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Das Schwein - Ein obzoener Thriller

Das Schwein - Ein obzoener Thriller

Titel: Das Schwein - Ein obzoener Thriller
Autoren: Edward Lee
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wirkte sie wie eine schreiende Leiche. »Ich brauch einen Schuss, Leonard! Ich halt es nicht mehr aus! Ich-Ich-Ich wünschte, ich wäre tot.«
    Das wirst du auch sein, wenn dieser Film nicht rechtzeitig für Rocco fertig wird.
    »Das Heroin ist alle, Sissy. Du und Snowdrop, ihr habt alles verbraucht. Von jetzt an müssen wir es rationieren. So was darf nicht passieren. Du weißt, wie Rocco ist, wenn ihn etwas auf die Palme bringt«. Mit flehenden Augen drehte sie ihren Kopf zu ihm. »Leonard, ich würde alles für dich tun, wenn du … wenn du Rocco umbringst.«
    Leonard hätte beinahe losgeheult. »Sag so was nicht!« Leonard war froh, selbst noch am Leben zu sein, wenn er an seine Schulden dachte, die in rund einem Monat abbezahlt sein würden, wie sie mündlich vereinbart hatten. Es ging das Gerücht um, dass Leonards Vorgänger versucht hatte, sich aus dem Staub zu machen. Rocco hatte ihn in einem Burger-Restaurant von White Castle in New York aufgelesen, in den Unterschlupf mitgenommen und dann »den Job« an ihm ausgeführt. Ein Teil des Jobs beinhaltete, ihm Teile des Gesichts wegzuschneiden und per Fed-Ex zu seiner Mutter nach San Bernardino zu schicken. Außerdem gehörte noch dazu … na ja, mehr dazu später.
    »So was darfst du nicht mal denken, Sissy!« Nimm, was du kriegen kannst! Jesses, ihr Mädchen seid echt unmöglich! «
    Dann stapfte Leonard raus zum Stall …
    »Brav! Guter Junge!«
    … um einen weiteren Hund zu holen.
    Er nannte den Film »Der Beichtvater«, eine Mischung aus Bergmann und Polanski, aufgepeppt mit einem Schuss Hitchcock und Fulci. Der namenlose Verfasser, gebrochen in Geist und Liebe, wird in ein kleines Tal außerhalb unserer Welt versetzt, wo er … der Wahrheit ins Angesicht blickt …
    Als Ausgangspunkt diente eine Kurzgeschichte, die Leonard noch während seiner Collegezeit an ein Literaturmagazin verkauft hatte.

DER BEICHTVATER
    Von Leonard D’Arava
    Das Weihrauchfass schwingt hin und her. Der schwarz gekleidete Beichtvater blickt vom rauchenden Sockel herab.
    Der Autor steht in der Asche.
    »Warum bist du hier?«, erklingt die Stimme, aber es ist keine menschliche Stimme. Sie sprudelt wie reißendes Wasser, wie tote Blätter im Wind. Die Stimme ist unberechenbar.
    »Erteilt mir die Absolution«, erwidert der Autor. Bleib standhaft, denkt er. Sei tapfer und du wirst obsiegen. »Vergebt mir meinen schändlichen Zustand.«
    Das Schweigen heulte in seinen Ohren nach. Dann: »Aber ich bin nicht dein Beichtvater.«
    Diese Worte, schwarz wie die Kleidung des Beichtvaters, bescherten dem Autor ein Gefühl, als wäre er nicht existent. Ist Männlichkeit – nein, Selig keit –denn nichts anderes als Mut und Glaube? Er ist nicht allein der Absolution wegen hier. Er ist für die Wahrheit gekommen. Er hat den ganzen Weg zu diesem schrecklichen Tal zurückgelegt, um diese Frage zu stellen: Was ist Wahrheit? Was ist wirklich Wahrheit? Aber jetzt, wo ihm sein Moment des Bittgesuchs gewährt wird, verlässt ihn seine Entschlossenheit. Sein Mut und sein Glaube verlassen ihn ebenfalls. Plötzlich fühlt er sich wertlos vor dieser unbeweglichen Gestalt in Schwarz.
    »Du bist also gekommen, um eine Frage zu stellen«, meldet sie sich zu Wort.
    Durch die dunklen Gräben des kleinen Tales sickert hauchdünner Nebel, wie durch Poren.
    Der Autor denkt an Grabstätten und Gebärmütter, an Sargtücher und Brautkleider, an die Vulven von Neugeborenen, an Autopsiesägen und Graberde; er denkt an die Unzucht von Gegensätzen.
    Er ist sich nicht ganz sicher, worum genau es sich bei dem Tal handelt. Um einen Zwischenraum womöglich. Eine Spalte oder eine Schwelle. Wie auch immer, es scheint weit, weit entfernt von der Welt. Er spürt, dass hier höhere Mächte am Werk sind. Mächte, die jegliche Unvollkommenheit ausschließen, aber nicht der Himmel. Der Himmel ist ein anderer Ort. Der Autor denkt an Leben und Tod, und doch weiß er, dass er nicht tot ist. Vielleicht ist er einfach noch mit Lernen beschäftigt.
    Oder ist dies das Ende aller Dinge? Vielleicht hat er alles gelernt, was er jemals lernen wird.
    »Ich sehe zu viel«, beichtet er. »Ich fühle zu viel.«
    »Du machst deine Befindlichkeiten für deinen Verlust verantwortlich?«
    Es klingt, als sei die Vorstellung absurd. »Ich …«, setzt der Autor an und verstummt. Es ist nicht Vergebung für seine Sünden, wonach es ihn verlangt – das ist eine andere Domäne. Er hat denWunsch, Absolution für all seine Fehldeutungen zu erhalten, für
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