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Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden
Autoren: Portia Da Costa
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fort war.
    Arabelle ist fort, ohne dass wir je eins waren.

Kapitel 1
Torheit
    «Scheißkarre! Scheißkarre! Scheißkarre!» Belinda Seward trat wütend gegen die Stoßstange von Jonathan Sumners Auto und verfluchte den Wagen. «Verdammt! Was machen wir denn jetzt bloß?», fragte sie ihren Begleiter, wischte sich die Regentropfen vom Gesicht und sah hinauf zum bedrohlich schwarzen Himmel.
    In diesem Moment schien sich die Dunkelheit über ihnen zu teilen, so als würde eine riesige Hand einen Samtvorhang öffnen. Über den Himmel schossen zornige Blitze, gefolgt von einem Donner, der schon viel näher klang als noch vor ein paar Minuten. Belinda war mit einem Mal fest davon überzeugt, dass die Elemente selbst sich gegen sie verschworen hatten – oder zumindest gegen Jonathans uralten gelben Mini.
    «Wir könnten im Auto Schutz suchen», schlug der junge Mann vor und strich sich eine nasse braune Haarsträhne aus dem Gesicht. Es war eine hilflose Geste, denn sein Haar, seine Kleidung und jeder Zentimeter seines Körpers waren komplett durchweicht. Zwar regnete es erst seit zehn Minuten, aber das Paar war bereits nass bis auf die Knochen.
    «Ach ja? Und uns dort vom Blitz treffen lassen?», fragte Belinda sarkastisch. Eigentlich wusste sie, dass Jonathan rein gar nichts für die Misere konnte, doch sie brauchte einfach jemanden, dem sie jetzt die Schuld an ihrer misslichen Lage geben konnte. Sie spürte genau, wie sich die Wucht des Gewitters auf sie übertrug. Es entstand eine Spannung in ihr, die einfach rausgelassen werden musste.
    Sie wussten jetzt seit etwa einer Stunde nicht mehr, wo sie eigentlich waren, und der sintflutartige Regen mit den mächtigen Donnerschlägen tat ein Übriges. Zu allem Überfluss war der Mini – von dem Jonathan behauptet hatte, er wäre total zuverlässig – jetzt auch noch liegengeblieben und leckte wie ein Sieb. Belinda sagte sich erneut, dass Jonathan nichts für ihre missliche Lage konnte, gab ihm aber wiederum die Schuld daran. Dabei hatte sie sich eigentlich vorgenommen, genau das nicht mehr zu tun.
    «Also hier bleibe ich nicht», ätzte sie und fischte nach ihrer Handtasche. Dann starrte sie erst in die eine, dann in die andere Richtung der schmalen Straße, auf der sie sich befanden. Der Ausblick war sowohl links als auch rechts überaus düster, feucht und nicht gerade vielversprechend. Belinda zuckte mit den Schultern und schlug schließlich den Weg ein, den sie ursprünglich hatten fahren wollen.
    «Was soll denn das?», fragte ihr Begleiter und lief ihr nach. «Wir können den Wagen doch nicht einfach so stehen lassen.»
    «Und ob wir das können! Ich stehe doch hier nicht untätig rum und warte darauf, dass der Blitz in diesen Schrotthaufen einschlägt! Ich werde einen Platz zum Unterstellen suchen.»
    «Wir können uns doch hier unterstellen.» Jonathan packte sie beim Arm und zeigte auf die riesigen, unheimlichen Bäume der Allee. In diesem Moment zuckte ein weiterer gewaltiger Blitz am Himmel auf. Die Baumstämme glitzerten im prasselnden Regen, und das grelle Licht ließ die knorrige Rinde silbern und blau leuchten.
    «Du bist doch echt ein Idiot!», fuhr Belinda ihren Freund an und schüttelte ihn ab. «In Bäume schlägt der Blitz genauso leicht ein wie in ein Auto. Ich werde mir jetztirgendein Gebäude suchen. Vielleicht finde ich ja ein Haus oder eine Scheune.»
    «Vielleicht hast du recht», erwiderte Jonathan, folgte ihr und nahm dabei automatisch ihre Tasche. «Aber die Gegend hier scheint nicht besonders belebt zu sein   …»
    Ungefähr zur selben Zeit, als das Gewitter einsetzte, hatten sie auch die Orientierung verloren. Eigentlich merkwürdig, denn bis zu dem Zeitpunkt hatten sie alle geplanten Wegpunkte ohne jede Mühe finden und sich an ihre Reiseroute halten können.
    Mit jedem Schritt, den sie jetzt taten, schien nicht nur die Straße enger, sondern auch ihre Chance auf eine passende Unterkunft kleiner zu werden. Die Bäume ragten hoch über ihnen auf und bewegten sich wie riesige, kampfbereite Soldaten, die ihren hilflosen Feind immer enger einschlossen. Auch an den Stellen, die einen Blick hinter die dicken Stämme gewährten, war außer einsamen Feldern und struppigen, dichten Büschen nichts zu sehen. Die Landschaft war so ganz anders als das schöne, ländliche Tal, durch das sie noch vor ein paar Stunden gefahren waren.
    Belinda zuckte zusammen, als ein weiterer Donnerschlag ertönte und ein Blitz vor und direkt hinter ihnen einzuschlagen
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