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Das tapfere Schneiderlein

Das tapfere Schneiderlein

Titel: Das tapfere Schneiderlein
Autoren: Jacob u Wilhelm Grimm
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»Nun, das mach mir nach«, rief er.
    Â»Gut geworfen«, sagte der Schneider, »aber der Stein ist doch wieder auf die Erde heruntergefallen. Ich werde einen werfen, der gar nicht wiederkommt.« Er griff in die Tasche, nahm den Vogel und warf ihn in die Luft. Der Vogel war froh über seine Freiheit, stieg auf, flog fort und kam nicht wieder. »Na, wie gefällt dir das, Kamerad?«, fragte der Schneider.

    Â»Werfen kannst du wohl«, sagte der Riese. »Aber nun wollen wir sehen, ob du imstande bist, etwas Ordentliches zu tragen.« Er führte das Schneiderlein zu einer mächtigen Eiche, die gefällt auf dem Boden lag, und sagte: »Wenn du stark genug bist, dann hilf mir, den Baum aus dem Wald herauszutragen.«
    Â»Gerne«, antwortete der kleine Mann, »nimm du nur den Stamm auf deine Schulter. Ich will die Äste mit dem Gezweig aufheben und tragen. Das ist doch das schwerste Stück.«

    Der Riese nahm den Stamm auf die Schulter, der Schneider aber setzte sich auf einen Ast. Und so musste der Riese, der sich nicht umsehen konnte, den ganzen Baum und das Schneiderlein dazu forttragen. Der Schneider aber tat, als ob das Baumtragen ein Kinderspiel wäre und pfiff das Liedchen »Es ritten drei Schneider zum Tore hinaus«.
    Nachdem der Riese die schwere Last eine ganze Weile geschleppt hatte, konnte er nicht weiter und rief: »Hör, ich muss den Baum fallen lassen.«
    Der Schneider sprang schnell herab und fasste den Baum mit beiden Armen, als wenn er ihn die ganze Zeit getragen hätte, und sprach zum Riesen: »Du bist so ein großer Kerl und kannst nicht einmal den Baum tragen!«
    Sie gingen zusammen weiter. Als sie an einem Kirschbaum vorbeikamen, fasste der Riese die Krone des Baumes, wo die reifsten Früchte hingen, und bog sie herab. Er gab sie dem Schneider in die Hand und forderte ihn auf zu essen. Das Schneiderlein aber war viel zu schwach, um den Baum zu halten. Als der Riese losließ, fuhr der Baum in die Höhe, und der Schneider wurde mit in die Luft geschleudert. Nachdem er herabgefallen war, ohne Schaden zu nehmen, sagte der Riese: »Was ist das, hast du nicht genug Kraft, den schwachen Baum zu halten?«

    Â»An Kraft fehlt es nicht«, antwortete das Schneiderlein. »Meinst du, das wäre etwas für einen, der sieben mit einem Streich getroffen hat? Ich bin über den Baum gesprungen, weil die Jäger da unten in das Gebüsch schießen. Spring nach, wenn du kannst.«
    Der Riese versuchte, über den Baum zu springen, schaffte es aber nicht, sondern blieb in den Ästen hängen. Wieder war er vom Schneiderlein überlistet worden.
    Der Riese sagte: »Wenn du wirklich so ein tapferer Kerl bist, dann komm mit in unsere Höhle und übernachte bei uns.« Das Schneiderlein war einverstanden und folgte ihm.
    Als sie in der Höhle ankamen, saßen da noch andere Riesen am Feuer. Jeder hatte ein gebratenes Schaf in der Hand und aß davon.

    Das Schneiderlein sah sich um und dachte: »Hier ist es doch viel geräumiger als in meiner Werkstatt.«
    Der Riese wies ihm ein Bett zu und sagte, es solle sich hineinlegen und ausschlafen. Dem Schneiderlein war das Bett aber viel zu groß. Deshalb legte es sich nicht mitten hinein, sondern kroch in eine Ecke.
    Als es Mitternacht war und der Riese glaubte, das Schneiderlein läge in tiefem Schlaf, stand er auf, nahm eine große Eisenstange und schlug das Bett des Schneiders mit einem Schlag durch. Er meinte, jetzt hätte er den Winzling getötet.

    Am frühen Morgen gingen die Riesen in den Wald und hatten das Schneiderlein schon ganz vergessen. Da kam es auf einmal ganz lustig und furchtlos daherspaziert. Die Riesen erschraken, fürchteten, es schlüge sie alle tot, und liefen hastig fort.
    Das Schneiderlein aber zog weiter, immer seiner spitzen Nase nach. Nachdem es lange gewandert war, kam es in den Hof eines königlichen Palastes. Da es müde war, legte es sich ins Gras und schlief ein. Während es so da lag, kamen die Leute, betrachteten es von allen Seiten und lasen auf dem Gürtel »Sieben auf einen Streich«.

    Â»Oh«, sprachen sie, »was will so ein großer Kriegsheld hier mitten im Frieden? Das muss ein mächtiger Herr sein.« Sie gingen und meldeten es dem König. Denn sie meinten, wenn Krieg ausbrechen sollte, wäre das ein wichtiger und nützlicher Mann, den man um keinen Preis fortlassen dürfte.
    Dem
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