments« vorzulegen, dieses Versprechen jedoch löst er nie ein.
    Mit den
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