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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus
Autoren: Dirk C. Fleck
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Vorgeplänkel zu sehr viel vehementeren Hungeraufständen. Wie wollen wir das in den Griff kriegen, wenn nicht durch militärische Gewalt? Armee, Polizei, private Sicherheitsdienste – das sind die Garanten des sozialen Friedens, falls man überhaupt noch davon sprechen kann.«
    »Ist es wahr«, fragte Laureen mit zitternder Stimme, »dass der Thinktank, dem Sie angehörten, den Regierungen empfohlen hat, Klima- und Umweltschützer in Zukunft als Terroristen, als sogenannte ungesetzliche Kämpfer zu behandeln?«
    Morgan wandte unwirsch den Kopf. Das Mädchen mit dem weißen Pullover war ja immer noch da. Hatte er sie nicht vorhin von Bord gejagt?
    »Stimmt es, dass die Earth Liberation Front, die Wilderness Society, die Animal Liberation Front, Earth First!, Greenpeace, Amnesty International und zahlreiche andere Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen vom FBI als Terrorgruppen behandelt werden?«
    Morgan zog es vor zu schweigen.
    »Sie müssen nicht antworten«, sagte der Mann mit der Maske. »Uns liegt eine Kopie des Strategiepapiers vor. Und wenn ich den Text richtig interpretiere, hat das Kriegsrecht längst Einzug gehalten in unseren gesellschaftlichen Alltag. Erzählen Sie uns von den zwölf Milliarden Dollar, die der Militärausrüster Kellogg, Brown & Root aus Washington bezogen hat.«
    Der General senkte den Kopf, zu einer Erklärung war er nicht zu bewegen.
    »Gut, dann werden wir es Ihnen sagen. Mit dem Geld wurden im Auftrag der Einwanderungs- und Zollbehörde gigantische Internierungslager gebaut. Sie befinden sich weit abgelegen in Nevada, Oregon, Oklahoma und Utah. In diesen sogenannten Detention Camps landen jene Menschen, die von Naturkatastrophen heimgesucht oder von den Militärs bei der Verteidigung des Firmen- und Privateigentums als Störfaktor angesehen werden. Wer in die Detention Camps verbracht wird, darf dort ohne Anklage auf unbestimmte Zeit festgehalten werden. Ist das so?«
    Morgan nickte müde.
    »Halten wir also fest«, sagte der Vermummte, »während der einfache Bürger jederzeit ohne Rechtsbeistand beliebig lange interniert werden kann, werden die Reichen dieses Landes mit Waffengewalt geschützt. Ihre Enklaven werden immer gut versorgt, betreten darf sie nur, wer die erforderliche Zugangsberechtigung besitzt. Interpretiere ich das richtig, General?!«
    »Ja.«
    »So hat der Klimawandel also dafür gesorgt, dass sich die Mächtigen des Landes auf die letzten natürlichen Schutzgebiete zurückziehen können, ohne dass der von ihnen gelenkte Staatsapparat die Kontrolle über die übrigen Landesregionen aus der Hand geben muss. Bravo, General, das ist doch mal eine Sicherheitspolitik nach dem Geschmack der Allgemeinheit …«
    Morgan nahm die Kapitänsmütze ab, er merkte wohl selbst, was für eine lächerliche Figur er abgab.
    »Eine letzte Frage noch«, sagte der Mann mit der Maske. »Aus der Kopie, die uns vorliegt, geht hervor, dass Sie und Ihre Kollegen vehement dafür plädiert haben, einen Kernwaffen-Präventivschlag auch gegen Nichtnuklearstaaten durchzuführen, wenn nach Einschätzung der Militärs die eigene Sicherheit gefährdet ist. Wie ist Ihre Empfehlung von den Auftraggebern aufgenommen worden, General?«
    »Wohlwollend«, murmelte Morgan.
    Laureen war drauf und dran, dem General an die Gurgel zu gehen, wurde aber von einem ihrer Mitstreiter daran gehindert. Die Männer bauten das Stativ ab und kletterten in das Zodiac, das am Heck der Jacht vertäut war. Der General wartete noch einige Sekunden, dann stemmte er sich aus dem Sessel, schlurfte auf den Sekretär zu, öffnete die oberste Schublade und wühlte fahrig zwischen den Wäschestücken herum.
    »Suchen Sie die hier?«
    Der alte Mann drehte sich um und blickte in das Gesicht dieser jungen Frau mit dem weißen Pullover und seiner Pistole in der Hand. Hatte er sie nicht längst von Bord …?
    Laureen drückte ab. Morgan sackte zu ihren Füßen zusammen wie eine Marionette, die man zu Boden legte. Erstaunt bemerkte das Mädchen, wie das Barometer von der Wand fiel und ihrem Opfer eine zusätzliche Platzwunde am Kopf bescherte. Sie ließ die Pistole fallen und taumelte an Deck. Unter ihr heulte der Motor des Zodiac auf.
    Cording stieg hinauf in die Berge. Er reagierte inzwischen wie ein Seismograf auf die melancholischen Schübe, die ihn seit einigen Monaten in unberechenbaren Abständen heimsuchten und deren schleichendes Gift er auf langen, beschwerlichen Wanderungen zu neutralisieren versuchte. Bisher hatte
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