Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
eben bei einem anderen.«
    Der Älteste erhob sich. In seiner Flasche war noch ein Rest, aber er schien nicht darauf zu achten. Die Kosmonauten sind alle ungeheuer reich.
    »Gehen wir!«
    Als wir hinausgingen, blinzelte ich dem Barkeeper zu. Er lächelte und winkte mir zu. So, als ob er mir nicht wirklich zustimmen, aber meine Entscheidungsfreiheit anerkennen würde.
    Ein wirklich guter Mensch, bestimmt deshalb, weil er auf dem Kosmodrom arbeitete.
    Durch das schöne Hotelfoyer gingen wir zu den Fahrstühlen.
    Wortlos zeigte der Älteste dem Sicherheitsdienst seinen galaktischen Pass. Der Sicherheitsdienst ließ ihn ebenso wortlos passieren. Neben den Fahrstühlen befand sich in einer Nische noch eine kleine Bar. Dort saßen ungefähr fünf junge Frauen, alle sehr schön und sehr verschieden – eine Asiatin, eine Schwarze und eine Weiße. Sie tranken genüsslich ihren Kaffee. Die Asiatin schaute zu uns herüber und sagte etwas zu ihren Freundinnen, die zu lachen anfingen.
    »Kuscht euch, ihr Pack!«, schnappte der Älteste und sein Gesicht färbte sich dunkelrot.
    Die Damen lachten noch mehr. Ich schaute sie verstohlen von der Seite an, als wir uns im gläsernen Fahrstuhl in die oberen Etagen bewegten.
    »Wir warten erst einmal ab, was der Arzt sagt«, teilte mir der Älteste mit. »Eurem Gesundheitswesen vertraue ich nicht.«
    »Hm«, stimmte ich ihm zu, »unser Gesundheitswesen ist gut, aber veraltet.«
    Ich folgte dem Ältesten durch eine der Türen. Wir befanden uns in einem luxuriösen Hotelzimmer mit Videoscreen, auf dem gerade ein Historienfilm lief. Im Sessel davor hing ein hagerer, großer Mann, der einen edlen Glaskelch mit irgendeinem Getränk in der Hand hielt.
    Das Glas sah ihm sehr ähnlich und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
    Es lief überhaupt alles wie am Schnürchen!
    »Anton«, sagte der Älteste und schubste mich nach vorn, »untersuche den Jungen. Er will als Modul bei uns anfangen.«
    Der Mann wandte sich um, stellte das Glas ab und sagte: »Die Dummen werden immer jünger. Hast du ihm wenigstens klargemacht, was es bedeutet, auf Dauerbetrieb zu sein?«
    »Habe ich. Er kennt sich aus.« Der Älteste kicherte. »Hat sogar bemerkt, dass die Arizona mit Hauptmotor gestartet ist.«
    Anton beugte sich zum Videoscreen vor und schaltete ihn aus. Das Licht im Zimmer wurde heller. Mir fiel auf, dass die Zimmerfenster genauso undurchsichtig waren wie in der Bar. Bestimmt missfällt den Kosmonauten unser Planet dermaßen, dass sie alle Fenster abdunkeln.
    »Zieh dich aus!«, befahl er.
    »Ganz?«, fragte ich.
    »Nein, die Stiefel kannst du anbehalten.«
    Er machte sich natürlich über mich lustig. Wer trägt denn Stiefel innerhalb der Kuppel? Ich zog mich nackt aus und legte meine Kleidung über den Stuhl, den mir der Älteste zuschob.
    »Was hast du für einen Shunt?«, fragte Anton, »einen Neuron?«
    Wie dankbar ich doch meinen Eltern war! In meiner Klasse hatten fast alle einen Neuron, ein fürchterliches Ding. Ich sagte, dass ich einen Kreativ hätte.
    »Ein ernstzunehmender Junge«, bestätigte Anton und holte ein kleines Köfferchen hervor.
    »Stell dich hierhin!«
    Ich stellte mich hin wie gewünscht und bewegte die Arme wie befohlen. Anton holte ein Kabel aus dem Köfferchen und warnte mich: »Gleich wird dir schwindlig!«
    Mir war so schon schwindlig, aber das verriet ich ihm nicht. Der Weltraumarzt – Anton war auf alle Fälle einer – schloss das Kabel an meinen Neuroshunt an und stellte vor mir einen Scanner auf ein Stativ.
    »Hast du gute Nerven?«, wollte er wissen.
    »Sicher!«
    »Das ist auch gut so!«
    Der Videoscreen leuchtete wieder auf. Nur dass jetzt ich darauf zu sehen war. Der Scanner summte leise, der Detektorkopf vibrierte. Die Abbildung auf dem Screen begann sich zu verändern.
    Zuerst kam es mir vor, als ob man mir die Haut abziehen würde. Ich warf einen schnellen Blick auf mich, um mich zu überzeugen, dass sie noch an Ort und Stelle war.
    Um mein Abbild leuchteten verschiedene Bezeichnungen und Ziffern auf. Nicht in Lingua, sondern in einer unbekannten Sprache.
    »Ernährst du dich vollwertig?«, fragte Anton.
    »Ja.«
    »Das ist verteufelt gut... Eindeutig, du bist nicht zum Säckeschleppen bestimmt.«
    Jetzt verschwanden von meinem Abbild sämtliche Muskeln. Übrig blieben die Knochen und die inneren Organe. Ich krümmte mich und fühlte eine aufsteigende Übelkeit.
    »Tut dir oft der Magen weh?«, erkundigte sich der Arzt.
    »Nein, niemals.«
    »Warum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher