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Das verfluchte Koenigreich

Das verfluchte Koenigreich

Titel: Das verfluchte Koenigreich
Autoren: Frewin Jones
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Zeremonie weckte furchtbare Erinnerungen in Tania, denn auch sie war einst verlobt gewesen und hatte kurz vor ihrer Hochzeit gestanden – mit dem grausamen Gabriel Drake aus dem Herzogtum Weir, der das Elfenreich beinahe in den Untergang getrieben hätte.
    In den beiden folgenden Tagen hatten noch viele andere Zeremonien stattgefunden, danach war der ganze Hofstaat zu Schiff nach Dinsel gereist, um an dieser letzten Zeremonie teilzunehmen. Die königliche Familie war mit der Wolkenseglerin gekommen, einer prächtigen Galeone mit silberweißen Decks und Segeln.
    Und jetzt warteten alle gebannt auf den Vermählungsgesang.
    »Mir ist nicht gegeben zu singen wie einst meine geliebte Schwester Zara«, begann Cordelia feierlich. »Doch ihrem Andenken sei gewidmet, was hier geschieht, denn dieser Ort war ihr allzeit der liebste.«
    Tania biss sich auf die Lippen. Zaras Tod war immer noch so schmerzlich, dass sie nicht daran denken konnte, ohne in Tränen auszubrechen. Edric drückte ihr mitfühlend die Hand und das tröstete sie ein bisschen. Zara hatte in Avalon ihren Frieden gefunden, das wusste sie, aber sie vermisste sie trotzdem.
    Seufzend wischte sie ihre Tränen ab und konzentrierte sich auf das, was auf den umliegenden Hügeln vorging. Auf allen Berghängen, die das Leiderdale-Tal einfassten, sammelten sich die Tiere: Schafe und Ziegen, Kühe und Ochsen, Rehe, Wölfe, Bären und Wildschweine, Füchse, Biber, Hunde und Wildkatzen. Die Silhouetten hoben sich scharf vor dem dämmrigen Himmel ab. Die Tiere blickten ins Tal hinunter, um ihre geliebte Prinzessin zu ehren.
    Dann erklang die tiefe Stimme des Königs. »Singt!«
    Und auch die Königin rief: »Singt!«
    Und so begannen Cordelia und Bryn zu singen:
    Die Augen zu den Sternen erhoben,
    empfinden wir weder Furcht noch Leid.
    Das Licht, das uns von Ferne scheint,
    enthüllt die Brücke, die uns vereint.
    Wo Liebende sich endlich finden
    und immerdar ihr Glück verkünden.
    Wo ihre Seele wie Glas so klar,
    zwei Herzen warm und wunderbar.
    Dorthin will ich dich führen,
    weit hinters flache Land,
    und wer, mein Herz, wäre würdiger,
    deine Hand zu nehmen,
    welche Lady, welcher Lord?
    Derweil wir tanzen, fort und fort,
    im Reigen der hohen Himmelsgäste,
    ihn nur sehend mit jedem Blick,
    den Liebsten, den Einen, mein ganzes Glück.
    Der Gesang hallte im Tal wider, schwoll an und teilte sich in Ober- und Unterstimme auf, sodass es klang wie ein Chor himmlischer Stimmen.
    Dann endete das Lied und der Geisterchor hallte noch eine Weile im Tal wider, bis er allmählich ganz verebbte und Stille unter dem dunklen, sternenübersäten Himmel einkehrte.
    Tania holte tief Luft. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie die ganze Zeit den Atem angehalten hatte. Die Stille wurde von den Tieren auf den Berghängen gebrochen. Alle begannen gleichzeitig zu blöken, heulen, brüllen und bellen und ein ohrenbetäubender Lärm erfüllte die Nacht.
    Cordelia hob die Arme, drehte sich langsam im Kreis und grüßte alle Tiere, die ihr zujubelten.
    Tania drückte Edrics Hand.
    »Wow!«, hauchte sie.
    Nach und nach verstummten die Tiere, wandten sich ab und verschwanden in der Nacht.
    Wieder ertönte donnernder Applaus, als Cordelia und Bryn Hand in Hand vom Singenden Stein herabstiegen – jetzt erst waren sie vermählt. Die Menge umringte das Paar johlend.
    »Das war erst der Anfang«, sagte Edric zu Tania. »Wart’s ab.«
    Tania sah ihn an. »Was denn noch?«
    Edric lächelte. »Ich war bei der Hochzeit von Prinzessin Hopie und Lord Brython«, sagte er mit leuchtenden Augen. »Das Beste kommt zum Schluss.«
    Tania musste nicht lange warten. Bald kehrte wieder Stille ein und die Menge wich zurück, um das Königspaar durchzulassen, die den glitzernden Stein bestiegen.
    Auch sie nahmen sich bei den Händen und wandten sich nach Westen, wie Cordelia und Bryn vorher.
    »Jetzt kommt es«, wisperte Edric Tania ins Ohr.
    Der König und die Königin begannen zu singen, Oberon in einem tiefen, durchdringenden Bass, während Titania ihre warme, volltönende Altstimme erklingen ließ.
    Gesegnet sei die Nacht!
    Gesegnet die Kraft, die das Land erhält,
    gesegnet seien Mond und Sterne!
    Wir rufen an die gewaltigen Mächte;
    empfangen sie in unseren Händen,
    Wächter der Nacht, singende Sterne,
    Klingen der Zimbeln, Schlagen der Trommeln,
    mondtrunkene Männer und lachende Mädchen
    tanzen leichtfüßig durch die Nacht!
    Dieses Lied ist der Wundertaube gewidmet,
    möge sie diese Ehe
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