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Das Tattoo

Das Tattoo

Titel: Das Tattoo
Autoren: Sharon Sala
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lächeln.
    „Was soll das, Francesca?” fragte er mit sanfter Stimme, wie ein Vater, der seine Tochter tadelt. „Nimm die Pistole runter.”
    Sie hielt seinem Blick schweigend stand.
    Das hätte er ihr nicht zugetraut. Pharao spürte eine leichte Nervosität in sich aufsteigen.
    „Komm schon, Francesca, du kannst mich nicht erschießen. Erinnerst du dich nicht? Ich habe dich getröstet, wenn du ge weint hast. Ich habe dir beigebracht, wie man sich die Schuhe bindet. Ich habe dir Zöpfe geflochten und Geschichten vorgele sen. Ich liebe dich, Francesca. Du gehörst zu mir.”
    Frankie schossen die Tränen in die Augen. „Ich habe dir ver traut … früher. Aber du, was hast du getan? Du hast mich von meinem Zuhause … von meinem Ehemann weggerissen. Du hast mir zwei Jahre meines Lebens gestohlen. Das ist keine Liebe. Das ist Besessenheit.”
    Sie holte zitternd Atem, als Duke plötzlich einen Schritt auf sie zu machte.
    „Keine Bewegung!” schrie sie und zielte wieder auf Duke Needhams Kopf.
    Duke erstarrte. Auf die kurze Entfernung konnte sie ihn kaum verfehlen.
    Pharaoh atmete tief durch. Das war komplizierter, als er sich vorgestellt hatte. Er streckte seine Hand aus und trat einen Schritt vor. Die Bewegung veranlasste Frankie, die Waffe wieder auf ihn zu richten. Diese Gelegenheit nutzte Duke aus, um einen langen Satz auf sie zuzumachen.
    Frankie sah es und drückte blitzschnell zweimal nacheinan der ab. Dukes Beine knickten ein, als die Kugeln vorn in seine Knie einschlugen, seine Kniescheiben zertrümmerten und die Muskeln durchtrennten. Die Pistole rutschte ihm aus der Hand und fiel klappernd zu Boden. Frankie stieß sie mit der Schuhspitze weg, während sie wieder auf Pharaoh zielte.
    Duke schrie vor Schmerz so laut, dass man sein eigenes Wort nicht verstehen konnte. Pharaoh konnte nur ungläubig von ihm zu Francesca starren, in deren Gesicht sich allein Wut widerspie gelte. Und erst, als er an ihren Ehemann dachte, der da draußen tot im Schnee lag, dämmerte ihm, dass sein eigenes Leben auch auf dem Spiel stehen könnte.
    „Tu das nicht, Francesca”, bat er und streckte seine Hände zu beiden Seiten aus, um ihr zu zeigen, dass er unbewaffnet war. „Ich würde dir nie etwas antun.”
    Dukes Schreie hatten sich in ein leises Stöhnen verwandelt.
    Frankie glaubte, in der Ferne Sirenen zu hören, aber sicher war sie sich nicht.
    Das Blut… alles war voller Blut.
    Kein Mensch hatte sie vor dem vielen Blut gewarnt, als sie die verdammte Pistole gekauft hatte.
    „Francesca … hör mir zu”, sagte Pharaoh, während er einen Schritt auf sie zu machte.
    Sie umklammerte die Pistole fester und wich zwei Schritte zurück.
    „Du hast mich vergewaltigt, du verdammter Dreckskerl.”
    Pharaoh erstarrte, zutiefst schockiert von ihren Worten. „Niemals.”
    „Doch, du hast es getan! Du hast es getan! Ich erinnere mich noch genau an das Gewicht deines Körpers, als du mich niederge halten hast. Ich habe den Ausdruck in deinen Augen gesehen. Ich wusste, was du vorhattest, Pharaoh, ich wusste es ganz genau.”
    Pharaoh stöhnte laut auf. „Nein, Francesca, nein. Ich habe dich niemals auf diese Weise berührt. Nur einmal habe ich … ha ben wir … aber du hast geweint.” Er holte tief und zitternd Atem. „Ich habe sofort aufgehört, als du angefangen hast zu wei nen.”
    „Ich glaube dir nicht”, sagte sie, aber ihre Sicherheit kam ins Wanken. „Zwei Jahre lang hast du mich in einem Zimmer einge sperrt.”
    „Ich habe dir alles gegeben”, protestierte er. „Die schönsten Kleider, das beste Essen, von allem das Beste.”
    „Nur meine Freiheit nicht”, sagte Frankie bitter.
    Betroffen sah Pharaoh sie an. Er hörte die näher kommenden Sirenen ebenfalls. Er war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, alles richtig zu stellen und dem Bedürfnis zu fliehen, so lange er es noch konnte.
    Sein Leben rollte wie ein Film vor seinem inneren Auge ab. Als Kind war er immer ein Außenseiter gewesen, hatte nie das Gefühl gehabt, dazu zu gehören und geliebt zu werden, er hatte sich jede Aufmerksamkeit hart erkämpfen müssen.
    Und dann war Francesca gekommen.
    Er erschauerte und verfluchte die Schwäche, die Liebe manchmal mit sich brachte. Er dachte an Allejandro und an Ko lumbien und an den Reichtum und die Macht, die dort auf ihn warteten. Mit einem tiefen Seufzer schob er blitzschnell die Hand in seine Tasche und zog eine Pistole, mit der er auf Francescas Brust zielte.
    Frankie keuchte und wich entsetzt
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