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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor
Autoren: Arthur Achleitner
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niedergedrückten Bäumen verheißungsvoll: »Fink, fink!«
    Beim Kirchenwirt angekommen, ließ sich Theo sofort Glühwein bereiten und der frierende Brauherr bezog ein
Zimmer, um sich des durchnäßten Schuhzeugs zu entledigen und die normale Körperwärme im Bett
wiederzugewinnen.
    »Etwas ein wehleidiger Herr, der junge Brauer!« meinte der Kirchenwirt, und der Ton drückte eine gewisse
Geringschätzung aus. Daher beeilte sich Haferditzel, die Entschuldigung vorzubringen, daß der junge Tristner noch
nie auf Zechfahrt war und den Strapazen einer Frühlingstour körperlich um so weniger gewachsen sein könne, als
Theo ein Stubenhocker sei. »Wie ist es nachher mit dir, Kirchenwirt?« fragte der Braumeister, zur Sache
übergehend.
    »Was soll sein? Münchener Bier werd ich führen, euer Bier ist mir zu jung diemalen, die Leut klagen
darüber, und bald's Bier lau ist, kann 's der Teufel selber nicht trinken!«
    Ein richtiger Praktikus, ließ Haferditzel den Wirt stehen, sprach kein Wort und ging durch den Flur zur
Kellertüre, wo der ganze Biervorrat der letzten Wagensendung achtlos aufgestapelt lag.
    »Na, was suchst denn, Braumeister?« fragte verdutzt der Wirt.
    »Deine Schlamperei such ich und hab sie schon gefunden! Wenn du so schlampig mit dem Bier umgehst, die ganze Sendung
im Flur lagern lassest, statt im Eiskeller, darf es nicht überraschen, daß das Bier lau wird und die Leut
darüber schimpfen!«
    »Ja, mein, ich hab halt noch nicht Zeit gehabt zur Einlagerung im Keller! Und einem guten Bier darf das nichts
machen!«
    »Kirchenwirt, du hättest Mesner werden sollen, kein Wirt!«
    »Warum denn?«
    »Weil du von einer richtigen Wirtschaftsführung nichts verstehst! Bist du im Geschäft überall so
nachlässig wie in der Bierbehandlung, so bist du sicher bald pleite!«
    »Braumeister, halt dich fein ein bissel zurück! Herr im Haus bin ich!«
    »Und was für einer! Ich seh schon, wir verlieren nichts, wenn du abspringst! Ist eher gut für uns! Du
schädigst unser Bierrenommee, drum lieber weg von der Kundschaft! Wie der junge Herr fertig ist, fahren wir wieder heim!
Wünsch dir viel Glück zum Münchener Bier! Wirst wohl wissen, wie viel Eis das ›Münchener‹
braucht! Haben deine Bauern den Frost im Magen, brauchst dich nicht kümmern um die Grobheiten! Ich mein, wir sind fertig
miteinander, die letzte Rechnung kannst gleich mir zahlen, ersparst das Postporto, und frisch geliefert wird von uns nichts
mehr!«
    »Wär nicht aus! So geschwind wirst doch nicht das Geschäft abbrechen! Ich hab ja nur so
gemeint!«
    »Und wir meinen, daß an deiner Kundschaft nichts verloren ist! Hab allweil schon munkeln hören, daß
bei dir das Bier schlecht behandelt wird! Aber geglaubt hab ich es nicht recht! Jetzt glaub ich 's aber und weiß, wie
wir daran sind!«
    »Geh, Braumeister, mach doch keine G'schichten! Ich laß die Fässer gleich einkellern und für dich
frisch anzapfen! Was darf ich auftragen? Ihr werdet doch bei mir zu Mittag essen, wenn's auch schon etwas spät
ist?«
    »Von dem Bier? Na, ich dank schön! Und gegessen haben wir schon unterwegs!«
    »Saxendi, das gang ja gegen allen Brauch! Weißt was, Braumeister, lassen wir's beim alten! Und wenn der Brauer
ein bissel was springen laßt, bleib ich Kundschaft!«
    »Nicht einen Pfifferling kriegst! Uns ist es um das Renommee unsres Bieres zu tun, nicht um deine
Kundschaft!«
    »Jesses, na, bist du aber heut schlecht aufg'legt! Schau, Haferditzel, ich hätt halt so etliche zweihundert
Markl grad nötig braucht zum Roßeinhandeln, und wenn ich Kundschaft bleib, könnte doch der Brauherr mir die
zweihundert Markl leicht zahlen, hab ich gemeint!«
    »Die Meinung ist aber irrig! Nimm du nur 's Bier von München, was Besseres kannst gar nicht machen! Und sag dem
Münchener Brauer gleich, daß du unregelmäßig zahlst, und für deine Kundschaft etlichemal im Jahr
auch noch Bargeld haben möchtest! Du, der Münchener Brauer wird sich drum reißen, deine Kundschaft zu
kriegen! Und das ›beste‹ Bier schicken die Münchener allweil aufs Land, das wirst wohl wissen! So, ich
werd jetzt schauen, wie es dem jungen Herrn geht, und bald der Schimmel gefressen hat, fahren wir wieder heim!«
    Jetzt erkannte der Kirchenwirt, daß er das Spiel sicher verlieren wird, und deshalb verlegte er sich auf das Bitten
um Belassung des alten Zustandes im Geschäft.
    »Gut, Kirchenwirt! Aber nur unter der Bedingung, daß du künftig das Bier sorgsamer
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