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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
Autoren: Manfred Rebhandl
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es etwas so Schmutziges wie das Swedish Pornhouse gab. Lieber sollten die Gehsteige rosa gestrichen und mit Zuckerwatte ausgekleidet werden, damit den Kleinen nichts passieren konnte. Der arme Willi hatte in letzter Zeit immer wieder Briefe und Anrufe erhalten, in denen man ihm mit allem Möglichen drohte, sollte er seinen Schandfleck, wie man sein Kino in Mütterkreisen nannte, nicht endlich zusperren. Auch angeschissene Windeln waren ihm schon vor die Tür gelegt worden, als kleiner dezenter Hinweis darauf, dass sich die Zeiten hier langsam, aber sicher änderten. Ich dachte: Wenn sich nun also schon Willi in die Hosen schiss, dann standen vielleicht wirklich gravierende Veränderungen ins Haus. Aber mussten es deswegen gleich die Tabletten von Lemmy sein?
    * * *
    Es gibt Orte, an denen der gesunde Mann lieber alleine bleibt, und Dirty Willi’s Swedish Pornhouse war definitiv so einer. Ich hatte daher gar keine rechte Freude, dass ich Lemmy mitnehmen sollte. Er war zwar mein Quartiergeber und bester Kumpel, aber er war auch hektisch und nervös, und wenn sich die Frauchens auszogen, dann wurde er immer noch hektischer und nervöser. Er hüpfte dann auf seinem schmalen Arsch auf und ab, und sobald im Kino die Lichter ausgingen, lehnte er sich vor und zurück und raufte sich die Haare, als habe er ein größeres Rätsel zu lösen. Aber am peinlichsten war natürlich immer, wenn er „Das kann ich auch!“ schrie, sobald Jack Schleck eine gelungen Aktion an einer der Ladys ausführte und sie zum Erzittern brachte. Lemmy klang dann immer wie Tante Frieda beim Hausfrauenkränzchen, wenn sie „Gulasch mit Nudeln kann ich auch!“ schrie.
    Es war einfach nur peinlich.
    Trotz aller Abstriche, die man in einem Pornokino natürlich machen musste, legte Willi das Schwein großen Wert auf eine gewisse Qualität seiner Kunden. Und Lemmy fiel zu Beginn seiner Karriere im Swedish Pornhouse nicht nur deshalb negativ auf, weil er ständig „Das kann ich auch!“ schrie, sondern vor allem, weil er selbst für Pornokino-Verhältnisse ganz außerordentlich stank. Also bat mich Willi eines Tages, dass ich mir den Kerl in Reihe zehn mal genauer anschauen sollte, und kaum hatte ich mich hinter ihn gesetzt, war mir schon klar, woher der schneidige Wind wehte: Es war Lemmys Fransen-Lederjacke Marke Neverwithoutme , die nach feuchtem Keller und Rauchwaren stank und von den Bieren tausender Konzertschlägereien imprägniert war, weil er sie seit geschätzten vierzig Jahren Tag und Nacht trug. Ich berichtete Willi davon, und der sagte: „Hol das Schwein da raus, er stört das Geschäft!“
    Und das wollte verdammt noch mal was heißen, wenn man in einem Pornokino das Geschäft störte!
    Ich ging also wieder rein, tippte dem Stinker sachte auf die Schulter und bat ihn, den leisen Abgang zu machen. Aber Willis Projektor warf gerade Jack schleckt zurück! auf die Leinwand, Jacks Polit-Klassiker aus den Zeiten des Kalten Krieges, in dem er von einer eiskalten russische Spionin unter einem fadenscheinigen Vorwand in das Reich des russischen Bären gelockt wird: „Sind Sie der weltberühmte Jack Schleck?“, fragte sie ihn über das rote Telefon. „Hören Sie bitte zu: Mein rotes Höschen klemmt ein bisschen in der Pofalte, können Sie nicht mal rüberkommen und mir helfen?“ Sie meinte echt „nach Moskau rüberkommen“, und es war natürlich eine verdammte Falle! Aber schon eine Minute später landete Jack am Roten Platz, setzte die Breschnjew-Mütze ab und rückte der Fallenstellerin im Hotel Moskwa das rote Höschen mit seiner Zunge zurecht, bis eine Horde KGB-Leute über ihn herfiel und ihn in ein versautes Gefängnis irgendwo in Sibirien steckte, wo er Informationen über den Feind liefern sollte. Aber Jack konnte mit seiner gewaltigen Zunge nur ganz schlecht reden, schon gar nicht auf Russisch! Also hatten sie sich leider den Falschen ausgesucht, und so ließen sie ihn mit den strengen, aber leckeren Wärterinnen im Gulag alleine, was dann den Hauptteil des Filmes ausmachte, bis sie am Schluss einen lieblosen Gefangenenaustausch mit dem FBI organisierten und Jack seine Zunge wieder im freien Westen schwingen konnte. Ein Film aus seiner etwas schwächeren politischen Phase, der Lemmy aber trotzdem sehr gut gefiel, weil er selbst ein durch und durch politischer Mensch war. Also klammerte er sich mit seinen dürren Fingerchen an die Lehne seines Vordermanns und wollte unter keinen Umständen freiwillig mitkommen, sodass ich ihm entgegen
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