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Das Urteil

Titel: Das Urteil
Autoren: John Grisham
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Namen Pynex gehandelt wurde. Der bevorstehende Prozeß trug die Bezeichnung Wood gegen Pynex, also hatte das Glücksrad Jankle auf den heißen Stuhl befördert. Der Größe nach war Pynex Nummer drei, mit einem Umsatz von fast zwei Milliarden im vorigen Jahr. Außerdem verfügte Pynex, nach dem letzten Quartalsstand, zufällig über die größten Bargeldreserven von den vieren. Der Prozeß hätte zu keiner ungelegeneren Zeit kommen können. Mit einigem Pech konnte es passieren, daß den Geschworenen die Bilanzen von Pynex gezeigt wurden, hübsche, säuberliche Kolonnen, die einen Bestand von gut achthundert Millionen an Bargeld ausweisen würden.
    »Wir arbeiten daran«, sagte Fitch. »Bei acht von ihnen bestehen noch Unklarheiten. Vier könnten entweder tot oder verzogen sein. Die anderen vier sind am Leben und werden am Montag bei Gericht erwartet.«
    »Ein faules Ei unter den Geschworenen kann Gift sein«, sagte Jankle. Er hatte in Louisville als Firmenanwalt gearbeitet, bevor er bei U-Tab eintrat, und ließ es sich immer angelegen sein, Fitch darauf hinzuweisen, daß er von der Juristerei mehr verstand als die anderen drei.
    »Dessen bin ich mir vollauf bewußt«, fauchte Fitch ihn an. »Wir müssen diese Leute genau kennen.«
    »Wir tun unser Bestes. Es ist nicht unsere Schuld, wenn die Geschworenenlisten hier nicht so auf dem laufenden sind wie in anderen Staaten.«
    Jankle trank einen großen Schluck und starrte Fitch an. Schließlich war Fitch letzten Endes nicht mehr als ein gut bezahlter Sicherheitsgangster, nicht im entferntesten auf der gleichen Ebene wie der Generaldirektor eines großen Konzerns. Man konnte ihn nennen, wie man wollte - Berater, Agent, Organisator -, Tatsache war, daß er für sie arbeitete. Natürlich verfügte er im Augenblick über einigen Einfluß, gefiel sich darin, groß aufzutreten und herumzubellen, weil er auf die Knöpfe drückte, aber verdammt noch mal, er war schließlich nur ein besserer Gangster. Diese Gedanken behielt Jankle für sich.
    »Sonst noch etwas?« fragte Fitch Jankle, als wäre seine anfängliche Frage gedankenlos gewesen, als sollte er, wenn er nichts Produktives zu sagen hatte, einfach den Mund halten.
    »Trauen Sie diesen Anwälten?« fragte Jankle, nicht zum erstenmal.
    »Über dieses Thema haben wir bereits gesprochen«, erwiderte Fitch.
    »Was nicht ausschließt, daß wir noch einmal darüber sprechen, wenn ich es will.«
    »Weshalb machen Sie sich Sorgen wegen unserer Anwälte?« fragte Fitch.
    »Weil - nun ja, weil sie hier zu Hause sind.«
    »Ich verstehe. Und Sie meinen, es wäre klug gewesen, ein paar Anwälte aus New York herbeizuschaffen und vor den Geschworenen reden zu lassen? Oder vielleicht ein paar aus Boston?«
    »Nein, es ist nur so, daß sie noch nie Verteidiger in einer Tabaksache waren.«
    »Hier an der Küste hat es noch nie eine Tabaksache gegeben. Wollen Sie sich darüber beschweren?«
    »Ich habe nur kein gutes Gefühl bei diesen Leuten, das ist alles.«
    »Wir haben die Besten engagiert, die es in dieser Gegend gibt«, sagte Fitch.
    »Weshalb arbeiten sie so billig?«
    »Billig. Voriges Jahr haben Sie sich Sorgen wegen der Kosten der Verteidigung gemacht. Jetzt verlangen Ihnen unsere Anwälte nicht genug. Entscheiden Sie sich.«
    »Voriges Jahr haben wir den Anwälten in Pittsburgh vierhundert pro Stunde gezahlt. Diese Leuten hier arbeiten für zweihundert. Das beunruhigt mich.«
    Fitch sah Luther Vandemeer, Generaldirektor von Trellco, an. »Ist mir hier irgend etwas entgangen?« fragte er. »Meint er das ernst? Wir stehen bei fünf Millionen Dollar für diesen Fall, und er hat Angst, daß ich jeden Cent dreimal umdrehe.« Fitch machte eine Handbewegung in Richtung Jankle. Vandemeer lächelte und trank einen Schluck.
    »In Oklahoma haben Sie sechs Millionen ausgegeben«, sagte Jankle.
    »Und wir haben gewonnen. Ich kann mich nicht daran erinnern, daß sich irgend jemand beschwert hat, als das Urteil gesprochen war.«
    »Ich beschwere mich auch jetzt nicht. Ich sage nur, daß ich mir Sorgen mache.«
    »Großartig! Ich werde in die Kanzlei zurückkehren, sämtliche Anwälte zusammenrufen und ihnen sagen, daß meine Kunden sich wegen ihres Honorars Sorgen machen. Ich werde sagen: ›Hört mal, Leute, ich weiß, daß wir euch reich machen, aber das genügt nicht. Meine Kunden wollen, daß ihr ihnen mehr berechnet. Nehmt uns aus. Ihr arbeitet zu billig.‹ Halten Sie das für eine gute Idee?«
    »Keine Aufregung, Martin«, sagte
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