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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal
Autoren: Doris Schroeder
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ist
ertrunken!“
    Da tauchte Timmy wieder auf.
Hilfesuchend hob er den Arm.
    „Lassie, hole ihn!“ rief Frau Miller
gellend. „Rasch!“ Sie selbst konnte nicht eingreifen, denn sie standen
inzwischen oben auf dem Steilufer, und bis zum Bach waren es sicherlich
mindestens zwei Meier hinunter.
    Wie ein goldbrauner Pfeil schnellte
Lassie ins Wasser und schwamm mit kraftvollen Stößen auf den Jungen zu. Aber
Opa konnte es nicht mehr tatenlos ansehen.
    „Ellen, wir müssen hinunter!“ ächzte er
voller Angst.
    Vorsichtig wollte er sich über den Rand
des Steilufers hinuntergleiten lassen.
    Seine Schwiegertochter beobachtete ihn
voller Schrecken. „Vater, das kannst du doch nicht...“ fing sie an.
    Aber da stieß der Alte schon einen
wilden Schrei aus.
    Das Gestein, an dem er sich mit den
Händen festgehalten hatte, bröckelte ab — und der alte Mann stürzte in die
Tiefe. Steine rollten nach, und krachend landete Opa Miller auf dem schmalen
Ufer neben dem Bach, bedeckt von Sand und Steinen.
    „Um Gottes willen, Vater!“ schrie
Ellen, kreideweiß vor Angst.
    Auf einem Umweg kletterte sie zum Ufer
hinunter und kam, zerschunden und zitternd, neben dem ächzenden Schwiegervater
an.
    „Vater, ist dir etwas geschehen?“ stieß
sie hervor.
    „Halb so schlimm!“ wehrte er ab. „Wo
ist der Junge?“
    Ellen schaute sich gequält um. „Er ist
verschwunden!“
    Aber dann auf einmal leuchteten ihre
Augen auf.
    „Da kommt ja Lassie!“ schrie sie auf. „Sie
schleppt Timmy an Land!“
    Eilig sprang sie der tapferen Hündin
entgegen und zog den Jungen aufs trockene Ufer hinauf. Sie legte ihn flach auf
den Boden, fühlte ihm den Puls und massierte ihm die Hände.
    „Gottlob, er lebt!“ rief sie aufatmend
dem Schwiegervater zu.
    „Das kannst du Lassie verdanken!“ Opa
richtete sich auf, sank aber sofort stöhnend wieder zusammen. „Oh, ich kann das
Bein nicht heben!“
    Die Tochter eilte herbei, und auch
Lassie legte sich mitleidig neben ihn und leckte ihm das Gesicht.
    „Laß mich hier liegen“, sagte der Alte.
„Laufen kann ich doch nicht, aber das Warten halte ich ganz gut aus. Und wenn
du den Jungen ins warme Bett gesteckt hast, kannst du ja Hilfe besorgen und
mich abholen kommen. Lassie mag bei mir bleiben!“ Er klopfte dem guten Tier den
Hals, und Lassie nickte ihm aufmunternd zu. „Wruff!“
    „Gut, Vater“, sagte Ellen. „Ich beeile
mich.“
    Sie nahm Timmy auf den Arm und trat den
Heimweg an. Timmy hatte auf seiner kopflosen Flucht einen Umweg gemacht, Frau
Miller kannte einen Waldpfad, der in kurzer Zeit zum Hof zurückführte.
Plötzlich hörte sie laute Rufe: Zwischen den Büschen tauchte Jeff mit dem
Nachbarn und seinem Hund auf. Jeff sah ihr überrascht entgegen.
    „Da ist ja Timmy, Mutter!“ rief er.
    „Jawohl“, erwiderte die Mutter. „Hör
mal, Opa ist verletzt. Er liegt mit gebrochenem Bein am Bachufer. Laufe sofort
zu ihm und warte, bis wir wiederkommen!“
    Jeff gehorchte, und seine Mutter
schleppte Timmy weiter. Als sie eine Weile später auf den Hof wankte, erblickte
sie ein Auto.
    „Ach, Frau Miller!“ rief ihr ein Herr
entgegen. „Was ist denn los?“
    „Herr Martin! Oh, es ist schrecklich!
Wir hatten einen Unfall.“
    Herr und Frau Martin blickten
bekümmert. „Können wir nicht helfen?“
    „Frau Martin, würden Sie vielleicht den
Jungen ausziehen und ins Bett legen?“ Sie schaute Timmy an, der sich inzwischen
ein bißchen erholt hatte. „Junge, zeige Frau Martin dein Zimmer!“
    Frau Martin schloß den Kleinen in die
Arme. „Ach, Timmy und ich machen das schon!“ lächelte sie. „Komm, mein Junge.“
    Frau Miller lief ans Telefon und rief
den Arzt an. Er versprach, sofort zu kommen.
    Als sie wieder auf den Hof kam, lief Herr
Martin ihr entgegen. „Wir könnten doch sofort mit ein paar Stangen und Latten
aufbrechen, um Ihren Schwiegervater auf einer Behelfsbahre herbeizuholen“,
sagte er. „Hier, Herr Curtis hat sich auch schon erboten, mitzukommen!“ Er
schaute den freundlich nickenden Nachbarn mit dem Hund an.
    Inzwischen hatte Frau Martin dem
schlotternden Timmy die nassen Kleider ausgezogen und ihn in seinen Pyjama
gesteckt. Nun saß sie neben ihm auf dem Bett.
    „Etwas Gutes hat es doch!“ lächelte
sie. „Heute brauchst du dich nicht zu waschen!“
    Timmy hatte sie schüchtern angesehen.
Nun lächelte auch er.
    „J-ja!“ brachte er hervor.
    „Und nun mach es’ dir ganz gemütlich im
Bett, Junge. Und ich erzähle dir eine Geschichte: Die Geschichte
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