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Das Strandhaus

Das Strandhaus

Titel: Das Strandhaus
Autoren: R. L. Stine
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weißliche Schein des Himmels, der graue Nebel … umkreiste sie, hüllte sie drohend ein.
    »Buddy!«, schrie sie.
    Wo war sie? War sie ganz allein hier draußen? Ganz allein im Nebel?
    Die Wellen rollten und schwappten, warfen sie in die eine Richtung, dann in die andere.
    Mir ist so schwindelig, dachte Maria elend.
    Dreh jetzt nicht durch!, schimpfte sie gleich darauf mit sich selbst. Immer mit der Ruhe. Du bist eine gute Schwimmerin. Und du bist gar nicht so schrecklich weit vom Strand entfernt.
    Der Nebel täuscht, verzerrt die Sicht.
    Der Nebel und der grellweiße Himmel.
    Sie schloss einen Moment die Augen und ruderte angestrengt mit Armen und Beinen.
    »Buddy!«
    Und da war er plötzlich. Direkt neben ihr.
    »Was ist los?« Er lächelte sie mit blitzenden Zähnen an. Er war noch nicht mal außer Atem.
    »Ich … ich hab dich nicht gesehen.« Sie hielt sich an seinen Schultern fest, die erstaunlich muskulös waren. Am Strand hatte er nie so kräftig und durchtrainiert gewirkt.
    »Ich bin ja hier«, sagte er. Sie hatte ihn auch noch nie so strahlend, so lässig lächeln sehen. Er schien richtig glücklich hier draußen auf dem Meer zu sein.
    Aber Maria fürchtete sich jetzt. Vor dem Nebel, Und weil sie so weit vom Strand entfernt waren.
    »Ich möchte zurück, Buddy.«
    Er zog eine Schnute, offensichtlich enttäuscht. »Nur noch ein kleines Stück. Das Wasser ist so herrlich heute.«
    Maria merkte, dass sie sich immer noch an seinen Schultern festklammerte. »Ich friere. Und ich hab Angst.«
    Seine Augen wurden groß.
    Beide hüpften auf den Wellen, als eine Strömung sie erfasste und seitwärts davontrieb, sie fühlte sich kälter an, kälter als das Wasser bisher.
    »Wir sind doch gar nicht so weit draußen«, erwiderte Buddy.
    »Gestern sind Haie beobachtet worden. Erinnerst du dich? Ziemlich nahe am Strand.«
    »Die Haie werden dir schon nichts tun«, meinte er. Sein Gesichtsausdruck war plötzlich undurchdringlich, seine dunklen Augen matt. »Es sei denn, sie riechen Blut.«
    Wollte er ihr Angst machen? Oder sollte die Bemerkung witzig sein?
    »Nein, wirklich«, sagte Maria, und dann prustete und spuckte sie, als sie einen Mund voll Wasser schluckte.
    Als sie wieder zu Atem gekommen war, schwamm Buddy bereits weiter, strebte immer tiefer in die grauen, wabernden Nebelschwaden hinein.
    »Nein … Buddy … warte!«
    Er hielt einen Moment inne und ließ sich treiben, während er darauf wartete, dass Maria ihn einholte.
    »Ehrlich, Buddy. Ich will jetzt zurück. Ich bin keine so ausdauernde Schwimmerin.«
    Sein Ausdruck hatte sich völlig verändert. Es schien, als wäre alle Wärme daraus gewichen. Er starrte sie aus zusammengezogenen kalten Augen an.
    Er packte sie an den Schultern. Hart.
    »Ich kümmere mich schon um dich«, sagte er. Ohne jegliche Wärme oder Besorgnis.
    »Was?« Ob er versuchte, sie zu beruhigen? Es sah nicht danach aus.
    Oder wollte er ihr Angst einjagen? Aber warum sollte er das tun?
    »Ich schwimme jetzt zurück, Buddy.«
    »Nein. Das wirst du nicht tun. Ich kümmere mich um dich, Maria.«
    Als sie sein Gesicht sah, schnappte sie erschrocken nach Luft. »Lass mich los!«
     
    »Lass mich los«, wiederholte Maria verängstigt.
    Buddy nahm seine Hände von ihren Schultern und versetzte ihr einen harten Stoß.
    Sie fühlte sich plötzlich schwer, bleischwer vor Angst. So schwer, dass sie glaubte zu versinken, einfach auf den Grund des Ozeans zu sinken und niemals mehr aufzutauchen.
    Warum funkelte Buddy sie so drohend an?
    Was hatte sie ihm denn getan?
    »Du hast meine Gefühle verletzt«, antwortete Buddy, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
    Eine starke Strömung hob sie beide zu dem grauer werdenden Himmel hinauf und wirbelte sie im Wasser herum. Dichte Nebelfetzen senkten sich über sie.
    Ich träume, dachte Maria. Dies kann nur ein schlimmer Traum sein.
    »Buddy, es war doch nur ein Scherz«, rief sie, und die Furcht schnürte ihr die Kehle zu. Wieder schluckte sie einen Mund voll Wasser. Sie hustete und spuckte, um den ekligen Geschmack loszuwerden. »Wir haben doch nur Spaß gemacht!«
    »Es war kein Spaß«, schrie er. »Du hast meine Gefühle verletzt!«
    »Es tut mir Leid«, erwiderte sie und drehte sich zum Ufer um. Der Strand war vom Dunst verschluckt worden. Sie konnte nicht mehr erkennen, wo das Wasser endete und das Land begann.
    Wie weit draußen bin ich denn?, fragte sie sich entsetzt. Schaffe ich es überhaupt allein zum Strand zurück?
    Sie merkte, dass sie zitterte.
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