Das Traumschloss
erwartete? Würde er sie bitten, ihn zu heiraten, damit dieses Kind sein rechtmäßiger Erbe werden konnte? Oder würde er ihr Geld anbieten? Ihr vielleicht irgendwo eine Wohnung kaufen, damit er ihr und seinem unehelichen Kind gelegentlich einen Pflichtbesuch abstatten konnte, während er eine adelige Spanierin ehelichte, die ihm einen blaublütigen Sohn schenkte?
Starr betrachtete sie Ramon und sah ihn in diesem Moment, wie er wirklich war – als rücksichtslosen Geschäftsmann. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie ihn nie richtig gekannt hatte. Er hatte die Rolle des charmanten Liebhabers gespielt und ihr dabei verschwiegen, dass er der Sohn eines Herzogs war. In diesem Augenblick beschloss sie, ihm nichts von dem Baby zu erzählen. Er brauchte einen Erben, der den Fortbestand seiner Familie sicherte, aber ihr Kind hatte einen Vater verdient, der es bedingungslos liebte. Womöglich wäre es besser für es, ganz ohne Vater aufzuwachsen.
„Hat dieses Gespräch überhaupt einen Sinn?“, brauste Ramon plötzlich auf.
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. „Ich glaube schon“, erwiderte sie traurig. „Ich wollte wissen, woran ich bin, und mir ist klar geworden, dass wir die Dinge ganz anders sehen. Ich bin nicht deine Geliebte“, fügte sie energisch hinzu, als er spöttisch die Brauen hob.
Ramon ließ den Blick zu Laurens verführerischem Bustier schweifen. „Aber wie eine gute Geliebte bist du sehr sexy angezogen.“ Er lächelte humorlos, als sie errötete und es hektisch zuzuschnüren begann. „Und mehr wirst du auch nie für mich sein, querida .“
Es zerriss ihr das Herz, doch sie würde auf keinem Fall in seiner Gegenwart weinen. Sie konnte ihren Tränen freien Lauf lassen, sobald sie allein wäre – was wohl für sehr lange Zeit der Fall sein würde, wie Lauren sich traurig eingestand.
„Dann möchte ich jetzt nach Hause“, flüsterte sie. „Und … ich komme nicht wieder.“
Ramon war zuerst fassungslos, dann wurde er wütend. Noch nie hatte eine Frau mit ihm Schluss gemacht.
„ Dios ! Was erwartest du eigentlich von mir?“, fragte er aufgebracht. „Wäre es dir lieber, wenn ich dir leere Versprechen machen würde?“ Er wollte Lauren nicht verlieren, doch er würde sie auch nicht bitten zu bleiben. Schließlich brauchte er sie nicht. Es gab genug Blondinen, die nur zu gern mit ihm das Bett teilen würden.
Überheblich betrachtete er sie. „Wenn du wirklich gehen willst, bitte ich meinen Chauffeur, dich nach Hause zu bringen“, fuhr er eisig fort. „Aber sobald du die Wohnung verlässt, ist unser Arrangement beendet, und ich will dich nicht zurückhaben.“
Lauren fühlte sich wie betäubt, als ihr klar wurde, dass es tatsächlich vorbei war. „Ich möchte nur weg von hier“, erwiderte sie heiser und verspannte sich, als Ramon ihr Kinn umfasste und sie zwang, ihn anzusehen. Einen Moment lang glaubte sie, er würde sie küssen, aber dann fluchte er laut und stieß sie weg.
„Dann geh!“, fuhr er sie an, und schweigend eilte sie hinaus.
1. KAPITEL
Achtzehn Monate später eilte Lauren durch das Großraumbüro der großen Londoner Kanzlei, in der sie arbeitete, und stöhnte leise, als sie auf ihre Armbanduhr blickte. Unvermittelt blieb sie stehen, als Guy Hadlow sich ihr in den Weg stellte.
„Der alte Herr fragt schon seit neun Uhr andauernd nach dir. Er möchte dich sofort sehen.“ Er lächelte boshaft. „Du kommst eine Dreiviertelstunde zu spät. Hast du verschlafen? Du siehst aus, als hättest du eine lange Nacht hinter dir.“
„Es geht dich zwar nichts an, aber in den Vororten schneit es, und mein Zug ist ausgefallen“, informierte sie ihn kurz angebunden.
Genau wie sie war Guy bei Plessy, Gambrill und Hess für Gewerbeimmobilien zuständig. Als einziger Sohn eines reichen Bankers war er es gewohnt, immer zu bekommen, was er wollte. Da sie sich jedoch beharrlich geweigert hatte, mit ihm auszugehen, hatte sie ihn inzwischen von seiner unangenehmen Seite kennengelernt. Und dass sie nun beide dieselbe höher dotierte Stelle anstrebten, hatte die Feindseligkeit zwischen ihnen verstärkt.
Von wegen verschlafen, dachte Lauren. Ihr zehn Monate alter Sohn Mateo bekam gerade einen neuen Zahn und war schon um fünf Uhr aufgewacht. Nachdem sie ihn versorgt hatte, hatte sie geduscht, die Waschmaschine befüllt und den Geschirrspüler ausgeräumt, anschließend hatte sie Mateo angezogen und ins Auto verfrachtet.
Wegen der vereisten Straßen hatte die Fahrt zur Kita statt der
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