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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
Autoren: Manfred Rebhandl
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dem ursprünglichen Plan schon im Kino eine über die Rübe ziehen und ihn wie einen Sack hinauf zu Willi ins Büro schleppen musste.
    Als er dort endlich wieder zu sich kam, wollte Willi ihm persönlich das Hausverbot aussprechen, bevor ich ihn aus dem Fenster werfen sollte. Aber Lemmy schiss sich dabei vor Angst fast in die Hosen und bettelte wie ein altes Waschweib, dass er doch bitte vorher seine Tabletten nehmen dürfe, denn dann würde er leichter sterben. Und da sagte Willi auf einmal: „Moment mal, was denn für verdammte Scheiß-Tabletten?“
    Lemmy öffnete seine Lederjacke, und da sahen wir, dass die nichts anderes als eine Art Bauchladen war, mit dem er durch die Gegend lief wie ein Messervertreter, er hatte wirklich für jede Gemütslage etwas dabei: in der linken Innentasche was zum Abheben und in der rechten etwas Stärkeres zum Einschlafen. Dazu astreines Zeug zum Rauchen, wahlweise Dope aus der Gegend um das weitläufige Atlasgebirge oder sein selbst gezogenes Gras. Willi und ich griffen sofort herzhaft zu, und nach einer geilen Session oben im Vorführraum, zu der Willi noch den Schnaps und die Mädels aus dem Pink Flamingo beisteuerte, waren wir Freunde geworden, und zwar Freunde fürs Leben.
    * * *
    Ich hüpfte aus der Wanne und ließ das H 2 O abtropfen, dann machte ich ein paar Liegestütze und verschob die Sit-ups-Session auf morgen. Ich hatte aufgehört, meinen Körper übermäßig zu quälen. Zwar war ich immer noch gut in Schuss, aber halt auf die Vollsack-Art. Bald war ich 48, und das schien mir das richtige Alter, um langsam ins Vollsack-Dasein hinüberzugleiten.
    Ich ging zum Kasten und machte mich schick. Kein Nylon-Scheiß, wie das hier in Klein-Anatolien ewige Mode war, sondern was fürs Auge – ein gelb-rotes Hawaiihemd und weiße Bermudas, und in diesen Tagen natürlich nur die Badelatschen an den niedlichen Füßchen Größe 46. Dazu ein paar falsche Goldkettchen, die sich gegen die Brusthaare behaupten mussten. Dann holte ich den groben Kamm aus der Arschtasche, schickte die rechte Hand vor und erledigte mit der nassen linken den Rest. Wenn man in dieser Gegend auf die Piste ging, dann mussten die Haare unbedingt nach hinten gekämmt sein. Das war eine in Stein gemeißelte Regel, sonst sah das einfach scheiße aus. Zum Schluss trug ich noch ordentlich Zuhälter-Diesel auf und setzte mir die Sonnenbrille Marke Carrera, Jahrgang 1970 auf die Nase. Als ich meine Erscheinung im vergilbten Spiegel prüfte, fand ich, dass ich durchaus kühl aussah, aber irgendwie auch heiß. Weiß der Teufel, wie man das nannte, so wie ich aussah!
    Es war kurz vor Ladenschluss, als ich die paar Stufen hinunter zu Lemmy hüpfte. Der hatte im Souterrain unseres Hauses direkt am Brunnenmarkt sein Plattengeschäft Quattro Stazzione, das früher mal eine Pizzeria war. Laut Handelsregister verkaufte er dort unten Vinyl, also alte Singles und alte LPs und alte Schellacks und all den Scheiß, den heute keiner mehr braucht. An der Finanz vorbei aber betrieb er dort unten seinen Weltvertrieb „Teufelszeug“. Den Namen seiner Bude und auch den rot-grün-weißen Anstrich an der Fassade hatte er erst gar nie geändert, weil er sich die Welt lieber mit Rauschmitteln bunt malte, als zu Pinsel und Farbe zu greifen. Und welchen Namen hätte er seinem Etablissement auch geben sollen? Quattro Different Dopes vielleicht? Wer ihn finden wollte, der fand ihn auch so. Und so mancher Unwissende ging dann halt mit einem Tütchen Gras nach Hause anstatt mit einem Säckchen Oregano und war damit mehr als zufrieden.
    Als ich zu Lemmy hinunterstolperte, saß er da unten mit seinem schmalen Arsch auf einer Stahlfeder seiner kaputten Couch und drehte sich zur Abwechslung einen Joint. Wenn man Dennis Hopper in Easy Rider hübsch fand, dann fand man auch Lemmy in seiner Fransen-Lederjacke hübsch, nur für die Zahnbürstenindustrie kam er mit seinen schwarzen Stummelchen im Maul nicht mehr als Model infrage.
    Ich flätzte mich neben ihn, machte die Beine breit, kratzte mich am Sack und fragte: „Willst du dir heute noch ein bisschen die Füße vertreten?“
    Er fragte: „Wieso denn?“
    Er war von Natur aus skeptisch. Ich gab ihm also den Auftrag von Willi weiter samt der Einladung für die heutige Gala, aber er blieb sitzen wie Aschenputtel, die nicht so recht wusste, was sie anziehen sollte. Jack schleckt auf! reizte ihn natürlich, auch wenn der Film nicht sehr politisch war. Und Willis Auftrag klang verlockend, denn die
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