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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment
Autoren: Klaus Frühauf
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Kursänderungen kaum verschieben würden.
    Eine Aura der Ruhe ging von den beiden Modifizierten aus, wahrscheinlich einer der Gründe, daß die acht Menschen sich in ihrer Nähe zu halten suchten.
    Yahiro hob langsam eine seiner Zangen. »Achtung!« sagte er akzentuiert. »Wir werden in wenigen Minuten das Orbit des Planeten Procyon vier tangieren.« Die Zange verharrte einen Augenblick lang in der Schwebe und senkte sich dann plötzlich. »Jetzt!« sagte Yahiro, und Mankov bemerkte, daß das Schiff erneut einen Richtungswechsel vollzog. Doch diesmal geschah die Korrektur fließend und ohne die bei plötzlichen Beschleunigungen auftretenden Kräfte. An der Stirnseite der Zentrale erlosch das grüne Licht, das bisher die Sonnenumlaufbahn angezeigt hatte, und an seiner Stelle leuchtete nun ein blaues Kreuz, die dem Orbitalkurs zugeordnete Anzeige.
    Der Planet nahm jetzt fast den gesamten Bildschirm ein. Seine Kugelform trat bereits deutlich hervor, und sie wurde noch unterstrichen durch eine dünne, gelblich leuchtende Schicht, die Procyon 4 wie eine Aureole aus Licht umgab. Erst bei genauem Hinsehen wurde erkennbar, daß diese Schicht weder von gleichbleibender Dicke noch von einheitlicher Färbung war, was möglicherweise durch die beiden, jetzt durch den Planeten verdeckten Sonnen verursacht wurde. Doppelsonnen brachten die seltsamsten Effekte zustande.
    Mankov empfand einen leichten Schauer, fast als hätte ihn ein kühler Lufthauch gestreift, so faszinierte ihn das Gesicht dieses unbekannten Fremdlings, und ein kurzer Blick zeigte ihm, daß die anderen nicht weniger gebannt auf das sich ihnen bietende Schauspiel starrten.
    Sie waren dem Planeten näher gekommen, und die wattige Hülle hatte sich zu einzelnen, stark gegliederten Feldern auseinandergezogen, zu Formen, die augenscheinlich einer höheren strukturellen Ordnung gehorchten. Sie gruppierten sich zu kreisförmigen Bögen oder zogen sich zu langen, geschwungenen Bändern auseinander. Und da sich ihre Maße nach der Peripherie des Planeten hin perspektivisch verkürzten, wurde dessen Kugelform von Minute zu Minute deutlicher sichtbar. Ganz außen am Umfang des Procyon 4 lagen die Wolkenfelder wie übereinandergetürmte Eisschollen auf der Oberfläche. Die Gesamtstruktur der Wolkendecke erinnerte in erstaunlichem Maß an die Oberflächenform der Gasmassen auf Jupiter. Doch bei dem Riesenplaneten des irdischen Systems war dieser Aufbau letztlich auf die gewaltige Gravitation zurückzuführen, hier auf Procyon 4 verhielt es sich anders. Seine Schwerkraft konnte, wenn überhaupt, nur knapp über der der Erde liegen. Und damit wurde die Struktur der Wolkendecke zu einem Phänomen, das dem Beobachter durchaus einen Schauer über den Rücken jagen konnte.
    Dann leuchtete zum erstenmal zwischen den Wolken Wasser auf, eine zusammenhängende Fläche, die beide Hemisphären dieser Welt zu bedecken schien. Im Osten tauchte tief unten in den Wolkenlöchern ein gelbliches Glühen auf, das sich schneller und immer schneller ausbreitete und schließlich in blendendes Weiß überging, in ein Gleißen, das alles ringsum überstrahlte. Und je weiter das Licht zum Zentrum dieser Welt glitt, um so schärfer zeichnete sich dort unten auf dem Wasser das Spiegelbild der beiden Sonnen ab.
    »Welch eine riesige Wasserfläche«, flüsterte Lora Korm und beugte sich ein wenig vor. Sie war der zweite Techniker an Bord, eine ruhige Frau mit schmalem Gesicht und sehnigem Körperbau. Der Bräune ihrer Haut hatte auch der jahrelange Schlaf nichts anzuhaben vermocht. Gespannt betrachtete Lora den Widerschein der zwei Sonnen, und ab und zu befeuchtete sie die Lippen mit der Zunge. Als das Spiegelbild verblaßt und dann nach Westen hin verschwunden war, richtete sie sich wieder auf. »Jetzt sieht er fast aus wie die Erde«, sagte sie. »Man könnte meinen, wir kehrten von einer langen Reise nach Hause zurück.«
    »Nur genau hinsehen darfst du nicht«, warf Maara Doy ein. »Denn dann, meine Liebe, zerstieben deine Illusionen wie Staub vor dem Wind.«
    Maara saß Mankov gegenüber und sah ihn während des kurzen Gespräches aus halbgeschlossenen Augen ebenso aufmerksam wie abschätzend an. Offensichtlich erwartete sie mit Ungeduld die nächsten Aktivitäten, und natürlich erwartete sie die von ihm. Er glaubte ihr sogar anzusehen, daß es mehr war als das. Sie schien überhaupt nicht einverstanden mit der ihm eigenen Art, nichts zu übereilen.
    Er zwang sich, ihren Unmut als nicht vorhanden zu
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