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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio
Autoren: Peter Dempf
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Strategie,
Oheim?“
    „Scipione, mein Neffe, Ihr wisst, dass
die spanische Fraktion die Kirche auf einen Weg führt, der gepflastert ist mit
Tod und Verderben. Die Inquisition, die Herrschaft der Jesuiten, alles zielt
auf Gewalt und Unterwerfung ab. Selbst die halbherzige Öffnung gegenüber
Frankreich hat dem Vatikan kaum etwas genützt. Wir müssen etwas daran ändern –
und der kritische Zustand des Papstes wäre die Gelegenheit. Ein Italiener muss
auf den Stuhl Petri. Das nächste Konklave muss eine politische Wende bringen.“
    Innerlich schmunzelte Scipione,
weil sich sein Oheim so zurückhaltend zeigte. Er selbst ahnte worauf die
Argumentation hinauslaufen würde – in der italienischen Fraktion gärte und
brodelte es, und die Kardinäle fanden immer neue Parteigänger.
    „Und an wen denkt Ihr, Oheim? Wer
hat so viel Einfluss, den der spanischen Fraktion zu brechen? Wer kann das
Konklave umstimmen? Wer kann die Stimmgelder an die Vertreter der Italiener
zahlen?“
    Camillo Borghese sah mit einem
Blick auf Scipione, der diesem seltsam verschleiert anmutete, als säße sein
Oheim bereits im weißen Gewand auf dem Stuhl Petri und segne von dort herab die
Christenheit.
    „An wen denkt Ihr, Scipione?“, lautete
die Gegenfrage.
    „Ich kann mir nur einen denken, der
all die Eigenschaften in sich vereinigte und über die finanziellen Mittel
verfügte.“
    „Und? Sprecht? Wer könnte das
sein?“
    Scipione Borghese lächelte in sich
hinein. Sein Oheim hielt sich an den Lehnen des Sessels fest, als müsse er eine
Schwäche überwinden. Doch so schwach, wie sein Oheim tat, war er keineswegs.
Zielstrebig und klar war seine Karriere verlaufen. Er galt als unbestechlich
und tief gläubig, mit einer für die Verhältnisse tadellosen und würdigen
Lebensführung, die nur wenige Schwachstellen aufwies. Zudem fühlte er sich
seiner Familie gegenüber verpflichtet, vielleicht etwas stärker, als es den
anderen Kardinälen lieb war.
    „Ihr, Oheim, und niemand sonst.
Wenn Kardinal Baronius Euch unterstützt.“
    Kurze Zeit blieb es still zwischen
ihnen. Scipione wollte nicht als erster weitersprechen und wartete auf eine
Reaktion seines Oheims. Die Erwähnung des mächtigsten Kirchenfürsten in Rom
hatte seinen Oheim sichtlich getroffen. Plötzlich stand Camillo Borghese auf.
    „Er wird es tun. Baronius ist ein gelehrter
Mann. Er hat keinen Sinn für die Tiara. Und dann gilt es, diese Ketzer der
spanischen Fraktion an den Pranger zu stellen.“
    „Das wird schwierig werden, Oheim.
Wie wollt Ihr das anstellen?“
    „Dafür habe ich Euch kommen lassen.
Es soll nicht Euer Schaden sein, wenn die Wahl auf mich fällt.“
    „Warum gerade mich?“
    „Oh, Ihr seid jung, intelligent – und
ein Kunstfreund.“
    Scipione Borghese musste lachen.
Sein Oheim verstand sich aufs Pläne schmieden. Insgeheim hatte er geahnt, dass
ein Hintergedanke dabei war, ihn nach Rom zu beordern, jetzt, um diese Zeit der
spannungsvollen Erwartung des Hinscheidens eines der wirklich großen Päpste der
Zeit.
    „Wollt Ihr in der Stadt
Ketzerstatuen aufstellen lassen, die alle Mitglieder der spanischen Fraktion
bloßstellen? Oder wollt Ihr von Schauspielern spanische Autodafés veranstalten
lassen, bei denen Kardinäle der spanischen Fraktion in Rauch aufgehen?“
    Wieder wanderte Camillo Borghese
durch den Raum, während sich Scipione neugierig eines der Deckengemälde
betrachtete. Zeus zürnte dort einem der Titanen und schleuderte Blitze gegen
die scheinbar Übermächtigen, die er schließlich doch besiegte.
    Er erschrak, als sein Oheim
unmittelbar vor ihm auftauchte und ihn von unten ansah. Sein Bauch berührte ihn
leicht. Sein Oheim fasste ihn, Scipione Borghese, fest mit beiden Händen an den
Armen.
    „Eine gute Idee, wenn auch nicht
durchführbar. Nein, Scipione, es muss so sein, dass das Volk aufbegehrt. Dass
Unruhe entsteht, bei den Bürgern und Kardinälen. Dass man murrt und knurrt
gegen den spanischen Popanz. Das lässt sich am leichtesten dort verwirklichen
...“
    „... wo sie am empfindlichsten zu
treffen sind: bei ihrem Geldbeutel.“
    „Richtig.“
    „Aber ich verstehe noch nicht, wie
Ihr das anstellen wollt. Es muss so heimlich geschehen, dass niemand auch nur
den Hauch einer Ahnung besitzt, und es muss so spektakulär sein, dass es allen
zu Gehör kommt.“
    Camillo Borghese ließ los und ging
zurück in den Raum.
    „Eben das bereitet mir
Kopfzerbrechen, Scipione. Ich will ein spektakuläres Ereignis, ohne dass mein
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