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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert
Autoren: Sergej Lukianenko
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er einfach in die Bar des Kosmodroms und wartete dort bei einem Glas Bier. Das hatte ich von Erwachsenen gehört und in den Nachrichten gesehen und wollte es jetzt selbst ausprobieren.
    Die Bar sah nicht so luxuriös aus wie im Fernsehen. Obwohl, da war die Tafel mit den Autogrammen berühmter Piloten, ein Stück von der Hülle eines Kampfraumschiffs des Imperiums, ein Tresen mit außerplanetaren Getränken, die ein Vermögen kosteten. Aber all das war klein. In der Bar waren vielleicht zehn Gäste. Dabei dachte ich, dass die Bar riesig sein würde, mindestens so groß wie die Schulturnhalle...
    Im Halbdunkel, durch das wunderschöne holographische Bilder schwebten, ging ich zum Tresen. Ich sah auf die Preise und erstarrte. Ein Glas Limonade kostete hier mehr als eine Zweiliterflasche im Geschäft. Aber was blieb mir übrig? Ich suchte meinen größten Geldschein heraus, bestellte ein Glas Ingwerbier, nahm das Wechselgeld entgegen und setzte mich auf einen hohen Drehstuhl.
    Der Barkeeper, ein ganz junger Mann mit einem Radio im Shunt beobachtete mich neugierig. Dann schaute er auf die Kaffeemaschine, die summte und eine Tasse betörend duftenden Kaffees zubereitete.
    »Entschuldigung, sind hier Flugkapitäne?«, fragte ich.
    »Ach so«, erwiderte der Barkeeper, »dass ich das nicht gleich gemerkt habe... Nein, mein Junge. Auf dem Kosmodrom sind gegenwärtig nur zwei Erztransporter, der eine schon auf Startposition.«
    »Fliegt er bald los?«, wollte ich wissen und trank einen Schluck. Schmeckte gut.
    »In ein paar Minuten, du wirst es hören. Wenn du willst, mache ich den Monitor an.«
    »Als ob ich noch keinen Start gesehen hätte! Aber wie finde ich den zweiten Kapitän?«
    »Willst du als Modul anheuern?«
    Er sagte nichts vom »Gehirn in der Flasche«, deshalb fand ich ihn sofort sympathisch.
    »Woher wissen Sie das?«
    Der Barkeeper lachte. »Was sollte denn ein Halbwüchsiger sonst in dieser Bar machen? Etwa Ingwerbier trinken, das hier mehr kostet als ein Mittagessen in der Stadt? Du brauchst keinen Flugkapitän, mein Freund. Die Kapitäne heuern richtige Kosmonauten an, für die Module sind die Ältesten zuständig.«
    »Aber die Module gehören auch zur Mannschaft!«
    »Ja, ungefähr so wie meine Kaffeemaschine. Möchtest du einen Kaffee? Ich lade dich ein.«
    Ich hätte gern einen Kaffee getrunken, aber ich schüttelte den Kopf.
    Der junge Mann schaute mich an und zuckte nach einer Weile mit den Schultern. »Ich werde dir nicht auf die Nerven gehen, die brauchst du noch. Was hast du für einen Neuroshunt?«
    »Kreativ-Gigabit.«
    Er schien sich zu wundern.
    »Tja, das ist nicht schlecht. Und alle Unterlagen sind vollständig? Und die Eltern sind einverstanden?«
    »Die Eltern haben ihr Verfassungsrecht in Anspruch genommen. Vor einer Woche.«
    »Alles klar«, er stellte die Tasse zur Seite, »dort in der Ecke, unter dem Eisenteil...«
    Er hatte nichts übrig für das ruhmreiche Stück aus der Panzerung des Kampfschiffes.
    »Ja, und?«, fragte ich.
    »Der Kerl, der Wodka säuft, ist der Älteste des zweiten Erztransporters. Spendiere ihm etwas zu trinken, das gehört sich so. Und biete deine Dienste an.«
    Ich schaute sofort auf die Preisliste, aber der Barkeeper verdeckte sie mit seiner Hand.
    »Du wolltest keinen Kaffee, also... gib mir einfach ein Zeichen und ich bringe etwas.«
    »Danke«, murmelte ich. Die Alkoholpreise hatte ich gesehen. Wenn ich hätte bezahlen müssen, wäre nicht einmal Geld für die Rückfahrt übrig geblieben.
    »Dafür bedankt man sich nicht. Wenn du davon überzeugt bist, dass du richtig handelst, dann geh!«
    »Danke«, wiederholte ich störrisch.
    Auf einmal schwankte die Bar leicht. Durch die verdunkelten Fenster brach ein roter Schein. Der Älteste am Ecktisch erhob das Glas, als ob er mit jemand Unsichtbarem anstoßen wollte, und trank es in einem Zug aus.
    »Der ist überladen, fliegt mit dem Hauptmotor«, bemerkte der Barkeeper, »also, entscheide dich, Junge.«
    Ich sprang vom Barhocker und ging zum Ältesten. Es war nicht so, dass ich Hemmungen gehabt hätte. Letztendlich war ich dazu bereit, jeden Tag hierherzukommen. Aber der nette Barkeeper würde mir nicht jedes Mal helfen. Ich wollte mir diese Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen.
    Der Älteste hob den Kopf und schaute mich aufmerksam an.
    Vor ihm stand eine fast leere Flasche.
    Papa hätte niemals so viel getrunken. Der Kosmonaut wirkte nicht einmal betrunken. Er war ungefähr vierzig Jahre alt, ohne
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