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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck
Autoren: Edgar Wallace
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wollte. Ich sollte niemals versuchen, den Nachweis zu bringen, rechtmäßig mit Mark verheiratet gewesen zu sein. Und das war mir so unverständlich - ich kann mir nicht denken, daß er schon verheiratet war, aber sein Leben war so absonderlich gewesen, daß beinahe alles möglich sein konnte.«
    Leon strahlte übers ganze Gesicht. In solchen Augenblicken war er wie ein Kind, das ein neues, verlockendes Spielzeug erhalten hatte.
    »Über den Punkt kann ich Sie beruhigen«, sagte er zu ihrer Überraschung. »Ihr Mann war vor Ihrer Ehe nicht verheiratet.« »Können Sie mir die Grundstückspläne von Ihren Besitzungen verschaffen?« fragte er, und Leon lachte wieder auf.
    »Der Mann weiß wirklich alles, George! Poiccart, alter Junge, du bist glänzend!«
    Aber schnell wandte er sich wieder Mrs. Stamford zu.
    »Madame, Sie haben vor allen Dingen Ruhe nötig, dann andere Garderobe und - Schutz. Das erstere und letztere finden Sie in unserem Hause, und das zweite schaffe ich Ihnen innerhalb einer Stunde, zugleich mit einem Mädchen für Ihre Bedienung.«
    Sie blickte ihn an, verblüfft und ohne ein Wort zu sprechen. Wenige Minuten später geleitete sie ein etwas verlegener Poiccart zu einem der Gastzimmer, und eine Pflegerin war auf dem Wege nach der Curzon Street - Leon hatte eine Vorliebe für Pflegerinnen und kannte mindestens hundert bei Namen.
    Trotz der späten Stunde hatte er noch verschiedene Besuche zu machen - einen sogar weit draußen in Strawberry Hill, wo ein bestimmter Standesbeamter wohnte.
    Es war schon elf Uhr abends, als Leon an der Tür des eleganten Hauses in der Lower Berkeley Street klingelte. Ein Diener, aber nicht der aus der Operette, öffnete.
    »Sind Sie Mr. Gonsalez, Sir? Mr. Letherson ist noch nicht aus dem Theater zurück, rief aber an und läßt Sie bitten, in der Bibliothek auf ihn zu warten.«
    »Danke bestens«, erwiderte Leon, obwohl kein besonderer Grund zum Dank vorlag. Er selber war es ja gewesen, der telefoniert hatte.
    Dann wurde er feierlich in das Privatissimum geleitet und allein gelassen.
    Kaum war der Diener verschwunden, als Leon schon vor dem Empireschreibtisch stand und die Papiere hastig durchblätterte. Endlich fand er, was er suchte: in einer Schreibmappe einen halbfertigen, mit eigener Hand geschriebenen Brief Mr. Lethersons an eine Weinfirma. Der Inhalt, eine Klage über schlechte Qualität gelieferten Champagners, war belanglos, die Schrift war die Hauptsache. Leon faltete den Brief zusammen und steckte ihn ein.
    Schnell und vorsichtig untersuchte er die Schubfächer: Zwei waren verschlossen, der Mittelkasten stand offen. Was er dort fand, interessierte ihn besonders und beschäftigte ihn einige Augenblicke. Kaum war er damit fertig geworden, als er ein Auto vor dem Haus anhalten hörte. Vorsichtig spähte er durch die Gardinen und sah einen Herrn und eine Dame aussteigen.
    Trotz der Dunkelheit erkannte er seinen unfreiwilligen Gastgeber und saß bescheiden auf der Ecke eines Stuhles, als Letherson, weiß vor Wut, in das Zimmer gestürzt kam.
    »Was, zum Teufel, soll das bedeuten?« brüllte er und schlug die Tür hinter sich zu. »Eine solche Unverschämtheit! Wie können Sie es wagen, in meinem Namen zu telefonieren? Ich werde Sie verhaften lassen ...«
    »Sie haben richtig erraten, daß ich telefoniert habe? Das kann man ja beinahe intelligent nennen«, lächelte Leon Gonsalez.
    Der Mann schluckte mühsam.
    »Was wollen Sie hier? Es handelt sich wohl um die arme Frau, die heute aus einer Irrenanstalt ausgebrochen ist, ich hörte es gerade, als ich wegging ...«
    »Das haben wir uns gedacht, da seit heute abend Ihre Wächter wieder den Posten vor unserem Haus bezogen haben; aber sie kamen etwas zu spät.«
    Das Gesicht seines Gegenübers wurde blaß.
    »Sie haben sie also gesehen«, stieß er hervor. »Wie ich annehme, hat sie Ihnen allerlei Märchen über mich erzählt, nicht wahr?«
    Leon zog ein zerknittertes Stück Leinwand aus der Tasche und hielt es ihm hin.
    »Das haben Sie wohl noch nicht gesehen?« fragte er. »Als Mark Stamford starb, wurden diese Zeichnungen auf seinem Laken entdeckt. Er konnte ja so ein bißchen zeichnen, das wissen Sie ja.«
    Lewis Letherson antwortete nicht.
    »Soll ich Ihnen sagen, was das hier ist? Sein Testament!«
    »Das ist eine verfluchte Lüge«, krächzte der andere.
    »Sein Testament«, wiederholte Leon nachdrücklich.
    »Die drei Rhomboiden sind die roh gezeichneten Umrisse seiner drei Güter. Das Haus in der Mitte ist eine
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