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Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition)
Autoren: Alisha Bionda
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dem nassen Erdboden und
leckte sich die Pfoten. Dann stellte sie sie manierlich nebeneinander und sah
Onisha ruhig an. »Dachte ich es mir, dass du bei der erstbesten Gelegenheit
kneifst und heulend zurück in deinen Palast rennst. Unter die Fittiche dieses
MENSCHEN!« Sie schnaufte verächtlich.
    »Ich finde es durchaus angebracht, in Erwägung zu ziehen, wieder
nach Hause zu gehen. Nachdem ich diesen furchtbaren Sturm nur mit Müh und Not
überlebt habe.« Onisha erschauderte bei der Vorstellung, was alles hätte
passieren können. Aber ihr behagte der Gedanke, alleine zurückzugehen, noch
weniger.
    »Musst du immer so geschwollen daherreden? In Erwägung ziehen ...
Und dann diese schamlose Übertreibung: ‚mit Müh und Not überlebt‘ ... Du hast
vielleicht einen Knall.«
    »Es kann ja nicht jeder wie du durch die Gegend laufen. Schau
dich doch einmal an. Du siehst aus wie ein wild gewordener Handfeger«,
erwiderte Onisha eingeschnappt. Sie war es nicht gewöhnt, dass man so mit ihr
sprach. Sascha von Hohenbergs Stimme hatte sich nie erhoben, auch wenn sie als
kleines Kätzchen einmal Blödsinn angestellt hatte. Wenngleich das äußerst
selten vorgekommen war. Onisha war nun einmal ein ruhiges, sittsames Katzenkind
gewesen. Ruhig, sittsam und langweilig.
    Fleur war nicht im Geringsten beleidigt. Sie blickte Onisha
herausfordernd an. »Ich ziehe jetzt weiter. Was ist, kommst du nun mit oder
gehst du zurück?«
    Onisha überlegte nicht lange. Sie war fest davon überzeugt, dass
sie alleine niemals nach Hause gefunden hätte. Mit ihrem Orientierungssinn war
es nicht weit her. Das ist ja wohl stark untertrieben, dachte sie im Anfall
eines Ehrlichkeitswahns, ich habe überhaupt keinen.
    Fleur ging einfach los. Sie wartete weder Onishas Antwort ab,
noch achtete sie darauf, ob diese ihr folgte. Onisha blieb nichts anderes
übrig, als eilig hinter ihr herzurennen. Fleur hatte eine Art, durch die Welt
zu gehen, als gehöre sie ihr, und sie war dabei in ihrer Unternehmungslust
nicht zu bremsen.
    Onisha betrachtete sie verstohlen. Fleur war wirklich eine
Schönheit. Die Bezeichnung war keineswegs übertrieben. Man musste nur zweimal
hinsehen, um sie zu entdecken. Unter all ihrer Wildheit verbarg sich ein
Kleinod. Das Gesicht mit den ausgeprägten Zügen, die zierliche Gestalt und die
unter ihrer Wuschelmähne verborgenen großen Ohren. Und nicht zu vergessen: ihre
ungewöhnlich blauen Augen. Und da war noch etwas, was Onisha nicht beschreiben
konnte. Etwas Unfassbares, eine Art innerer Schönheit und Weisheit, die dem
Auftreten der jungen Katze widersprach. Onisha vergass völlig, dass sie sich
immer noch in dem unheimlichen Wald aufhielten. »Du siehst gut aus«, sagte sie
unzusammenhängend.
    Fleur blieb erstaunt stehen. »Das war mit Abstand das Netteste,
das du mir bisher gesagt hast.«
    Onisha deutete mit der Pfote in die Richtung von Fleurs Kopf.
»Nur deine Ohren sind ziemlich groß.« Sie kicherte. »Richtige Propeller.«
    Fleur verzog amüsiert und kein bisschen eingeschnappt das
Gesicht. »Dachte ich es mir, dass du sofort wieder alles zunichte machen musst.
Du bist und bleibst eine Nervensäge. Aber zu deiner Information: Ich bin eine
Falbkatze. Wir haben alle solche Ohren.«
    »Von Falbkatzen habe ich noch nie etwas gehört«, gestand Onisha.
    »Ich denke, du bist so gebildet?«, zog Fleur sie auf. »Auch
Bastet, die ägyptische Katzengöttin, war eine Falbkatze.«
    Bastet.
    Sie war der Inbegriff der kindlichen Fantasien, die Onisha die
ersten Jahre ihres Lebens beschäftigt hatten. Ihre Mutter hatte immer voller
Ehrfurcht von der Göttin gesprochen, die auch als Glücksgöttin galt.
    Fleur beachtete Onishas Schweigen nicht, sondern plapperte
weiter: »Bastet ist die Göttin mit dem Katzenkopf.« Sie legte eine bedeutsame
Pause ein: »Bastet hat es wirklich gegeben ...« Fleur zögerte. »Manchmal habe
ich das sichere Gefühl, dass es sie immer noch gibt. Aber lassen wir das. Es
gibt Wichtigeres. Bastet hatte eine eigene Stadt ...« Fleur hüstelte. »Die
Stadt der Katzen ... besser gesagt, das Reich der Katzen ...«
    »Das Reich der Katzen«, murmelte Onisha verträumt und eine Stadt
aus gläsernen Gebäuden riesigen Ausmaßes tauchte vor ihrem geistigen Auge auf.
Die Vorstellung war so realistisch, dass Onisha zusammenzuckte. Sie sah Fleur
fragend an. »Glaubst du, es gibt sie wirklich?«
    »Wen? Bastet? Oder die Stadt der Katzen?«, fragte Fleur ehrlich
überrascht über den Ernst und das Interesse in
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