Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Schulter und schwieg vor Überraschung: Hatte er eben tatsächlich einen Zwergenhelm gesehen?
    »Verfluchte Verzerrungen!«, rief er und machte einen Schritt nach vorne. »Tungdil!«, brüllte Ingrimmsch erwartungsvoll und stand gefährlich dicht vor der Sphäre, sodass er ihr leises Rauschen vernahm, das mal heller und mal dunkler klang. »Vraccas, lass meine Augen sich nicht getäuscht haben«, betete er und hätte beinahe eine Hand gegen den Energieschirm gelegt; er schluckte, und niemals war ihm seine Kehle derart eng erschienen.
    Da zuckte eine bleiche Klaue, so breit wie drei Burgtore, aus dem Schatten und drosch mit ganzer Kraft gegen die Sphäre, dass es einen dumpfen Schlag gab und der Boden erbebte.
    Mit einem Fluch sprang Ingrimmsch rückwärts und schlug in einem Reflex aus der Bewegung mit dem Krähenschnabel zu. Der Stahl prallte gegen die Barriere, ohne etwas auszurichten. »Der Kordrion ist zurück!«, schrie er und bemerkte voller grimmiger Zufriedenheit, dass die Warnhörner auf den Wehrgängen die Besatzung unverzüglich zu den Katapulten riefen. Die vielen Übungen machten sich bezahlt. Die bleiche Klaue krümmte sich, die langen Nägel fuhren an der Innenseite des Schirmes entlang und ließen hellgelbe Funken aufstieben. Gleich darauf zog sie sich zurück, und eine Woge aus weißem Feuer rollte heran, schwappte wassergleich gegen die Barriere und verteilte sich gleichmäßig nach allen Seiten.
    Ingrimmsch wich geblendet bis zum Artefakt zurück, ohne sich umzuwenden. »Sie wird nicht mehr lange halten«, rief er Goda zu. »Die Bestien wissen es und sammeln sich!«
    »Der Diamant!«, schrie sie zurück. »Er zerbricht!«
    »Was? Nicht jetzt, Vraccas!« Endlich sah er wieder etwas: Hinter der Wand aus Energie standen die unterschiedlichsten Scheusale und schwangen die Waffen! »Oh, ihr widerlichen ...«
    Die meisten von ihnen glichen dem Wesen, das von der Barriere in der Mitte zerschnitten worden war; doch es gab zahlreiche andere Exemplare, wesentlich breiter, stärker und von einschüchterndem Äußeren, wie sie ein Albtraum nicht besser hätte schaffen können.
    »Bei Vraccas«, stieß er aus und bedauerte sehr, sich getäuscht zu haben. Sein Freund war nicht erschienen. Er gab den Ubariu knappe Befehle, sich vor dem Artefakt zu verteilen, um Goda zu beschützen. Die Krieger bildeten eine Mauer aus Körpern, Eisen und Schilden, die Lanzen reckten sich wie starre, wehrhafte Tentakel nach vorn. Ingrimmsch wandte sich zu ihr um und sah, dass sie eine Hand gegen den schimmernden Schild gelegt hatte. »Was ist geschehen?«, rief er ihr zu.
    Sie war bleich wie der Tod. »Es... ist ein Stückchen aus ... dem Diamanten gebrochen«, wiederholte sie stammelnd. »Ich kann es nicht aufhalten ...«
    Ein lautes Knistern ertönte, das an berstendes Eis erinnerte, und alle sahen nach dem Edelstein. Er hatte sich schlagartig dunkel eingefärbt; ein deutlich sichtbarer Riss ging mitten hindurch, während die Barriere grell surrte und flackerte. An den Rändern des Diamanten löste sich Schleiffläche um Schleiffläche und fiel zu Boden. Es ging zu Ende. »Zurück!«, ordnete Ingrimmsch an. »Wir müssen in die Festung! Hier können wir nicht bestehen.« Er nahm Goda bei der Hand und rannte los. Schon seit vielen Zyklen konnte er zwischen Mut und Wahnsinn unterscheiden, wie er ihn früher in den Kämpfen an den Tag gelegt hatte. Auch seine Söhne hatten diese harte Lektion lernen müssen. Kein Erbe, auf das er stolz war.
    Die Ubariu folgten ihnen und blieben mit ihnen gleichauf, auch wenn es den großen Kriegern ein Leichtes gewesen wäre, die Zwerge um Längen hinter sich zu lassen. Goda, die sich nicht vom Artefakt abzuwenden vermochte, wurde von ihrem Gefährten vorwärtsgezerrt.
    Mit einem gleißenden Lichtblitz und einem ohrenbetäubenden Knall zerbarst der Diamant; die Detonation riss das Konstrukt mit brachialer Gewalt auseinander. Teile der aufrecht stehenden Eisenkreise wurden abgesprengt und flogen pfeifend etliche Schritte weit durch die Luft; dort, wo sie aufschlugen, bohrten sie sich tief in die Erde. Goda sah, dass die Enden rot glühten. Die Explosion musste mit ungeheurer Hitze einhergegangen sein.
    Gleichzeitig fiel die Barriere um die Schwarze Schlucht!
    Die Maga nahm das Heer der Bestien deutlich wahr, es gab keine Kraft mehr, die sich ihnen unüberwindbar entgegenstemmte. Der Wind wehte ihr einen unglaublichen Gestank zu, eine Mischung aus Exkrementen, altem Blut und saurer Milch. Grauweiße
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher