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Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Titel: Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)
Autoren: Stefan Seitz
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wie schon seit Monaten nicht mehr, da es die stinkenden Staubpilze zu dieser Jahreszeit endlich nicht mehr gab. Die ekligen braunen Knollen waren durch die Sommerhitze wie Mais in der Pfanne zerplatzt, so dass der gesamte Wald noch bis vor wenigen Wochen wie ein riesiger Kuhstall gemuffelt hatte. Es war grauenvoll gewesen. Bis zu den Nebelfeldern hatte der Pilzstaub in der Mittagshitze gestunken, weshalb sich Primus wieder einmal für zahlreiche Stunden in den Keller verkrochen hatte. Nun aber stieg ihm der Duft von Harz und Tannennadeln in die Nase. Er schnupperte verzückt und sauste schlenkernd dahin.
    In der Mitte des Waldes kam Primus schließlich an die Stelle, an der sich der Distelpfad mit dem Kräutersteig kreuzte. Dieser zweite Waldweg war ein klein wenig breiter als der Distelpfad und verlief quer durch den Wald, vorbei am Ufer des Mondwassersees, bis in die Hauptstadt nach Hohenweis.
    Und eben hier, an jener verlassenen Kreuzung inmitten des Waldes, stand ein hölzerner Wegweiser mit vier pfeilförmigen Schildern.
    Primus hatte schon, solange er zurückdenken konnte, seine Freude an dem alten Wackelgestell. Denn jedes Mal, wenn er hier vorbeikam, drehte er dieses in eine andere Richtung. Nach Hunderten von Jahren gehörte das praktisch zu seinem Ausflugsprogramm. Daher auch in dieser Nacht. Guter Dinge gab er dem erstbesten Schild einen Klaps, der Wegweiser schnellte herum, und Primus flog gut gelaunt weiter.
    Doch dann, anders als in all den vorherigen Nächten, unterbrach Primus plötzlich seinen Nachhauseweg und ein Gedanke kam in ihm hoch. Kritisch blickte er zur Waldkreuzung zurück und legte die Stirn in Falten. Etwas schien ihn zu beschäftigen. Wenig später drehte er kurz entschlossen um. Er flatterte das letzte Stück zurück, segelte einmal flink um den Wegweiser herum und landete schließlich über diesem auf einem Baum. Von dort aus schaute er auf die vier Schilder hinunter.
    Sie waren allesamt verwittert und fingerdick mit Moos überzogen. Dennoch konnte Primus die Inschriften noch immer gut lesen: Klettenheim hieß es auf dem ersten Schild, welches nach der heutigen Drehung mitten ins Gebüsch wies. Der Reihe nach folgten Hohenweis , die Nebelfelder und schließlich auch das Schild mit der Inschrift Westliche Sümpfe . Ganz wie es der Zufall wollte, zeigte es geradewegs auf einen Baum mit einem gefährlich aussehenden Wespennest.
    »Na, das passt ja«, murmelte Primus.
    Er wandte den Kopf und schaute zur Seite. Ganz gleich, wo der Wegweiser gerade hindeutete, Primus wusste genau, in welcher Richtung die sagenumwobenen Sümpfe liegen mussten. Klettenheim befand sich im Norden und die Nebelfelder im Süden. Folglich war es der Kräutersteig, der dorthin führte, oder wie dieser Pfad im weiteren Verlauf auch immer heißen mochte. Für Primus war es nicht weiter verwunderlich, dass er selbst noch nie auf die Idee gekommen war, in diese Richtung zu fliegen. Der Pfad war hier mit Büschen fast vollständig zugewachsen und kaum zu erkennen. Im Vorbeifliegen hatte er ihn nie richtig wahrgenommen. Nun aber reckte er den Hals und lugte neugierig über die Büsche nach Westen. So wie es aussah, schien sich der Wildwuchs bereits nach einem kurzen Wegstück zu legen. Der Pfad musste also begehbar sein.
    Unruhig zappelte Primus mit den Flügeln. Nach der Geschichte der alten Großmutter verspürte er natürlich sehr große Lust, die Sümpfe auf der Stelle gründlich zu erforschen. Wer weiß, was sich dort noch so alles verbarg?! Sprechende Blätter und schwarze Hütten …? Ja, möglicherweise sogar noch andere Dinge.
    Er überlegte. Wie groß waren diese Sümpfe eigentlich? Wo im Wald fingen sie an und wo hörten sie auf? Er wusste keine Antwort auf diese Fragen.
    Erneut blickte er auf den kleinen verwunschenen Pfad. Sollte er sich wirklich heute Nacht noch ins Abenteuer stürzen und diesen erkunden? Oder wäre es nicht doch klüger, die ganze Sache erst einmal bei Tageslicht zu betrachten? Vielleicht von ganz weit oben aus der Luft. Genau! Von dort hätte er bestimmt einen prächtigen Überblick und konnte die Gegend ausloten. So wollte er es machen.
    Er nickte entschlossen. Für heute zog er es vor, sich mit ein paar Büchern vor den Kamin zu setzen. Ein letztes Mal noch schaute er auf den Pfad, bevor er sich entspannt vom Ast gleiten ließ.
    Aber halt! – durchzuckte es ihn. Einen Augenblick noch. Täuschte er sich oder hatte er dort hinten in der Dunkelheit etwas bemerkt? Er zwinkerte und stierte
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