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Das Tattoo

Das Tattoo

Titel: Das Tattoo
Autoren: Sharon Sala
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der Mann ein ausgezeichneter Schauspie ler … oder aber er sagte die Wahrheit.
    Während Dawson über diese Möglichkeit nachdachte, kam ihm in den Sinn, dass es für ihn vielleicht Zeit wurde, in Ruhe stand zu gehen. Früher hatte er seine Ermittlungen nicht so voreilig begonnen. Wenn er ehrlich war, musste er sich einge stehen, dass er von Anfang an entschlossen gewesen war, den Mann für schuldig zu halten, für was auch immer. Und auch nachdem er ihm eine geschlagene Stunde lang immer wieder dieselben Fragen gestellt und dieselben Antworten bekommen hatte, war er nicht willens gewesen, seine Meinung zu ändern oder zumindest in Frage zu stellen - bis zu diesem Moment. Er hatte immer wieder nach Gründen gesucht, um LeGrand für das angebliche Verschwinden seiner Frau verantwortlich zu ma chen, statt nach anderen Spuren zu suchen. Angewidert von sich selbst und von dem Job, der ihn so hart und skrupellos ge macht hatte, klappte Dawson sein Notizbuch zu und steckte den Stift ein.
    „Ich schätze, das war’s dann erst mal”, sagte er. „Sie hören von uns.”
    Clay winkte angeekelt ab, dann griff er nach dem Telefon und dem Telefonbuch, das daneben lag.
    „Was haben Sie vor?” fragte Dawson.
    „Ich werde einen Privatdetektiv anrufen. Ich will, dass meine Frau gefunden wird.”
    „Wenn sie entfuhrt wurde, wie Sie offenbar vermuten, dann sollten Sie warten, bis jemand mit einer Lösegeldforderung an Sie herantritt.”
    Clay schnaubte verächtlich. „Es wird keine Lösegeldforderung geben.”
    Dawson fühlte sich abermals in seinem ersten Eindruck be stätigt, denn woher sollte Clay das wissen, außer …
    „Wie kommen Sie darauf?” fragte er.
    Clay beugte sich vor. „Ich muss leider feststellen, dass Sie of fenbar ziemlich schwer von Begriff sind. Also, noch mal von vorn: Ich verdiene keine zweitausend Dollar im Monat und mei ne Frau hat nur eine Teilzeitstelle in der Stadtbibliothek. Ich habe keine vermögenden Eltern und Frankie ist Waise. Uns gehört ja noch nicht mal das Haus. Welches Lösegeld sollte ein Entführer also verlangen? Außer den Schlüsseln für meinen acht Jahre alten Truck habe ich nichts zu bieten.”
    Dawson schoss Zornesröte ins Gesicht. Der Mann hielt ihn offensichtlich für den Trottel vom Dienst.
    „Und ich nehme an, dass Ihre Frau nicht zufällig eine Lebens versicherung zu Ihren Gunsten abgeschlossen hat?”
    Clay verspürte eine unbändige Lust, dem Kerl die Faust ins Gesicht zu schlagen. Er bleckte die Zähne und zwang sich, sich auf die Frage zu konzentrieren, statt auf den Mann, der sie ge stellt hatte.
    „Es ist genau andersherum. Wenn ich sterbe, bekommt Fran kie eine halbe Million. Sollte sie hingegen sterben, bleibt mir nur ein gebrochenes Herz. So, und wenn Sie jetzt fertig sind, würde ich gern ein paar Anrufe machen.”
    Ohne auf Dawsons Einverständnis zu warten, nahm Clay das Telefon und das Telefonbuch und stampfte aus dem Zimmer. Die beiden Streifenpolizisten warfen dem Detective einen fragenden Blick zu.
    „Was ist mit meinem Partner, ist er schon zurück?” brauste der auf.
    Einer der beiden schüttelte den Kopf. „Nein, Sir. Ramsey be fragt immer noch die Nachbarn.”
    Dawson stakste zur Eingangstür. Erst das Unwetter, nun dieser undurchsichtige Fall. Der Tag hing ihm zum Hals heraus.
    Als er die Vordertür öffnete und auf die Veranda trat, peitsch te der Wind den Regen gegen seine Hosenbeine. Er trat einen Schritt zurück und suchte Schutz unter dem kleinen Vordach, während er die Straße nach dem Auto absuchte, mit dem Ramsey unterwegs war. Endlich sah er den Wagen ganz am Ende der Stra ße stehen. Kurz darauf kam Ramsey aus dem Haus. Dawson winkte ihm zu und signalisierte ihm, dass er mit seiner Befragung fertig war. Ramsey stieg in den Wagen und fuhr langsam auf das Haus der LeGrands zu. Avery Dawson stapfte mit polternden Schritten über die Veranda, hinaus in den Regen.
    „Elendes Sauwetter”, brummte er, als er sich auf den Sitz neben Ramsey fallen ließ und die Tür hinter sich zuschlug.
    Paul Ramsey grinste. „Mann, du bist doch nicht aus Zucker. So ein zäher alter Brocken wie du!”
    Dawson lehnte sich mit einem lauten Aufseufzen zurück. „Ja, da hast du wahrscheinlich Recht.”
    Ramsey trat aufs Gaspedal. „Was ist los mit dir? Willst du etwa schlappmachen? Um diese Tageszeit? Wir sind doch gerade erst zehn Stunden im Dienst. Der Tag ist noch jung.”
    Dawson seufzte. „Der Tag vielleicht, ich aber nicht.”
    Ramsey blickte zur
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