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Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman

Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman

Titel: Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
Autoren: Liz Carlyle
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ein Fuß in einem eleganten Schuh war sichtbar geworden.
    Die Stimme, die er hörte, klang ruhig. Fast höflich. Aber die schwarze Pferdepeitsche, die der Mann um seine Hand geschlungen hatte, war alles andere als das.
    Natürlich hatte er wie der Teufel gekämpft. Aber drei von Jessups Männern hielten ihn fest; hielten ihn fest, während der Earl of Jessup, sein Schwiegervater, ihn kurz und knapp über den kürzlich erfolgten Sinneswandel seiner Tochter in Kenntnis setzte. Peitschenhiebe begleiteten dabei jedes der Worte.
    Erst nachdem er zusammengebrochen war, fand der Earl of Jessup den Mut, näherzutreten. »Vielleicht konnte dich das davon überzeugen, dass meine Tochter ihre Meinung geändert hat«, schnaubte er.
    Doch Merrick war nicht davon überzeugt. Er würde niemals davon überzeugt sein. Irgendwie gelang es ihm, den Kopf aus dem Dreck zu heben und ihn dem Mädchen zuzuwenden, das jetzt im Schatten des Stalles kauerte. »Er lügt.« Er hatte die Worte herausgewürgt. »Sag mir ... dass Jessup ... lügt.«
    Das Mädchen - es war die Zofe seiner Frau - trat endlich aus dem Halbdunkel und machte einen tiefen Atemzug. »Nun, Monsieur, nein«, sagte sie und verschränkte die Hände ineinander. »Meine Herrin, sie hat ihre Meinung geändert. Sie sagt, dass sie ... sie ist très désolé. Oui, es tut ihr sehr leid. Sie hat Sehnsucht nach zu Hause, Monsieur. Und sie ist très jeune ... zu jung, oui? Sie möchte jetzt zu ihrem Papa zurückkehren, nach Sheffield.«
    In diesem Moment überfiel es ihn wie ein Verderben bringender Sturm. Ihre drängenden Fragen. Ihre kleinen Einwände. Ihre nagende Ungewissheit wegen der Miete und der Kosten für die Dienerschaft, die Furcht, von der guten Gesellschaft abgelehnt zu werden ...
    Konnte es sein? Du guter Gott, hatte sie ihre Meinung wirklich geändert?
    Jessup wickelte die Peitsche wieder um seine Hand. Mit einem ruhigen, stillen Lächeln stieg er in seine quecksilberfarbene Kutsche. Seine Lakaien gingen davon, ließen ihr Opfer geschunden und blutend auf dem Hof zurück. Das Mädchen zog sich in den Schatten zurück und begann leise zu weinen.
    Nein. Er glaubte es nicht. Niemals würde er das glauben. Niemals.
    Dieser Bastard! Jessup würde ihm dafür büßen. Benommen und zerschunden brachte er irgendwie die Kraft auf, sich aufzurichten und einen Sprung hin zu Jessups Kutsche zu machen, als diese vorüberfuhr. Doch anstatt die Fahrt zu verlangsamen, trieb der Kutscher die Pferde an und fuhr ihn um, ohne zu zögern.
    Sofort spürte er den Schmerz; er spürte, wie sein Körper auf den Kiesweg geschleudert wurde und zwischen den Rädern der Kutsche aufschlug. Dann kam die entsetzliche, unerträgliche Qual. Das Splittern von Knochen. Der Schmerz, als sein Schädel gegen den Torpfosten krachte. Und dann war da nur noch diese Finsternis. Das gnädige Vergessen, das den Tod bedeutete - oder etwas, das dem tröstlich nahekam.

Kapitel 1
    Geld regiert die Welt.
    D ie Schotten sagen, dass eine Geschichte interessanter wird, je öfter man sie erzählt. Und die Geschichte von Merrick MacLachlan war wohl schon tausendmal erzählt worden. In den Salons, in den Klubs und in den Hinterzimmern Londons war MacLachlan von Jahr zu Jahr reicher, rätselhafter und bösartiger geworden.
    Jene, die Geschäfte mit Black MacLachlan machten, taten dies auf ehrliche Weise, wenn auch mit einem nicht zu leugnenden Maß an Beklommenheit. Einige von ihnen wurden bei diesen Geschäften reich - getreu dem Grundsatz, dass Geld nicht stinkt. Anderen erging es weniger gut, und deren Geschichte wurde meistens nur vor dem Insolvent Debtor's Court erörtert. Miss Kitty Coates hatte von solchen Dingen keine Ahnung, und sie konnte das Wort ›insolvent‹ nicht einmal buchstabieren. Aber das spielte auch keine Rolle. Denn vom Lohn der Geschäfte, die sie mit MacLachlan machte, gab sie einen reichlichen Teil an ihre Puffmutter ab.
    Im Augenblick jedoch hatte Kitty Besseres zu tun, als über ihr Unvermögen beim Buchstabieren nachzudenken. Denn die Strahlen der tief stehenden Nachmittagssonne fielen durch die Fenster von MacLachlans Schlafkammer und warfen ihr grelles Licht auf die nackten Schultern des Gentleman. Und auch auf die Narben auf seinen Schultern und seinem Rücken, die sich kreuz und quer über die festen Muskeln zogen. Kitty war schon seit Langem an diesen Anblick gewöhnt. Sie spreizte ihre Finger weit in das weiche dunkle Haar, das seine Brust bedeckte und hielt sich daran fest, während sie auf
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