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Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)

Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)

Titel: Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)
Autoren: Colleen Gleason
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üblichen Befehlsgehabe würde dort eine Weile beschäftigt sein, denn eines der Kinder vom Koch war erkrankt. Bevor sie sich in Richtung ihres Besuchers bewegte, erteilte Allegra ein paar weitere Order, wodurch die meisten Leibeigenen und auch der Truchsess und die wenigen Ritter aus der Halle entfernt wurden. Sie wollte so wenig Zeugen wie möglich haben.  
    Dann schritt sie – sehr beklommen – durch den Saal und wählte einen Weg, der sie wie zufällig in seine Richtung gehen ließ, als wolle sie an ihm vorbeigehen.  
    „Welch’ eine schöne Tochter Ihr habt“, waren Bons erste Worte, als sie sich ihm näherte. Er stand da und machte eine kurze, ironische Verbeugung.  
    „Ich dachte – man dachte, Ihr wärt tot.“ Allegra hasste, wie dünn und verzagt ihre Stimme da klang. Sie sank auf den Schemel nieder, von dem er sich gerade erhoben hatte, die Knie zitterten ihr heftig.  
    „Es scheint, ich bin wiederauferstanden.“ Seine dunklen Augen machten sich über sie lustig.  
    Allegra zwang ihr erstarrtes Gesicht zu lächeln. „Seid willkommen im Heim von Lord Lareux und meiner Wenigkeit.“  
    Ein leises, grausames Lachen grollte tief in seiner Kehle. „Wohl, wohl. Allegra, ich bin so willkommen, dass Ihr Euren Bruder nicht mit offenen Armen unter den Augen Eurer Leibeigenen und Eurer Tochter begrüßt habt. Im Gegenteil, Ihr habt sie fortgeschickt, bevor Ihr Euch dazu herabgelassen habt, mich auch nur zu begrüßen. Seid Ihr Euch da gewiss, dass ich hier willkommen bin?“  
    „Halbbruder“, erinnerte sie ihn, als sie ein wenig von ihrem Mut wieder fand.  
    „In der Tat.“ Sein Lachen endete jäh. „Ich bin in der Tat der Sohn eines Lord und seiner Lady – im Gegensatz zu meiner Schwester, die von einer Hure ausgetragen wurde.“  
    Allegra zuckte zusammen und kämpfte darum, ihre Stimme fest und doch leise genug klingen zu lassen, dass der eine Leibeigene dort drüben auf der anderen Seite des Zimmers nicht hörte, wie sie fragte, „warum seid Ihr hier? Was ist Euer Begehr?“  
    „Eure Tochter ist von Liebreiz. Von unglaublichem Liebreiz“, sagte er, seine Aufmerksamkeit nun ganz bei den orangenen Flammen neben ihnen, als er im Plauderton fortfuhr. „Es fällt mir schwer zu glauben, dass sie die Tochter eines Mannes von so rauem und gewöhnlichem Aussehen wie Merle Lareux sein soll.“  
    Finsternis vernebelte Allegra die Sinne und sie schöpfte einen tiefen Atemzug. Seine letzten Worte hingen zwischen ihnen in der Luft, bedrohlich und allwissend. Die kalten Hände flatterten hilflos in ihrem Schoß, gruben sich in den Stoff ihres Gewands ein, zerrten und verdrehten sich, versteckten sich ... „Ja“, flüsterte sie. Konnte er davon wissen?  
    „Ist sie es denn?“  
    Allegras Magengrube sackte in sich zusammen, ein einziger Knäuel von schrecklicher, verzweifelter Übelkeit. „Was sagt Ihr da?“, schaffte sie noch zu sagen, obwohl die Welt um sie herum sie gerade zu ersticken drohte.  
    Bon tat einen Schritt von ihr weg und drehte sich, um quer durch die leere Halle zu blicken. Die kalte Selbstgewissheit in seinen Bewegungen und der besitzergreifende Blick, den er in die Runde warf, verursachten Allegra noch mehr Übelkeit. „Dort jenseits des Saales ist die holde Jungfer Maris von Langumont, Erbin der unermesslichen Ländereien von Merle Lareux. Sie dürfte doch wohl schon reif genug sein, vermählt zu werden ... es ist achtzehn Jahre her, nicht wahr?“ Er drehte sich langsam zu Allegra um. „Es wäre geradezu schändlich, wenn die Wahrheit ans Licht käme, oder? Wenn der große Lord von Langumont erfahren würde, dass die von ihm so angebetete Tochter nicht Frucht seiner–“  
    „ Genug “, schrie Allegra leise auf, wobei sie immer noch Acht gab, dass keiner der mittlerweile wieder aufgetauchten, geschäftigen Leibeigenen sah, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging. „Verbreitet solche Lügen nicht in meinem Hause!“
    „Lügen?“ Bon ließ es in seiner Kehle grollen. „Ha! Lügen, die eine solche Wahrheit in sich bergen, dass sie die Mauern von Langumont um Euch zum Einstürzen bringen könnten.“ Sein Lachen klang bitter. Er sah sie ruhig an und schien die Angst zu genießen, die sie gerade zerfraß. „Schwester, Mylady, ich bin zurückgekehrt – von den Toten, wenn Ihr so wollt –, um mir mein rechtmäßiges Erbe zu holen.“  
    Sie war vor Angst so taub am ganzen Körper, dass Allegra ihn nicht verstand. „Was?“  
    „Cleonis, Firmain ... und
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