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Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)

Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)

Titel: Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)
Autoren: Colleen Gleason
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träumen, denn der Alptraum, dem sein Vater zum Opfer gefallen war, würde ihn sicherlich bis in den Schlaf verfolgen.  
    Dirick meisterte noch die Stufen in die große Halle hinein, aber kaum hatte er Anstalten gemacht sich einen Platz an den langen, einfachen Holztischen zu suchen, als hinter ihm ein Gruß ertönte.  
    „Dirick! Ihr seid eingetroffen.“  
    Er wandte sich der vertrauten Stimme zu. „Gavin. So ist es, vor wenigen Augenblicken. Ich suche Essen und ein Nachtlager“, antwortete er, während er den Arm seines Freundes zum Gruß drückte.  
    Lord Gavin de Mal Verne schüttelte den Kopf, seine kräftigen Gesichtszüge traten in dem Licht dort noch deutlicher hervor. „Ich fürchte, Eure Ruhe muss noch ein wenig warten. Heinrich verlangt Euer sofortiges Erscheinen.“  
    Dirick fluchte und warf die erfrorenen Hände halb in die Luft. „Wie hat er Kunde von meinem Eintreffen erhalten? Ich bin kaum aus dem Stall heraus. Ich nahm mir nicht einmal die Zeit Nick selbst abzusatteln.“  
    „Wir befanden uns in seinen Privatgemächern, als die Kunde kam, Ihr hättet die Zugbrücke überquert. Er bat mich Euch sofort aufzusuchen und zu holen, bevor Ihr schon die Arme der einen oder anderen Dame gefunden hättet.“ Ein leichtes Zucken seiner Mundwinkel verlieh diesen Worten eine humorvolle Note, die jedoch bei den folgenden schon entschwunden war. „Die Nachricht vom Tode Eures Vaters hat mich bekümmert. Ich bedaure, dass Madelyne und ich nicht zum Begräbnis kommen konnten, aber die Kunde davon erreichte uns hier erst, als es bereits zu spät war.“  
    „Ich weiß. Ich selbst erhielt die Kunde gerade zeitig genug, um noch nach Derkland zu reiten“, erwiderte Dirick, der jetzt schleppenden Schritts Gavin nachfolgte, als sie die Halle verließen. „Ich bin von Kent zwei Tage ohne Rast gereist und dann, ohne nach dem Begräbnis noch zu verweilen, habe ich Nick wieder gesattelt und bin sogleich wieder hierher zurückgeritten.  
    Ihn plagten nicht unerhebliche Schuldgefühle seinen Bruder Bernard – der nun Lord von Derkland war – mit dem Kummer seiner Mutter alleine gelassen zu haben, aber er hatte sich nicht darum kümmern können. Joanna, Bernards Gemahlin, war ein sanftes und gütiges Wesen, und sie würde gut für ihre Mutter sorgen.  
    „Beim König erwartet Euch zumindest gutes Essen“, erwähnte Gavin noch, als sie zu einer Gabelung im Gang kamen. Da blieb er stehen und warf Dirick ein trockenes Lächeln zu. „Nun, da ich meiner Pflicht nachgekommen bin, wünsche ich Euch eine angenehme Nacht und viel Glück dabei, ein Lager noch vor Morgengrauen zu finden. Ich selbst war den ganzen Tag beim König – er ist voll des Tatendrangs diese ganzen letzten Tage und hat mich seit dem Morgengrauen auf den Beinen gehalten. Und Madelyne erwartet mich.“  
    „Überbringt ihr meinen Gruß. Ich gehe mit dem König reden und dann finde ich, so Gott will, auch ein Lager und schlafe für zwei Tage. Entweder wird es so sein oder meine Knie versagen mir vor Seiner Königlichen Hoheit den Dienst.“  
    Dirick lächelte seinem Freund müde zu, wandte sich dann in Richtung der Gemächer des Königs und ging schnellen Schritts den kalten, feuchten Gang hinunter. Je eher er sich um die Belange des Königs kümmerte, desto eher würde er seinen eigenen Bedürfnissen nachkommen können.  
    Es war ja nicht so, dass seine Bedürfnisse übermäßig anspruchsvoll wären.  
    Als der jüngste Sohn von Harold von Derkland besaß Dirick weder Ländereien noch hatte er das Bedürfnis der Kirche zu dienen – wie seine beiden älteren Brüder. Der älteste hatte die Ländereien, der mittlere sich der Kirche verschrieben.  
    Stattdessen hatte er sich unabkömmlich gemacht für den jungen König von England, schon als dieser lediglich der Graf von Anjou gewesen war und um seine Braut Eleonore von Aquitanien warb. Mit der Zeit hatte Heinrich tiefes Vertrauen zu Dirick gefasst und verließ sich voll und ganz auf ihn, und da Dirick einem Weib nicht mehr zu bieten hatte als seine Gesellschaft und seinen Körper, hatte er die Zeit am Hof von Eleonores Hof der Liebeskunst genossen, während er sich um die verschiedenen Aufgaben kümmerte, die Heinrich ihm auftrug.  
    Gewiss war es auch nicht von Übel, dass er in der großen Halle nicht Platz genommen hatte, dachte er erschöpft bei sich, wie er da so dem gewundenen Gang folgte. Ihm stand nicht der Sinn danach, die Damen des Hofstaates von Eleonore heute zu hofieren,
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