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Das Rosie-Projekt

Das Rosie-Projekt

Titel: Das Rosie-Projekt
Autoren: Graeme Simsion
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. Es sind Computer-
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-Tester.« Darüber würde ich definitiv nachforschen müssen. »Was würden Sie gern wissen?«
    »Ich frage mich, wie sie sie finden. Die meisten Erwachsenen mit Asperger-Syndrom wissen gar nicht, dass sie es haben.«
    Das war ein guter Punkt. Zufällig ausgewählte Bewerber zu testen wäre ein äußerst ineffektiver Weg, ein Syndrom zu diagnostizieren, das eine geschätzte Häufigkeit von 0 , 3  Prozent aufweist.
    Ich wagte eine Vermutung. »Ich nehme an, sie benutzen als Filter vorher einen Fragebogen.« Ich hatte den Satz noch nicht beendet, als mir im Kopf ein Licht aufging – natürlich nicht wortwörtlich.
    Ein Fragebogen! Was für eine naheliegende Lösung! Ein spezielles, wissenschaftlich fundiertes Instrument als das momentan beste Verfahren, um die Zeitverschwenderinnen, die Unorganisierten, die Eiskremwählerischen, die Beschwerdeführerinnen gegen visuelle Belästigung, die Kristallkugelguckerinnen, die Horoskopleserinnen, die Modesüchtigen, die religiösen Fanatikerinnen, die Veganerinnen, die Sportberichtbegeisterten, die Gegnerinnen der Evolutionstheorie, die Raucherinnen, die wissenschaftlich Ungebildeten und die Homöopathinnen auszusortieren und so im Idealfall die perfekte Partnerin oder, realistischer, eine zu bewältigende Auswahl von Kandidatinnen zu bestimmen.
    »Don?«, fragte Julie, die immer noch in der Leitung war. »Wann sollen wir uns treffen?«
    Die Dinge lagen nun anders, Prioritäten hatten sich verschoben.
    »Es ist nicht möglich«, erwiderte ich. »Mein Terminkalender ist voll.«
    Ich würde alle verfügbare Zeit für mein neues Projekt benötigen.
    Das Projekt Ehefrau.

3
    Nach dem Gespräch mit Julie ging ich sofort in Genes Büro im Psychologie-Gebäude, doch er war nicht da. Zum Glück saß die Schöne Helena, seine persönliche Assistentin, die eigentlich die Hinderliche Helena heißen müsste, ebenfalls nicht am Platz, so dass ich Zugang zu Genes Terminkalender hatte. Ich sah, dass er bis um 17 : 00  Uhr eine Vorlesung hielt und bis zu einem Meeting um 17 : 30  Uhr frei wäre. Perfekt. Ich würde lediglich die Dauer meiner geplanten Trainingseinheit kürzen müssen. Ich trug mich in den freien Terminspalt ein.
    Nach einem verkürzten Training in der Sporthalle (was ich dadurch erreichte, dass ich das Duschen und Umkleiden ausließ), joggte ich zum Hörsaal und wartete vor dem Mitarbeitereingang. Obwohl ich durch die Hitze und das Training stark transpirierte, fühlte ich mich körperlich wie geistig vitalisiert. Sobald meine Armbanduhr 17 : 00  Uhr zeigte, betrat ich den Hörsaal. Gene stand am Vortragspult des abgedunkelten Saals und hatte offenbar die Zeit vergessen, da er gerade auf eine Frage zur Finanzierung antwortete. Durch mein Eintreten drang ein Lichtstrahl in den Raum, und ich merkte, dass sich die Augen der Zuhörer auf mich richteten, als erwarteten sie, dass ich etwas sage.
    »Schluss für heute«, verkündete ich also. »Ich habe einen Termin mit Gene.«
    Sofort begannen die Leute aufzustehen, und in der ersten Reihe bemerkte ich die Dekanin mit drei Personen in Geschäftsanzügen. Ich vermutete, dass Letztere als potentielle Geldgeber hier waren und nicht, weil sie ein wissenschaftliches Interesse an der sexuellen Anziehung zwischen Primaten hegten. Gene versucht ständig, Geld für Forschung aufzutreiben, und die Dekanin droht fortwährend, die Institute für Genetik und Psychologie aufgrund unzureichender Finanzierung zu verkleinern. Das ist ein Thema, mit dem ich mich nicht weiter befasse.
    Über das allgemeine Geplapper hinweg verkündete Gene: »Ich glaube, mein Kollege Professor Tillman wollte uns signalisieren, dass wir die Finanzierung, die so wichtig für unsere fortlaufende Arbeit ist, zu einem anderen Zeitpunkt besprechen.« Er blickte zur Dekanin und ihrer Begleitung hinüber. »Nochmals vielen Dank für Ihr Interesse an meiner Arbeit – und natürlich auch der meiner Kolleginnen und Kollegen am Institut für Psychologie.« Es gab Applaus. Wie es aussah, hatte ich genau zur rechten Zeit unterbrochen.
    Die Dekanin zog mit ihren Geldgeberfreunden an mir vorbei. »Tut mir leid, dass wir Ihr Meeting aufhalten, Professor Tillman«, raunte sie mir zu. »Ich bin sicher, wir können das Geld auch anderswo auftreiben.« Das war eine gute Nachricht, doch nun bildete sich um Gene bedauerlicherweise eine Menschentraube. Eine Frau mit roten Haaren und diversen metallischen Objekten in den Ohren redete auf ihn
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