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Das Unsterblichkeitsprinzip

Titel: Das Unsterblichkeitsprinzip
Autoren: Jeffrey Lang
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dunkel, obwohl die Sonne erst in einer Stunde untergehen würde. Wie die meisten Leute, die den größten Teil ihres Lebens auf Föderationswelten verbracht hatten, fühlte er sich von der Vorstellung eines echten Gewitters fasziniert: gleißende Blitze, Wind, der Gebäuden und Menschen Schaden zufügen konnte…
      In den meisten Regionen von Galor IV herrschte ein gemäßigtes Klima – das war einer der Gründe, warum das Daystrom-Institut für Technik den Annex dort errichtet hatte.
      Aber Unwetter waren nicht völlig ausgeschlossen, was die Existenz des Wetterkontrollnetzes erklärte. Zu jedem beliebigen Zeitpunkt fanden sehr komplexe Experimente statt und niemand wollte riskieren, dass ein Blitzschlag alles ruinierte. Bisher hatte das Ambientale Kontrollzentrum immer dann Alarm gegeben, wenn sich ein Unwetter zusammenbraute, das vom Kontrollnetz nicht gebändigt werden konnte. Das sollte es allen Laboratorien ermöglichen, laufende Experimente angemessen abzuschirmen.
      Aber früher oder später musste dies einmal passieren, dachte Maddox. Laut sagte er: »Ausgerechnet jetzt.«
    »Wir waren noch nicht sehr weit«, erwiderte Waslowick.
      »Wir können aufhören und nach dem Gewitter noch einmal von vorn beginnen.«
      Maddox legte seinen Tricorder aufs Fensterbrett und seufzte.
      »Das stimmt vermutlich. Aber ich habe gehofft, die Tests bis heute Abend beenden zu können.«
      Plötzlich flackerte ein Blitz über den Himmel. Waslowick stolperte vom Fenster fort und Maddox hielt ihn fest, bevor er fallen konnte.
      »Entschuldigung«, sagte Waslowick. »Das hat mich überrascht.« Wenige Sekunden später grollte Donner und ließ die Fensterscheibe vibrieren.
      Im Licht eines weiteren Blitzes sah Maddox, wie heftiger Wind an den Ästen und Zweigen eines nahen Baums zerrte.
      Etwas schlug ans Fenster, prallte ab und verschwand irgendwo in der Dunkelheit.
      »Haben Sie so etwas schon einmal erlebt, Bruce?«, fragte Waslowick.
      »Nein, ich…« Maddox unterbrach sich verblüfft, als ein blauweißer Blitz keine zehn Meter entfernt den Boden traf. Er hätte schwören können, das Prickeln von ionisierten Sauerstoffmolekülen auf der Haut zu spüren, und es donnerte so laut, dass ihm und Waslowick der Atem stockte.
      Unmittelbar darauf hörte Maddox ein neuerliches Krachen, das von einer Explosion stammte – eine grünliche Flammenzunge leckte durch die Nacht. Das Licht war so grell, dass er den Kopf drehte und die Augen schloss.
      Als er die Lider wieder hob, sah er nur einen roten Fleck, ein geisterhaftes Nachbild auf seiner Netzhaut.
      »Die Energieversorgung ist ausgefallen«, sagte er. »Der Blitz scheint das Hauptnetz getroffen zu haben.« Als er den Blick senkte, bemerkte er die leuchtenden Anzeigen des Tricorders.
      Er griff nach dem angenehm vertrauten Gerät, das darauf justiert gewesen war, Schwankungen im Mikrovoltbereich zu orten, wie sie bei schlecht synchronisierten isolinearen Chips vorkamen. Die starken elektromagnetischen Emissionen des Blitzes hatten ein Reset ausgelöst. Maddox betätigte die Kontrollen, startete ein Diagnoseprogramm und sah im Licht des Displays, dass sich Waslowick wortlos vom Fenster abgewandt hatte und durchs Laboratorium ging.
      »Wie stellen Sie das an?«, fragte er.
      »Was?«, erwiderte Waslowick.
      »Wieso sind Sie nirgendwo angestoßen? Ich habe nicht einmal gehört, dass Sie sich bewegten.«
      »Ich habe die Schritte gezählt«, sagte Waslowick ruhig.
      »Zwölf Schritte vom Fenster zur Hauptkonsole. Sechs Schritte zum Experimentierraum. Fünf Schritte von dort zur Tür.«
      »Und woher wissen Sie das?«
      »Ich zähle immer die Schritte. Das ist eine alte Angewohnheit.«
      Was für ein exzentrischer alter Mann, dachte Maddox.
      »Wenn das die Substation drüben beim Xenolabor war, dürfte die Energieversorgung im ganzen Bereich ausgefallen sein. Ich schätze, Hilfe können wir vorerst nicht erwarten. Glauben Sie, wir sollten das Experiment in den Vorbereitungsraum zurückbringen?«
      Maddox hörte, wie Waslowick zustimmend brummte, vernahm dann andere Geräusche: Schalter wurden bestätigt, Verriegelungen gelöst. Waslowick war aktiv geworden, und zwar ziemlich schnell – vermutlich wollte er das Experiment sichern, bevor sie es bewegten. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, jemanden ihre Arbeit sehen zu lassen, bevor sie fertig war. Andererseits: Wie sollten die Wächter in dem dunklen Laboratorium irgendetwas erkennen
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