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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment
Autoren: Klaus Frühauf
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Umläufe hinter sich haben, ehe wir sein Orbit erreichen. Übrigens ist ein Jahr auf Procyon 4 um etwa ein Drittel länger als ein irdisches Jahr.«
    Yahiro sprach langsam und akzentuiert, und ebenso langsam wandte er den Kopf wieder dem Bildschirm zu. Offensichtlich gab er sich Mühe, jede heftige Bewegung zu vermeiden. Peter Mankov spürte einen Teil seiner früheren Zuneigung zurückkehren.
    In der nächsten Stunde erwachten auch die anderen. Sie trotteten hinüber zum Duschraum, jeder mit sich selbst beschäftigt, und sie grüßten lediglich durch ein kurzes Heben der Brauen. Die Nachwirkungen des Tiefschlafs lagen auf ihnen wie ungewohnte Lasten. Man sah es ihnen unschwer an.
    Nur Maara Doy, Hastons Assistentin, ging mit den tänzelnden Schritten einer Ballerina an ihnen vorüber, groß und schlank, mit knabenhaften Hüften, den Kopf mit dem einem feinen Fell gleichenden Haar hoch erhoben. Nach ihr kamen nur noch Haston, zerfurcht und bleich, mit zerzaustem grauem Haarschopf und hängenden Schultern, und als letzte Vanda Ricanek, die Kom-Technikerin. Einmal mehr überraschte Mankov die Ähnlichkeit Vandas mit Doreen. Und während seine Blicke den nackten Frauenkörper umfaßten, spürte er, daß ihn die Erinnerung noch immer schmerzte.
    Was hatten sie nicht für Pläne geschmiedet, er und Doreen, damals, vor seinem Unfall, zu einer Zeit, die seitdem jenseits all seiner Vorstellungen und Hoffnungen lag! Aber, das konstatierte er mit Unmut, offensichtlich noch immer nicht jenseits seiner Wünsche.
    Die Veränderung, die mit ihm und in ihm vor sich gegangen war, hatten sie erst nach und nach bemerkt. Als ihn die Ärzte aus der Klinik entlassen hatten, mit einem zusammengebastelten Körper, der sogar ihm selber wie ein sorgsam aneinandergefügtes Puzzle erschienen war, aber als völlig wiederhergestellt, da hatten sie beide annehmen müssen, er wäre zumindest in seinem Denken und Fühlen der alte geblieben.
    Es kostete ihn keine Mühe, sich der letzten Wochen an der Seite Doreens zu erinnern, manche Einzelheiten waren ihm noch so gegenwärtig, daß er fürchtete, die Zeit könne auch nicht eine einzige Nuance verwischen, und würden auch Jahre darüber hingehen.
     
    Wenn er die Augen schloß, dann sah er Doreen, als säße sie ihm wirklich gegenüber. Sie lächelte in der nur ihr eigenen Art, mit einem warmen Glanz in den Augen und kleinen Fältchen um den Mund. Ihr Lächeln hatte ihn stets verwirrt, aber in der Zeit, in der ihn eine ständige, durch nichts motivierte und doch nicht zu bezwingende Angst quälte, verdroß es ihn.
    Doreen aber schüttelte den Kopf. »Das ist doch erklärlich«, sagte sie mit Nachsicht in der Stimme. »Der Schock, die Sorge, ob die Rekonstruktion wirklich den Erfolg haben wird, den du und die Ärzte erhoffen, das muß doch Nachwirkungen haben. Aber die werden irgendwann vergehen, Peter. Glaub mir, es war vernünftig, einen anderen Weg zu wählen als Yahiro. Weil es der Weg zu mir zurück war, Peter. Du wirst sehen, alles wird gut werden.«
    Und er glaubte ihr. Wider die eigene Vernunft. Hätte ihn jemand in der gleichen Angelegenheit um Rat gefragt, hätte es also nicht ihn selbst betroffen, er hätte nicht eine Sekunde gezögert, seine Zweifel zu äußern. Da es aber ihn betraf, glaubte er ihr nur zu gern.
    Die Ernüchterung kam nicht schlagartig, sie wuchs langsam und anfangs fast im Unterbewußtsein, und doch kam sie mit niederschmetternder Wucht. Niemals in all den Wochen und Monaten hätte er den Beweis erbringen können, daß Doreen die Zielstrebigkeit und Lebenskraft, die er nicht mehr aufzubringen vermochte, bei anderen suchte, und auch später gelang es ihm nicht, sich letzte Klarheit zu verschaffen. Aber er war sicher, daß sie es tat. Wie anders sollte er sich sonst erklären, daß sie nicht verzagte, daß sie immer gleichmäßig freundlich zu ihm war und ihn niemals spüren ließ, wie sehr er ihr unterlegen war?
    Er begann sie zu belauern. Obgleich er sein Verhalten als unwürdig empfand, ging er ihr nach. Befand sie sich morgens auf dem Weg ins Büro, dann stand er oft nur wenige Meter hinter ihr auf dem Gleitweg, bemüht, einen breiten Rücken zwischen sich und ihr zu haben. Er registrierte, mit wem sie sich unterhielt, versuchte ihre Gesten und Blicke zu analysieren, und auch abends zu Hause betrachtete er sie mit anderen Augen als vordem. Eine Frage nach seinem Befinden oder die hingeworfene Bemerkung über einen ihrer Kollegen erhielten unvermittelt Gewicht. Er litt
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