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Das verfluchte Koenigreich

Das verfluchte Koenigreich

Titel: Das verfluchte Koenigreich
Autoren: Frewin Jones
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glaubst du denn, worüber Titania und ich in den letzten Wochen geredet haben? Über das Wetter?« Sie streichelte Tanias Hand. »Das ist schon in Ordnung, wirklich, mein Schatz. Wer würde sich nicht für all das hier entscheiden? Du wärst doch sowieso bald an die Uni gegangen – und dann hättest du dir eine eigene Wohnung suchen müssen.« Sie lachte. »Jetzt verlässt du uns eben ein bisschen früher – und ziehst ein bisschen weiter weg, als wir gedacht hatten. Ich hätte mir gewünscht, dass du nach Oxford oder Edinburgh gehst – da hätten wir dich ab und zu besuchen können.« Mit blitzenden Augen fügte sie hinzu: »Ins Elfenreich zu reisen dürfte etwas schwieriger sein.«
    Tania hätte ihre Mutter am liebsten geküsst. »Mum, du bist einfach toll!«, sagte sie strahlend und umarmte sie.
    »Ja, nicht wahr?«, sagte Mrs Palmer mit einem Lächeln. »Und es hat alles sein Gutes, weißt du. So bleibt mir wenigstens erspart, dass du an jedem Monatsende mit einem riesigen Berg Schmutzwäsche bei uns auftauchst wie die meisten Studenten. Das hoffe ich jedenfalls, denn ich hab nämlich keine Ahnung, wie man Elfenkleider wäscht.«
    »Ich komme nach Hause, so oft ich kann«, versprach Tania. Sie blickte ihre Mutter liebevoll an, ohne sich um die vielen Leute ringsum zu kümmern. Und es war ihr auch egal, dass sie Tränen in den Augen hatte. »Aber was sollen wir bloß den anderen erzählen? Was soll ich Jade sagen?« Jade Anderson war Tanias beste Freundin in der Welt der Sterblichen, der sie bisher immer alles anvertraut hatte.
    »Wie soll sie meine beste Freundin bleiben, wenn ich ihr den größten Teil meines Lebens verschweigen muss?«, sagte sie seufzend. »Und ich kann ihr nicht vom Elfenreich erzählen. Sie könnte es nie für sich behalten, da bin ich mir sicher. Aber wenn ich es ihr nicht sage …«
    Mrs Palmer tätschelte Tanias Schulter. »Uns wird schon was einfallen«, sagte sie tröstend.
    »Du verstehst das nicht. Jade merkt doch sofort, wenn ich etwas vor ihr verheimliche. Außerdem ist es ja nicht nur Jade, verstehst du? Werden sich nicht alle wundern, wenn ich die Schule hinschmeiße?«
    »Wir sagen ganz einfach, dass du ein Auslandsjahr machst«, schlug ihre Mutter vor. »Oder dass du auf einer Schafsfarm in Neuseeland arbeitest oder ein Praktikum auf einer Bohrinsel machst oder an einem Forschungsprojekt in der Arktis teilnimmst.« Sie schaute Tania in die Augen. »Eines nach dem anderen. Nimm’s einfach, wie es kommt, Tania, sonst wirst du verrückt.« Lächelnd fügte sie hinzu: »So wie wir auch, dein Vater und ich.«
    Beim Gedanken an ihren Dad runzelte Tania die Stirn. »Wo ist er überhaupt. Und wie geht es ihm?«
    Plötzlich vernahmen sie Lachen und Beifall und erblickten ein paar Schaulustige, die sich um eine Akrobatentruppe scharten. Die Akrobaten bildeten zwei große Pyramiden – die obersten balancierten kopfüber auf den Köpfen der unteren, während sie mit den Füßen goldene und silberne Kugeln jonglierten.
    »Ich glaube, er ist ins Zelt gegangen und hat sich hingelegt«, sagte Tanias Mutter und applaudierte den Künstlern. »Er steigert sich ein bisschen in seine Krankheit hinein. Du weißt doch, wie er sich anstellt, wenn er mal erkältet ist.«
    »Aber wie geht’s ihm sonst?«, fragte Tania, während sie weiter durch den Festtrubel schlenderten. »Wie wird er mit all dem hier fertig?«
    Mrs Palmer kräuselte die Lippen. »Ach, er hat ein bisschen zu kämpfen, aber was erwartest du? Du warst immer sein Augapfel, sein kleines Mädchen – und jetzt, in dieser anderen Welt, taucht auf einmal ein zweiter Vater auf und dieser neue Vater ist auch noch der König des Immerwährenden Elfenreichs. Auf einmal hast du hier eine neue Familie – das ist ein harter Brocken.«
    »Ich geh nachher mal zu ihm«, versprach Tania.
    »Das wird ihn freuen. Aber du darfst nicht ungeduldig mit ihm werden, nur weil er sich nicht so schnell für diesen ganzen Prinzessinnenrummel erwärmen kann.«
    Tania seufzte. »Gefällt es ihm hier nicht, Mum? Was hat er gesagt?«
    »Ach, nicht viel«, wehrte Mrs Palmer ab. »Ich meine, du kennst ihn doch – bei ihm muss alles seine Ordnung haben. Das Leben hier ist ihm zu unberechenbar. Aber mach dir keine Sorgen. Er liebt dich und am Ende wird er sich damit abfinden.«
    »Kann ich dich eine Weile allein lassen, Mum?«, fragte Tania.
    »Ja, natürlich. Ich wollte sowieso noch ins Kinderzelt.« Das Gesicht ihrer Mum verdüsterte sich. »Da war ein Baby, das
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