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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
Autoren: Thomas Thiemeyer
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nebelig und feucht. Das Rauschen von Wasser drang an ihr Ohr.
    Mordra versuchte, mit der Wand zu verschmelzen, während sie langsam auf den Rand der Öffnung zukroch. Die Höhle sah aus, als wäre sie durch eine Katastrophe entstanden, eine Explosion oder dergleichen. Sie hatte die Zwischenebenen herausgerissen und einen gewaltigen Innenraum erschaffen. Ungewöhnlich war auch, dass das Licht, anstatt von oben, aus der Tiefe kam. Feuer oder dergleichen.
    Für einen kurzen Moment war sie von Hoffnung ergriffen. Eine Menschensiedlung? Schatten zuckten über die Wände. Nebelfetzen waberten wie blutige Tücher durch die Luft. Mordra hielt den Atem an. Der Abgrund war bodenlos. Ein feuriges Loch ohne Anfang, ohne Ende. Ein Ort, der aussah wie die leibhaftige Hölle. Das Licht entsprang eisernen Tonnen, in denen kränkliche Feuer brannten. Aus einer geborstenen Rohrleitung tröpfelte übelriechendes Wasser. In der Mitte der Höhle befand sich ein See, aus dem ein Schutthaufen herausragte. Die Form dieser Insel war zu gleichmäßig und symmetrisch, als dass sie rein zufällig entstanden sein konnte. Auch die brennenden Tonnen waren nicht willkürlich angeordnet. Sie umschrieben einen Kreis, der so bemessen war, dass die Flammen zwar genügend Licht spendeten, jedoch das Herz der Anlage – den mächtigen Hügel – nicht allzu stark ausleuchteten. So als würde jemand das Licht hassen, jedoch nicht zur Gänze darauf verzichten können.
    Wenn nur der verdammte Nebel nicht wäre! Die wabernden Schleier schoben sich immer wieder vor ihr Blickfeld. Bisher hatte sie noch keine lebende Seele gesehen. Waren das Öffnungen auf der Oberseite? Doch, es stimmte schon: Löcher – wie in einem Ameisenhügel.
    Plötzlich bemerkte sie eine Bewegung. Irgendetwas krabbelte über die Oberseite des Schutthaufens. Sie kniff die Augen zusammen. Auf allen vieren, den Kopf vorgereckt, tastete sich das Ding voran. So bleich und durchscheinend, dass es vom Untergrund kaum zu unterscheiden war. Ein Mensch war das gewiss nicht. Wie eine Made kroch die Kreatur auf dem Hügel herum, tauchte in eines der Löcher ab und kam an anderer Stelle wieder hervor.
    Oder war es ein Artgenosse?
    Jetzt, wo sie endlich einen Anhaltspunkt hatte, konnte Mordra abschätzen, wie groß die gesamte Anlage war. Ein leiser Fluch huschte über ihre Lippen.
    Kein Zweifel, dies war das Nest, nach dem sie so lange gesucht hatte. Der Bau war riesig. Mindestens dreißig Meter im Durchmesser und zehn Meter hoch. Wobei es schien, dass er in der Tiefe sogar noch weiterging. Den vielen Löchern nach zu urteilen, hatten die Kreaturen den gesamten Untergrund ausgehöhlt und ein Labyrinth aus Stollen und Gängen erschaffen. Bestimmt war der Bau durchzogen von Wohnhöhlen und Schlafräumen, ganz zu schweigen von der wichtigsten Kammer: der des Anführers. Mordra konnte sich zwar nicht vorstellen, dass diese Kreaturen auf irgendeine Weise organisiert waren, andererseits besaßen selbst so hirnlose Kreaturen wie Ameisen eine Organisation. Wenn es also eine Struktur gab, dann musste es auch einen Anführer geben, das war ein Naturgesetz.
    Langsam und vorsichtig zog sie sich zurück. Sie spürte, dass ihre Schwester noch am Leben war und dass sie nur dort unten sein konnte. Sie und Kendra hatten schon immer eine starke Verbindung gehabt. Ein Band, das nicht mal der Tod würde durchschneiden können.
    Mordra ließ ihr Schwert durch die Luft pfeifen. Was immer in der nächsten Stunde geschehen würde, es würde gewiss nichts sein, was man seinen Kindern vor dem Zubettgehen erzählte.
    Mit einem grimmigen Lächeln machte sie sich an den Abstieg.

Teil 1
    Denn sie wissen nicht,
was sie tun …

1
    65 Jahre zuvor …
    D as Schwert pfiff durch die Luft, landete mit hartem Aufprall auf dem Schild des Gegners und prallte federnd davon ab.
    Ben lächelte unter seinem Helm. Das neue Schwert war gut ausbalanciert. Nicht so wie diese Bastardklinge vor einem Jahr, bei der ihm nach einer Stunde Kampftraining schier der Arm abgefallen war. Dieses hier war leicht. Leicht, kompakt und gutaussehend. Französischer Stahl, gefertigt von einem Hobbyschmied in einem kleinen Nest im Elsass. Natürlich war es stumpf, so wie alle Turnierwaffen, aber im Fernsehen würde das nicht zu sehen sein. Für die Zuschauer des WDR-Regionalprogramms würde es so wirken, als schlügen sie hier tatsächlich mit echten Waffen aufeinander ein.
    »Halt, stopp, kurze Pause.« Der Regisseur, der für die Sendung Lokalzeit
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