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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition)
Autoren: Thomas de Padova
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Offiziere gut handhabbaren Rechenhilfe in Form eines Zirkels verdankt er einen nicht unerheblichen Teil seiner Einkünfte und seines Rufs. Mit Marco Antonio Mazzoleni hat er einen fähigen Handwerker angestellt, der samt Familie bei ihm wohnt und kostbare Instrumente aus Messing anfertigt, für Kunden wie Cosimo II. de’ Medici, den Großherzog der Toskana auch aus reinem Silber. Neben dem Kompass baut Mazzoleni Apparaturen für Galileis mechanische Experimente, die dieser seit Jahren verfolgt.
    Einige von Galileis Schülern kommen eigens zu ihm, um den Umgang mit dem Kompass zu erlernen. Er hat dafür ein umfassendes Handbuch geschrieben, seine bis dahin einzige gedruckte Schrift. Mit fünfundvierzig Jahren hat der Professor noch keine explizit wissenschaftliche Arbeit publiziert.
    Die technische Anleitung aber verkauft sich gut. Er sei genötigt, die Schrift zum Gebrauch des geometrischen Kompasses nachzudrucken, weil keine Kopien mehr zu finden seien, hält er in einem Brief an den toskanischen Staatssekretär fest. Das Instrument sei in aller Welt so beliebt, dass gegenwärtig gar keine anderen Geräte dieser Art mehr gebaut würden. Er habe schon einige Hundert davon produzieren lassen.
    Wenn ihm der Kompass bereits ganz ordentliche Gewinne beschert, sollte sich ein Fernrohr, mit dem man feindliche Truppen oder Schiffe beizeiten sichten kann, erst recht versilbern lassen. Dazu müsste Galilei jedoch innerhalb kürzester Zeit nicht nur irgendein Fernrohr bauen, es müsste ein erheblich besseres sein, als es anderswo bislang zustande gebracht worden ist.
    Warum hat er nicht eher Wind davon bekommen? Womöglich ist es schon zu spät. Denn während sich Galilei noch in Venedig aufhält, ist in Padua ein ausländischer Geschäftsmann mit einem Fernrohr im Gepäck aufgetaucht.
    In den ersten Augusttagen fährt Galilei nach Padua zurück. Ob er dem Fremden noch begegnet und das Instrument in Augenschein nehmen kann, wissen wir nicht, denn dieser reist nun seinerseits nach Venedig, um die »Occhialini« dort für die stolze Summe von 1000 Zecchini – das Vierfache von Galileis Jahresgehalt – zum Verkauf anzubieten. Paolo Sarpi rät der venezianischen Regierung jedoch von dem Kauf ab. Man solle erst einmal abwarten, ob Galilei nicht ein besseres Fernrohr zuwege bringe.
    Tatsächlich kommt der erfahrene Experimentator schnell hinter das Geheimnis, besorgt sich die erforderlichen geschliffenen Gläser und informiert Sarpi darüber, dass er einen Entwurf in den Händen hält. Nicht einmal drei Wochen später, am 21. August 1609, tritt er mit einem Fernrohr an die Öffentlichkeit, das die venezianische Regierung und alle, die Gelegenheit bekommen, hindurchzuschauen, in Staunen versetzt.

    In Padua baut Galilei Instrumente wie den »geometrischen und militärischen Kompass«, dessen Handhabung er in seiner ersten gedruckten Schrift erläutert. Hier das Titelblatt des Manuskripts. [1]
    Nachdem er von dem Gerücht gehört hatte, sei ihm, auf die Lehre von der Strahlenbrechung gestützt, die Erfindung eines ähnlichen Instruments gelungen, so Galilei rückblickend. »Ich bereitete mir zuerst ein Bleirohr, an dessen Enden ich zwei Sehgläser anbrachte, beide auf der einen Seite eben und auf der anderen das eine konvex, das andere konkav; dann legte ich das Auge an die konkave Seite und sah die Gegenstände ziemlich groß und nah, sie erschienen nämlich drei Mal näher und neun Mal größer, als man sie mit bloßem Auge sieht. Später baute ich mir ein genaueres Instrument, das die Gegenstände mehr als sechzig Mal größer zeigte.«
    Galileis knappe Darstellung vermittelt uns keinen Eindruck von seiner wirklichen Leistung. Eher wundert man sich darüber, warum es ihm im Gegensatz zu vielen anderen, die das Gleiche versuchten, in solch einer kurzen Zeitspanne gelingt, bei der Konstruktion des Fernrohrs derartige Fortschritte zu erzielen. Sein Landsmann Girolamo Sirtori zum Beispiel hat sich ebenfalls darum bemüht. Ausführlich beschreibt er, wie er durch halb Europa gereist ist, um an Glaslinsen für ein gutes Teleskop heranzukommen – vergeblich.
    Erfolgreicher ist Thomas Harriot in London. Noch bevor Galilei seine Arbeiten am Fernrohr überhaupt aufgenommen hat, hält er schon eines mit mindestens sechsfacher Vergrößerung in den Händen. Er ist vermutlich der erste Wissenschaftler, der mit einem Teleskop den Mond beobachtet. Galilei aber läuft nicht nur ihm den Rang ab. Er lässt die ganze europäische Konkurrenz
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