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Das Schwein - Ein obzoener Thriller

Das Schwein - Ein obzoener Thriller

Titel: Das Schwein - Ein obzoener Thriller
Autoren: Edward Lee
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nicht, weil du wie alle anderen dumm und schwach bist. Also werde ich es dir sagen. Willst du, dass ich es dir sage?«
    »Ja!«
    Du hast dir gerade genau die Frage beantwortet, die dir bei deiner Ankunft auf dem Herzen lag.«
    Unvermittelt fühlt sich der Autor ergriffen und gelähmt.
    »Du kannst jetzt zurückgehen«, sagt der Beichtvater.
    »Was?«
    »Dir sei vergeben.«
    Erst jetzt wagt es der Autor aufzublicken. Der Beichtvater schreitet davon und lässt eine nebelige Spur hinter sich zurück. Alles, was bleibt, um sich dem Blick des Autors zu stellen, ist das strahlende weiße Licht des Mondes .
    Das war die Geschichte. Nicht schlecht für einen 19-jährigen Dreikäsehoch am College. Er hatte kurz vor seinem Abschluss in Literaturgeschichte am St. John’s gestanden – dem Kunstcollege in Annapolis –, als er sie schrieb, und hatte damit tatsächlich einige kleinere Literaturpreise abgeräumt.
    Später wurde sie sogar in einer fetten Anthologie bei Penguin mit dem Titel The Best New American Writers of 1970 nachgedruckt. Bedauerlicherweise war sein Stipendium im Jahr zuvor ausgelaufen und er musste den Campus von St. John’s verlassen. Aber die Geschichte blieb ihm in den kommenden Jahren stets präsent und begann sich ebenso wie seine kreativen Interessen weiterzuentwickeln. Wie der Autor in der Erzählung, begann Leonard zu sehen . Er war ein Seher . Er begann, Der Beichtvater als einen quasi-literarischen Film zu betrachten. Er studierte die Filmgrößen seiner Zeit und ihre Meisterwerke. Er beschäftigte sich auch mit den technischen Grundlagen des Mediums. Plötzlich hatte Leonard ein Ziel in seinem Leben. »Ich werde einen Film machen«, sagte er eines Morgens zu sich selbst.
    Viele Leute drehten in diesen Tagen Independent-Filme und die wirklich guten kurbelten die Karriere ihres Schöpfers an. Leonard wusste, dass er das notwendige Talent hatte, um einen Film von unvergleichlicher symbolischer Bedeutung zu produzieren.
    Er hatte alles, was er brauchte, von einer ganz wichtigen Sache einmal abgesehen.
    Geld.
    Aber ein Schritt nach dem anderen. Zuerst besorgte er sich einen Job als Hausmeister bei Channel 22 von Maryland Public Broadcasting. Das war ein steuerfinanzierter Sender nach öffentlich-rechtlichem Muster, dessen Zentrale sich in der Hawkins Road in Davidsonville, Maryland befand. Das Gebäude lag interessanterweise genau gegenüber einer legendären Nudistenkommune namens Pinetree (wenn jemand der Kommune einen Besuch abstatten möchte, muss er einfach die Maryland State Route 450 runterfahren und sich an dem blinkenden, 237 Meter hohen Fernsehturm orientieren. Man kann ihn gar nicht verfehlen).
    Wie auch immer, während er für schlappe 1,55 Dollar die Stunde den Boden des Studios schrubbte und den Müll rausschleppte, beobachtete Leonard aufmerksam die Studiotechniker, guckte sich ihre Tricks ab und arbeitete sogar in seiner freien Zeit mit besagten Technikern. Er lernte, wie man einen Film entwickelte, indem er auf den technischen Fuhrpark der automatischen Entwicklungsgeräte des Studios zurückgriff. Er lernte, wie man Kameras bediente ( gute Kameras wie die Scoptic-Serie von Canon, Chinon-Modelle und Beaulieus!), die Scheinwerfer und die großen professionellen Sankyo-Schnittmaschinen. Eines Nachts dann klaute er die Kameras, die Strahler und den größten Sankyo-Apparat.
    Er wurde schnell von der Anne Arundel County Police verhaftet – das Revier der Stadt hatte weniger als zwei Kilometer von Channel 22 entfernt sein Quartier bezogen – und wurde noch schneller des Einbruchs und Diebstahls von Staatseigentum für schuldig befunden. Daraufhin musste er eine 18-monatige Haftstrafe im Bezirksgefängnis in der Jennifer Road absitzen.
    Es war der Traum von seinem großen filmischen Meisterwerk, der ihn diese Zeit durchstehen ließ. Leonard war ein schlanker junger Weißer, der die Härte der Straße nie kennengelernt hatte. Entsprechend wohlwollend wurde er im Block D des Gefängnisses empfangen und genüsslich von seinen Mithäftlingen vergewaltigt, die Knastnamen wie »Cadillac«, »Shooter« und »Tyrome« trugen. In der ersten Nacht seiner Besitzergreifung lernte Leonard seinen Zellengenossen kennen, einen furchteinflößenden Afroamerikaner mit glänzender Haut, nicht einem Gramm Körperfett, einem mächtigen Bizeps, der ihn an Äpfel erinnerte, und einer Haarpracht wie der vom schwarzen Typen aus der Fernsehserie Der Chef . Der Name des Riesen lautete George.
    »Hi, ich bin
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