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Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant
Autoren: Sheri S. Tepper
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zu machen«, beschuldigte ich ihn. »Damit ich bleibe.«
    Er wurde rot vor Ärger. »Natürlich will ich, daß du bleibst, Junge. Ich bat dich darum. Natürlich wünsche ich mir, daß du neugierig genug wärst, um uns deine Hilfe anzubieten. Aber wenn du nicht willst, dann eben nicht. Wenn Windlow sagt, ich soll dich nicht länger bedrängen, dann lasse ich es. Geh und such deine Mutter. Obwohl es mir ein Rätsel bleibt, warum dir das so wichtig ist …« Unter Windlows scharfem Blick verschluckte er den Rest des Satzes.
    Ich sammelte die Spielfiguren ein, von denen die größte nicht länger als mein kleiner Finger war, filigran wie Spitze, unzerbrechlich wie Stein. Ich hätte ihm sagen können, aus welchem Grund ich Mavin finden wollte, entschied mich aber dagegen. Ich hatte sie seit meiner Kindheit nur einmal wiedergesehen – und das unter sehr dramatischen Umständen. Sie hatte nichts Persönliches zu mir gesagt, und doch war in ihrem Verhalten, ihrer Fremdheit, etwas gewesen, das mich anzog. Als ob sie vielleicht Antworten auf Fragen wüßte. Doch das klang alles dürftig, fadenscheinig. Es waren keine Gründe, die Himaggery als stichhaltig gelten lassen würde.
    »Belaßt es einfach dabei, daß ich es möchte«, flüsterte ich. »Ein Wunsch von Peter, nicht von Dorn und nicht von Trandilar. Ich habe auch ein eigenes, ererbtes Talent. Ich bin der Sohn von Mavin Vielgestalt, und ich möchte sie sehen. Belaßt es dabei.«
    »Dann soll es so sein, mein Junge. Kein Wort mehr darüber.«
    Er hielt sein Versprechen. Kein Wort fiel mehr darüber, daß ich besser bleiben sollte. Er nahm sich trotz seiner Zusammenkünfte und seines ganzen Pläneschmiedens Zeit, um aus seinen eigenen Ställen Pferde für mich auszusuchen und dafür Sorge zu tragen, daß ich für die Reise nach Norden in die Schulstadt gut ausgerüstet wurde. Wenn ich Mavin finden wollte, mußte ich die Suche bei Mertyn, ihrem Bruder, meinem thalan, beginnen. Nachdem Himaggery sich um diese Einzelheiten gekümmert hatte, übersah er mich, was mich seltsam verärgerte. Offenbar beabsichtigte keiner, mich mit Fanfarenklang zu verabschieden, und das kränkte mich. Ich ging in die Küche, wie ich es schon getan hatte, als ich fünf oder sechs Jahre alt gewesen war, und beschwerte mich bei Bruder Chance.
    »Junge, du erwartest doch wohl keine Ehrenfeier zum Abschied, oder? Diese beiden hier sind gewiefte alte Burschen, und sie haben nicht vor, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, daß du von hier fortgehst. Viel zu gefährlich für dich, wie sie nur zu gut wissen.«
    Das beschämte mich. Sogar jetzt hatten sie noch an mich gedacht. Ich wechselte das Thema. »Ich überlegte, als Drache zu reisen …«
    »Idiotische Idee«, kommentierte Chance. »Was Dümmeres kann ich mir kaum vorstellen. Du willst ja bloß mit dem Feuer spielen, die Geschwindigkeit und den Wind unter deinen Schwingen genießen. Die Macht und das Auf- und Niederstoßen. Naja, vielleicht für einen halben Tag, wenn du Glück hast.« Er schnitt eine Grimasse, um mir zu zeigen, was er von der Sache hielt, als hätten seine Worte nicht schon genug ausgesagt. Ich zuckte innerlich zusammen. Ich hatte gelernt, mit Himaggery und Windlow fertigzuwerden, sogar bis zu einem gewissen Grad mit Mertyn, der mich gelehrt und für mein Wohlergehen und meinen Schutz gesorgt hatte, indem er mir Chance zur Seite stellte – aber es war mir nie gelungen, mit Chance selbst fertigzuwerden. Jedesmal, wenn ich begann, mich selbst ernst zu nehmen, ließ er mich wissen, was für ein kleines Würstchen in seinem Suppentopf ich im Grunde war. Wann immer er sprach, kehrte die Erinnerung an die Küche und seine schwieligen Hände zurück, die Kekse in die meinen schoben. Na, gut. Keinem gefiel die Idee mit dem Drachen – außer mir selbst.
    »Kapier’s doch, Chance. Ich bin ein Wandler.«
    »Kapier’s selbst, Junge. Verwandle dich in etwas Vernünftiges. Wenn du deine Mama finden willst, müssen wir schließlich den ganzen weiten Weg zur Schulstadt machen, um Mertyn zu fragen, wo wir eigentlich suchen sollen, oder? Verwandle dich in ein Lastpferd. Das wäre was Nützliches.« Er fuhr fort, unsere Sachen zu packen, unterbrach sich aber wieder. »Du hast doch das Talent von diesem Dorn da«, schlug er vor. »Warum benutzt du ihn nicht? Geh als Nekromant.«
    »Wieso Dorn?« fragte ich und schauderte. »Warum nicht Trandilar?« Sie war die Angenehmere von beiden, obwohl das auch nicht viel beruhigender war.
    »Wenn du als
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