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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio
Autoren: Peter Dempf
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dabei ins Spiel kommt. Niemand wird Euch verdächtigen, wenn Ihr als Sammler
oder Auftraggeber auftretet.“
    „Keine leichte Aufgabe!“
    „Denkt darüber nach, Scipione. Ich muss
zurück, die spanische Hure Ippolito Aldobrandini lässt die Zeiten notieren,
welche die Kardinäle an seinem Bett gewacht haben. Ich bin schon zu lange weg.
Dabei sollte man glauben, dass dieser wandelnde Totenschädel ohnehin nichts
mehr wahrnimmt.“
    Scipione half seinem Oheim noch,
den Hut über die Tonsur zu stülpen, dann sah er ihm nach, wie er durch die
übermannshohen Türflügel verschwand, als würde ihn der Wind hinaus wehen.
3.
    „Ich habe für Euer Anliegen
Verständnis, aber ich kann augenblicklich nichts für Euch tun, werter Pater
Leonardus.“ Scipione Borghese sah seinen Oheim noch vor sich, wie er zur Decke
empor blickte, als würde ihm dieser Satz von dort oben eingeflüstert. „Leider!
Die Umstände ... ich hoffe Ihr versteht ... die Krankheit Clemens’ ... das
Kardinalskollegium ... alle sind angespannt ... niemand will voreilige Entscheidungen
treffen. Vielleicht ... wenn die Frage der Nachfolge entschieden ist ... wenn
das Konklave getagt hat ...“
    Bereits von Weitem hörte er den
Pater kommen, langsam, enttäuscht. Er kannte die Art Mensch, die Pater
Leonardus verkörperte. Sie war intelligent, skrupellos und machthungrig. Sie
buckelte auf dem Land und fütterte besserwisserische und ungläubige Bauern mit
einem Glauben, der mehr einem Karnevalstreiben als einer Andacht glich. Alle
warteten sie auf den Zeitpunkt, an dem sie ihre Fähigkeiten unter Beweis
stellen konnten. Doch seinen Oheim plagten im Moment andere Sorgen, wie er
durch die kleine Augenöffnung in der Tapetentür erspäht hatte.
    Scipione Borghese hatte sich von
seinem Lauschposten zurückgezogen und war auf den Gang hinausgetreten, auf dem
er dem Pater unweigerlich begegnen musste. Dort wischte er sich jetzt über die
Stirn und überlegte, während er auf den schleichenden Schritt des Paters
lauschte. Gerade dieser Pater Leonardus erschien ihm der geeignete Mann für
seine Pläne. Wenn der totkranke Heilige Vater starb und das Konklave einberufen
wurde, mussten die Stimmen gekauft sein. Das einzige, was diesen alten Fuchs
Camillo Borghese, der seine Gerissenheit hinter einer frommen Larve verbarg,
über die Bühne der Welt schleifte, war die Aussicht auf die Mitra des Heiligen
Vaters. Dazu bedurfte es Vorarbeiten.
    Vielleicht gelang ihm selbst so der
Schritt zur Kardinalswürde.
    Bereits von Weitem hörte er den
Pater kommen.
    „Oh, unser Prete Rosso!“, rief er
ihm zu.
    Offenbar überrascht blickte Pater
Leonardus auf. „Wenn Ihr auf meine Haarpracht anspielt. Eine Laune der Natur,
Gottes Natur.“
    „Nehmt es mir nicht übel, aber die
Dienerschaft im Haus hat Euch diesen Spitznamen sofort gegeben, als sie Euch
das erste Mal sah. Ihr kommt von meinem Oheim?“
    Der Hinweis hatte gefruchtet.
Amüsiert beobachtete Scipione, wie Pater Leonardus sich ausrechnete, mit wem er
sprach und ob der Neffe des Kardinals Camillo Borghese vor ihm stand.
Vermutlich entdeckte er jetzt Gemeinsamkeiten, die Form der Ohren, die Nase,
die Haltung der Hände.
    Bevor Pater Leonardus seine
Musterung abschließen und sich ein vorläufiges Urteil bilden konnte, hakte sich
Scipione Borghese bei ihm unter. Sie stiegen eine Treppenwendel hinunter und
traten auf den Innenhof hinaus. Ein Kolonnadenhof mit doppelten Säulen zu
ebener Erde und der umlaufenden Galerie gab der Architektur einen leichten,
aber strengen Charakter.
    „Seid Ihr einen Schritt
weitergekommen, Pater Leonardus? Habt Ihr die von Euch herbeigesehnte Pfründe
erhalten?“
    Jeder in Rom wusste, dass die
Borghese eine Familie mit starkem Zusammenhalt und – trotz aller familiärer
Streitigkeiten – großem Gemeinsinn waren.
    „Nein, leider nicht. Die Krankheit
des Papstes macht die Kardinäle nervös. Sie scheuen vor jeder Entscheidung
zurück.“
    Scipione Borghese lachte, sodass es
im Innenhof widerhallte und er im zweiten Stock kurz einen Kopf über der
Brüstung erscheinen sah, der nach unten spähte. Der Kopf verschwand sofort
wieder. Offensichtlich hatte sich der Pater für die Wahrheit entschieden.
Möglicherweise sah er darin nur eine weitere Prüfung seiner Treue gegenüber der
Familie Borghese. Ganz so eng knüpften die Bande der Familie nicht, vor allem
dann nicht, wenn eigene Interessen eine Rolle spielten. Aber das musste der
Pater ja nicht erfahren.
    „Mein Oheim scheut im
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