Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Himmel, das blaue Meer glitzert … es ist wirklich so wie auf den Postkarten und Prospekten oder – wie Ludwig Thoma einmal schrieb – so ›wahnsinnig italienisch‹.
    Die dreitägige Fahrt war ohne Zwischenfälle verlaufen. Erika hatte Marion Gronau und Frank Hellberg wie gute, alte Bekannte begrüßt, ohne jegliche zweideutige Bemerkungen. Sie wirkte jugendlich, hatte sich etwas geschminkt, die Haare hochgesteckt und mit einem flotten, hellroten Chiffontuch verknotet. Sie trug ein weiß-blau gestreiftes Kleid im sogenannten Segel-Look, hohe, weiße Pumps und zwang Karl Haußmann direkt, auf ihre Beine zu sehen. Überhaupt war Haußmann sehr erstaunt darüber, wie gut Erika aussah. Und als sie neben Marion stand und ihr das Gepäck verstauen half, stellte er fest, daß Erikas Beine sogar noch schlanker und schöner waren als die Marions. Das verwirrte ihn maßlos.
    In der ersten Nacht, in Basel, war er ohne Aufforderung, von sich aus, zärtlich zu seiner Frau und lag dann noch lange wach. Der Zwiespalt, in den er gekommen war, machte ihn unsicher. Zwei Zimmer weiter lag Marion Gronau, und sie trug ein teerosenfarbiges Baby-Doll-Nachthemd, das er selbst gekauft hatte.
    Es war zum Kotzen! sagte er sich in dieser Nacht und wälzte sich auf die Seite, um Erika nicht immer anzusehen, die ihm plötzlich so jung vorkam wie vor fünfundzwanzig Jahren. Ich fahre doch nach Rimini, um mir Marion zu erobern, aber nicht, um mich in meine eigene Frau zu verlieben. So was Blödes!
    Aber auch in der zweiten Nacht, in Como, nahm er Erika in seine Arme, aber dieses Mal aus Ärger und Opposition, denn Marion und Hellberg waren im Comer See schwimmen gewesen und hatten ihn nicht mitgenommen.
    Als sie endlich in Rimini waren, stellte Erika fest, daß Marion Gronau auf dem gleichen Flur wohnte. Ihr Zimmer lag günstig, gleich neben dem Aufzug und der Treppe. Um so ungünstiger lag die ›Pensione Luigi‹. Bis zum ›Palma‹ waren es gut zwanzig Minuten Fußweg – weit genug, um telefonische Warnungen in Empfang zu nehmen, wenn Frank Hellberg die Pension verließ.
    »Ein Wetterchen«, sagte Karl Haußmann und dehnte sich vor dem offenen Fenster. »Was, Rika? Ein Wetterchen! Das treibt den ganzen Schimmel aus den Knochen. Du sollst sehen, wie wohl du dich in Kürze fühlst.«
    Karl Haußmann hatte alles durchorganisiert. Am hoteleigenen Badestrand hatte er zwei Kabinen und vier Liegestühle mit großen Sonnenschirmen reservieren lassen, ferner eine breite Luftmatratze, mit der man auf dem Wasser treiben konnte, und einen aufblasbaren Riesenball. Dazu eine Schwimmweste, denn er wollte Marion Gronau durch ein weites Hinausschwimmen ins Meer zeigen, wie mutig und sportlich auch ein Mann mit fünfzig Jahren noch sein kann.
    Am dritten Tag in Rimini kam es zu einem Zusammenstoß.
    Erika war vom Hotel aus etwas später zum Strand gegangen. Sie suchte ihren Mann, fand ihn nicht und sah auch Marion Gronau nicht im Liegestuhl. Frank Hellberg war noch nicht da; er kam immer erst gegen 10 Uhr vormittags.
    Eine heiße Angst kroch in Erika hoch. Sie wollte sich zwingen, sich in den Liegestuhl zu legen und zu warten, an nichts Unrechtes zu glauben, sich selbst zu belügen … aber sie hatte nicht die Kraft dazu. Sie lief zu den Kabinen.
    Dort sah sie ihren Mann, wie er gerade aus einer der Kabinen kam. Aber nicht allein. Marion Gronau folgte ihm und sie sah sehr erhitzt aus.
    »Guten Morgen«, sagte Marion, sah Erika etwas scheu an und lief hinunter zum Strand, ohne sich umzudrehen. Wie Flucht sah es aus. Karl Haußmann hielt den aufgeblasenen Ball vor seine Brust und pfiff verlegen vor sich hin.
    »Konnte sich Fräulein Gronau nicht allein anziehen?« fragte Erika spitz. »Oder klemmte ein Reißverschluß?«
    Haußmann ließ den Ball fallen und holte Atem. »Bitte, nicht solche Töne, Erika!« rief er empört. »Ich habe nur den Ball aufgeblasen.«
    »In der engen Kabine?«
    »Da lag der Blasebalg.«
    »Man kann ihn auch hinaustragen.«
    »Man kann, kann, kann! Sag' einmal, was soll das Trara? Willst du uns mit deiner dämlichen, grundlosen Eifersucht den Urlaub verderben? Wenn das so weitergeht, schicke ich Fräulein Gronau nach Hause!«
    »Das wäre allerdings eine Lösung.«
    »Und Hellberg? Wie stehe ich denn da? Soll ich sagen, meine Frau verdächtigt Ihre Braut? Bin ich ein Waschlappen? Willst du mich unmöglich machen?« Er gab dem Luftball einen Tritt, so daß er weit über den Strand bis zu den Liegestühlen flog. »Ein schöner Urlaub
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher