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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung
Autoren: Andrzej Sapkowski
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würdest du sagen: ›Ich bin aussätzig.‹«
    »Es gibt Leute«, sagte Geralt langsam, »die die Gesellschaft von Aussätzigen der eines Hexers vorziehen würden.«
    »Es gibt auch Leute« – Drei Dohlen lächelte –, »die ein Schaf einem Mädchen vorziehen. Nun ja, sie können mir nur leidtun, die einen wie die anderen. Ich bleibe bei meinem Angebot.«
    Geralt zog den Handschuh aus, drückte die ihm dargebotene Hand. »Ich nehme an und freue mich über unsere Bekanntschaft.«
    »Also dann, auf den Weg; ich habe nämlich Hunger.«

II
    Der Herbergswirt wischte mit einem Lappen über die rauen Tischbretter, verneigte sich und lächelte. Ihm fehlten zwei Vorderzähne.
    »Soo...« Drei Dohlen ließ den Blick kurz auf der rußigen Zimmerdecke und den darunter hausenden Spinnen verweilen. »Für den Anfang ... Für den Anfang Bier. Damit du nicht zweimal zu gehen brauchst, gleich ein ganzes Fässchen. Und dazu ... Was kannst du zum Bier empfehlen, mein Lieber?«
    »Käse?«, schlug der Wirt unsicher vor.
    »Nein.« Borch verzog das Gesicht. »Käse gibt’s zum Nachtisch. Zum Bier wollen wir was Saftiges und Scharfes.«
    »Sehr wohl.« Der Wirt lächelte noch breiter. Die beiden Vorderzähne waren nicht die einzigen, die ihm fehlten. »Aale mit Knoblauch in Olivenöl und Essig oder marinierte grüne Paprikaschoten ...«
    »In Ordnung. Sowohl als auch. Und dann Suppe, so eine, wie ich sie hier mal gegessen habe, da schwammen verschiedene Muscheln, Fischchen und anderes schmackhaftes Viehzeug drin.«
    »Flößersuppe?«
    »Genau. Und dann Lammbraten mit Zwiebeln. Und dann ein Schock Krebse. Tu so viel Dill in die Töpfe, wie reinpasst. Und dann Schafskäse und Salat. Und dann sehen wir weiter.«
    »Sehr wohl. Für alle, also viermal?«
    Die größere der Serrikanerinnen schüttelte den Kopf, klopfte sich vielsagend auf die Taille in dem engen Leinenhemd.
    »Ach ja.« Drei Dohlen zwinkerte Geralt zu. »Die Mädchen achten auf die Figur. Herr Wirt, den Hammelbraten nur für uns beide. Das Bier bring gleich, zusammen mit den Aalen. Mit dem Rest wart ein Weilchen, dass es nicht kalt wird. Wir sind nicht zum Fressen gekommen, sondern einfach, um die Zeit zu verplaudern.«
    »Verstehe.« Der Wirt verneigte sich nochmals.
    »Umsicht ist wichtig in deinem Beruf. Komm, streck die Hand aus, mein Lieber.«
    Goldmünzen klimperten. Der Schankwirt zog den Mund bis an die Grenze des Möglichen breit.
    »Das ist keine Anzahlung«, ließ Drei Dohlen wissen. »Das ist ein Draufgeld. Und jetzt geschwind in die Küche, guter Mann.«
    In dem Alkoven war es warm. Geralt öffnete den Gürtel, zog den Kittel aus und krempelte die Hemdsärmel hoch.
    »Wie ich sehe«, sagte er, »leidest du nicht unter Mangel an Barem. Du lebst von den Vorrechten des Ritterstandes?«
    »Zum Teil.« Drei Dohlen lächelte und vermied Einzelheiten.
    Mit den Aalen und einem Viertel des Fässchens waren sie bald fertig. Auch die beiden Serrikanerinnen verschmähten das Bier nicht, und beide wurden alsbald sichtlich fröhlicher. Sie tuschelten etwas miteinander. Vea, die größere, brach plötzlich in kehliges Lachen aus.
    »Reden die Mädchen die Gemeinsprache?«, fragte Geralt leise und betrachtete sie aus den Augenwinkeln.
    »Wenig. Und sie sind nicht gesprächig. Was zu loben ist. Wie findest du die Suppe, Geralt?«
    »Hmm.«
    »Lass uns trinken.«
    »Hmm.«
    »Geralt.« Drei Dohlen legte den Löffel hin und stieß würdevoll auf. »Lass uns für einen Moment auf unser Gespräch von unterwegs zurückkommen. Soweit ich verstanden habe, ziehst du als Hexer überall in der Welt umher, und wenn du unterwegs auf ein Ungeheuer triffst, tötest du es. Und verdienst damit dein Geld. Darin besteht der Hexerberuf?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Und es kommt vor, dass du eigens gerufen wirst? Sagen wir, ein Spezialauftrag. Was dann – reitest du hin und führst ihn aus?«
    »Kommt drauf an, wer da ruft und wozu.«
    »Und für wie viel?«
    »Das auch.« Der Hexer zuckte mit den Achseln. »Es wird alles teurer, und das Leben muss weitergehen, wie eine mir bekannte Zauberin zu sagen pflegte.«
    »Eine ziemlich wählerische Betrachtungsweise, sehr praktisch, würde ich sagen. Aber die Grundlage bildet ja eine bestimmte Idee, Geralt. Der Konflikt der Mächte der Ordnung mit den Mächten des Chaos, wie ein mir bekannter Zauberer zu sagen pflegte. Ich habe mir vorgestellt, dass du eine Mission erfüllst, die Menschen vor dem Bösen beschützt, immer und überall. Ohne Wenn und
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