Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript
Autoren: Arno Strobel
Vom Netzwerk:
Stohrmann war nicht dick, etwas füllig vielleicht – Erdmann schätzte ihn auf 90 bis 95  Kilo bei einer Größe von 1 , 85  Meter –, aber alles an ihm schien schlaff und untrainiert zu sein. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch durch seine blasse Haut und den dunklen Haarkranz, der die kreisrunde Glatze eingrenzte. Er sah älter aus als 48 , und seine Bewegungen waren genauso behäbig, wie es sein Erscheinungsbild vermuten ließ. Einzig seine hellgrauen Augen wollten nicht zu seiner sonstigen Erscheinung passen. Sie wirkten hochkonzentriert, schienen alles und jeden zu fixieren und im gleichen Atemzug zu analysieren. Erdmann beschlich jedes Mal ein unangenehmes Gefühl, wenn Stohrmann ihn ansah. Es war, als könne er in seinen Kopf blicken oder würde es zumindest versuchen.
    »Guten Tag«, begrüßte KHK Stohrmann sie und sah Matthiessen an. »Was war los? Warum konnte der PvD Sie nicht erreichen?«
    »Der Akku meines Handys war leer, tut mir leid.« Man konnte deutlich sehen, wie peinlich es ihr war.
    Stohrmann nickte. »Der Akku, verstehe. Das ist natürlich ungünstig, wenn man als stellvertretende Leiterin einer BAO an einem frischen Fall arbeitet und nicht zu Hause ist. Und noch ungünstiger ist es, wenn man die Verantwortung für den kompletten Außendienst der BAO trägt, weil der Leiter sich um die Organisation und den Innendienst kümmert und damit weiß Gott genug zu tun hat.«
    »Aber ich war zu Hause, den ganzen Tag.«
    »Ich habe auch versucht, Sie übers Festnetz zu erreichen, Frau Matthiessen«, schaltete der PvD, Hauptkommissar Thevis, sich ein.
    »Ich war ab dem frühen Nachmittag im Garten, da habe ich das Telefon wohl nicht gehört.«
    »Na ja, letztendlich hat ja Oberkommissar Erdmann dafür gesorgt, dass Sie jetzt hier sind.« Bevor Matthiessen noch etwas entgegnen konnte, deutete Stohrmann auf die Stühle gegenüber. »Setzen Sie sich bitte, sieht so aus, als käme Bewegung in den Fall.« Stohrmann schob die Fotos über den Tisch zu ihnen herüber. »Schauen Sie sich das hier mal an.«
    Erdmann zog eines der Fotos zu sich heran und beugte sich ein Stück nach vorne, weil die Deckenlampe sich so auf der glänzenden Oberfläche spiegelte, dass er nichts erkennen konnte.
Kriminalroman? Anonymus?
Er verstand nicht, was das mit Heike Kleenkamps Verschwinden zu tun haben sollte. Er sah zu Andrea Matthiessen. Das Foto, das sie vor sich liegen hatte, zeigte die Rückseite eines Rahmens. Die Ränder des aufgespannten Materials waren mit Tackerklammern auf dem Holz befestigt und sahen seltsam aus.
Unappetitlich
war das Wort, das ihm zuerst dazu einfiel.
    »Wenn Sie sich fragen, was das mit der Kleenkamp-Tochter zu tun hat«, sagte Stohrmann, »dann schauen Sie sich mal die Nahaufnahme der rechten oberen Ecke an.«
    Matthiessen zog die besagte Aufnahme zwischen den restlichen heraus und legte sie so, dass auch Erdmann sie sehen konnte. Der machte aus
unappetitlich
ein
ekelhaft
, als er die dunklen Bröckchen sah, die an einigen Stellen am Rand des Materials hingen, bei dem es sich ziemlich sicher um eine noch recht frische Tierhaut handeln musste. »Ist das ein Stempel? Oder eine Tätowierung?«, fragte Matthiessen neben ihm, was seinen Blick auf eine Stelle des Fotos lenkte, an der etwas Rotes auf dem umgeschlagenen und festgetackerten Rand zu sehen war. Es sah tatsächlich aus wie ein kleiner Teil einer Tätowierung, jedoch ohne dass Erdmann hätte erkennen können, was es darstellen sollte.
    »Ich denke schon«, bestätigte Stohrmann und wartete einen Moment. »Und?«
    Erdmann sah Matthiessen dabei zu, wie sie sich das Foto dicht vor die Augen hielt. »O Gott … das könnte … eine Rose?«
    Stohrmann nickte. »Wir halten es für möglich. Der Kollege Thevis hat den Biologen aus der Bereitschaft alarmiert. Der hat das Ding schon im Labor auf dem Tisch. Außerdem haben wir einen Schriftexperten drangesetzt.«
    Erst bei der Erwähnung der Rose erinnerte Erdmann sich an die Beschreibung, die Dieter Kleenkamp von seiner Tochter abgegeben hatte. Eine Tätowierung, auf dem linken Schulterblatt. Eine rote Rose. »Mist.« Er starrte auf die Fotografie, die seine Kollegin vor sich auf dem Tisch abgelegt hatte. »Wie groß ist dieses Ding?«
    »Etwa sechzehn Zentimeter lang und zwölf breit.« Thevis deutete die Ausmaße mit den Händen an. »Stark gedehnt und, soweit ich das beurteilen kann, auch irgendwie chemisch behandelt, vielleicht konserviert.«
    »Und wo kommt das her?«
    Matthiessen hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher