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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis
Autoren: Emily Bold
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Liebe nicht, denn sie wärmt mich nicht mehr. Deine Küsse erreichen nicht mein Herz, und deine Berührung schmerzt mich. Ich kann selbst tief in meiner Erinnerung kein Gefühl für dich finden. Ich habe vergessen, wie es war, in deinen Armen zu liegen, und weiß nicht mehr, wie es sich angefühlt hat, mich in dich zu verlieben. Der Mann, der ich war, ist verschwunden, aber ich weiß, dass er dich in Sicherheit wissen wollte. Also geh, denn ich kann es nicht länger ertragen, dir so nahe zu sein.“
Mit diesen Worten hatte Payton mich damals zurück in meine Zeit – und zurück zu dem Payton von heute geschickt. Und nun erschien es mir, als wären es meine Gedanken, die er damals ausgesprochen hatte.
    Payton heute zu berühren, schmerzte mich, und ich konnte mich kaum mehr daran erinnern, mit welcher Kraft meine Liebe für ihn entbrannt war. Obwohl ich sie noch immer fühlte, wärmte sie mich nicht mehr. Die Frau – das unschuldige Mädchen, das ich damals während des Schüleraustausches gewesen war, existierte nicht mehr. Heute plagte mich meine Schuld! Ich hatte Fehler gemacht. Hatte falsche Entscheidungen getroffen, deren weitreichende Folgen das Leben von so vielen verändert hatte. Aber ich würde nichts unversucht lassen, meinen Fehler auszumerzen, was immer mich das auch kosten mochte.
    Ich stand auf und schaltete die Stereoanlage an. Ich musste Gelassenheit vortäuschen, sonst würde Ashley vielleicht noch mit Sean über mich reden.
    „Du hast recht, entschuldige – dieser Umzugsstress macht mich echt fertig!“
    Ashleys besorgter Blick bohrte sich förmlich in meinen Rücken – sie glaubte mir anscheinend kein Wort. Trotzdem schnappte ich mir die nächste Schachtel. Als ich sie öffnete, schlug mir das Herz bis zum Hals. Ich war nicht in der Verfassung, mich dem heute zu stellen, also schloss ich sie wieder und schob sie zurück in die Ecke.
    „Küchenzeug“, erklärte ich Ashley und wischte mir meine plötzlich schweißnassen Hände an den Oberschenkeln ab.
     

    Während des anstrengenden Tages war es mir gelungen, meine düsteren Gedanken zu verdrängen. Aber als sich am Abend die Tür mit einem Knarzen hinter Sean und Ashley schloss, weckte dieses Geräusch aus den alten Scharnieren die Geister der Vergangenheit. Ich atmete tief ein, um mich zu beruhigen, während ich zu Payton ins Wohnzimmer ging. Er hatte sich aufs Sofa geworfen, und seine Beine baumelten über der Armlehne. Mein Herz schlug schneller, als er mich ansah.
    „Gefällt es dir, mo luaidh ?“, fragte er und klopfte auf das Polster neben sich.
    Ich ließ meinen Blick über unser heutiges Werk wandern. Es war wirklich schön geworden. Paytons alte Möbel aus Burg Burragh passten gut zu unseren modernen Neuanschaffungen. Sein Breitschwert an der Wand hatte zwar für heftige Diskussionen gesorgt, da ich nicht vergessen konnte, wie tödlich diese Klinge – die nie zur Dekoration gedacht gewesen war – sein konnte. Aber schließlich musste ich mich Payton geschlagen geben, denn er bestand darauf, sie für den Notfall so einfach schnell zur Hand zu haben.
    Über die Frage, welcher Notfall es erforderlich machen könnte, ein Breitschwert schnell zur Hand zu haben, wollte ich lieber nicht nachdenken, aber das Bild des blonden Hünen Alasdair Buchanan drängte sich mir zwangsläufig auf.
    Laut Blair, Paytons ältestem Bruder und Clanoberhaupt der McLeans, war Alasdair spurlos verschwunden, was diesem nur recht war, denn bevor Nathaira Blair erwählt hatte, um ein Bündnis zwischen den Clans zu garantieren, hatte sie Alasdair ihr Herz geschenkt. Sie opferte ihr ungeborenes Kind und ihre Liebe zu dem Nordmann für die Treue zu ihrem Bruder.
    Vanoras Fluch hatte sich damals wie ein Schutzpanzer über die überbrodelnden Gefühle gelegt, aber seit der Fluch gebrochen war, entbrannte auch der einstige Hass zwischen Blair und Alasdair erneut. Nicht einmal die Tatsache, dass Nathaira Stuart inzwischen tot war, reichte aus, dies zu beenden. So war Alasdairs Verschwinden im Augenblick ein Trost, aber jeder rechnete damit, ihm eines Tages wieder gegenüberzustehen.
    Das Breitschwert blieb also.
    „Ja, es ist wirklich schön geworden“, stimmte ich Payton zu und kuschelte mich zu ihm. „Was meinst du, wollen wir uns morgen einen Tag Pause von dem ganzen Umzugsstress gönnen? Ich würde so gerne noch einmal hinauf zum Calton Hill.“
    Am steinernen Monument auf dem Hügel hatten wir uns für Edinburgh entschieden. Die Aussicht über die Stadt –
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