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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Aber. Dass du auf einer deutlich festgelegten Seite der Palisade stehst.«
    »Die Mächte der Ordnung, die Mächte des Chaos. Schrecklich große Worte, Borch. Natürlich willst du mich auf einer bestimmten Seite der Palisade sehen, und das in einem Konflikt, der, wie allgemein angenommen wird, lange vor uns begonnen hat und noch andauern wird, wenn es uns längst nicht mehr gibt. Auf welcher Seite steht der Schmied, der ein Pferd beschlägt? Unser Wirt, der da gerade den Topf mit dem Hammelbraten bringt? Was, meinst du, bestimmt die Grenze zwischen dem Chaos und der Ordnung?«
    »Sehr einfach.« Drei Dohlen blickte ihm direkt in die Augen. »Das, was das Chaos vertritt, ist die Bedrohung, die angreifende Seite. Die Ordnung dagegen ist die bedrohte Seite, die der Verteidigung bedarf. Die Verteidiger braucht. Ach, lass uns trinken. Und uns an den Braten machen.«
    »Richtig.«
    Die auf ihre Figur bedachten Serrikanerinnen legten eine Essenspause ein, die sie mit beschleunigtem Trinken füllten. Vea, über die Schulter ihrer Gefährtin gebeugt, flüsterte wieder etwas, wobei sie mit dem Zopf über die Tischplatte fegte. Tea, die Kleinere, lachte laut auf und blinzelte fröhlich mit den tätowierten Lidern.
    »So«, sagte Borch, während er einen Knochen abnagte. »Fahren wir mit unserem Gespräch fort, wenn du erlaubst. Ich habe verstanden, dass du keinen besonderen Wert darauf legst, dich auf eine der beiden Mächte festzulegen. Du machst deine Arbeit.«
    »Mach ich.«
    »Aber dem Konflikt zwischen Chaos und Ordnung kannst du nicht ausweichen. Obwohl du diesen Vergleich benutzt hast, bist du kein Schmied. Ich habe gesehen, wie du arbeitest. Du gehst in einen Keller in den Ruinen und kommst mit einem erschlagenen Basilisken heraus. Es gibt da, mein Lieber, einen Unterschied zwischen dem Beschlagen eines Pferdes und dem Töten von Basilisken. Du hast gesagt, wenn der Lohn stimmt, eilst du bis ans Ende der Welt und erledigst das Geschöpf, das man dir bezeichnet. Sagen wir, ein wütender Drache verwüstet ...«
    »Ein schlechtes Beispiel«, unterbrach ihn Geralt. »Siehst du, schon kommst du mit deinem Chaos und deiner Ordnung durcheinander. Denn Drachen, die zweifellos das Chaos vertreten, töte ich nicht.«
    »Wie das?« Drei Dohlen leckte sich die Finger ab. »Ausgerechnet! Schließlich ist unter allen Ungeheuern der Drache wohl das schädlichste, grausamste und gefräßigste. Das widerwärtigste Scheusal. Er fällt Menschen an, speit Feuer und raubt diese ... na, Jungfrauen. Solche Geschichten hört man doch oft genug. Es kann nicht sein, dass du als Hexer nicht ein paar Drachen auf dem Konto hast.«
    »Ich mache keine Jagd auf Drachen«, erklärte Geralt trocken. »Auf Gabelschwänze schon. Auf Flugschlangen. Auf Flatterer. Aber nicht auf echte Drachen, grüne, schwarze und rote. Nimm das einfach zur Kenntnis.«
    »Du überraschst mich. Aber schön, ich hab’s zur Kenntnis genommen. Genug übrigens von den Drachen, ich seh am Horizont etwas Rotes, das werden wohl unsere Krebse sein. Lass uns trinken!«
    Knackend zerbissen sie die roten Panzer, schlürften das weiße Fleisch heraus. Das Salzwasser spritzte und lief ihnen über die Handgelenke. Borch schenkte Bier nach, das er mit der Kelle vom Boden des Fässchens holte. Die Serrikanerinnen waren noch lustiger geworden, beide ließen mit anzüglichem Lächeln den Blick durch die Schenke schweifen, der Hexer war sich sicher, dass sie Gelegenheit zu einem Abenteuer suchten. Drei Dohlen musste das auch bemerkt haben, denn plötzlich drohte er ihnen mit einem am Schwanz gehaltenen Krebs. Die Mädchen begannen zu kichern, und Tea spitzte die Lippen wie zum Kuss und kniff ein Auge zusammen – bei ihrem tatöwierten Gesicht sah das makaber aus.
    »Die sind wild wie der Teufel.« Drei Dohlen zwinkerte Geralt zu. »Man muss ein Auge auf sie haben. Bei ihnen, mein Lieber, geht’s ruck-zuck, und ehe man sich’s versieht, fliegen ringsum die Fetzen. Aber sie sind ihr Geld allemal wert. Wenn du wüsstest, was sie können ...«
    »Ich weiß.« Geralt nickte. »Eine bessere Eskorte findet man schwerlich. Serrikanerinnen sind die geborenen Kriegerinnen, von Kindesbeinen an im Kampfe ausgebildet.«
    »Das meine ich nicht.« Borch spuckte einen Krebsfuß auf den Tisch. »Ich meinte, wie sie im Bett sind.«
    Geralt warf einen beunruhigten Blick auf die Mädchen. Beide lächelten. Vea langte mit einer blitzschnellen, fast unsichtbaren Bewegung nach der Schüssel. Während sie den
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