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Das Raetsel des Pharao

Das Raetsel des Pharao

Titel: Das Raetsel des Pharao
Autoren: Dirk Ahner
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Haare abschneiden?«
    »Du da!«, bellte eine laute Stimme. »Lass das Mädchen in Ruhe!«
    Der Bandit ließ Lara los und wirbelte herum. Er sah sich einem prächtig gekleideten Hünen gegenüber, der einen Speer wurfbereit in der Hand hielt. Der Bandit ließ sein Messer fallen und suchte das Weite. Sein Gegenüber entspannte sich, stellte den Speer auf den Boden und straffte sein Gewand. Er trug eine golddurchwirkte Haube auf dem Kopf, die in der Sonne glänzte.
    »Ihr müsst vorsichtig sein, Kinder. Mit solch wertvollem Schmuck geht man nicht einfach durch die Straßen spazieren. Zeigt mal her.«
    Lara zögerte. Auch wenn der Mann ihr geholfen hatte, war sie nicht sicher, ob sie ihm vertrauen konnte. Andererseits: Was hatten sie schon für eine Wahl? Zögerlich legte sie den Skarabäus-Ring in seine ausgestreckte Hand. Er betrachtete das Schmuckstück fasziniert.
    »Bei allen Göttern, ein Ring des Pharao!«
    »Wir kommen, um ihn seinem Besitzer zurückzugeben«, sagte Ben.
    »Und was verlangt ihr dafür?«
    »Nur, dass wir ihn persönlich aushändigen dürfen.«
    »Ich bin ein Priester unseres göttlichen Herrschers, und ich sage dir, kein Bürger darf einfach so in den Palast, mein Junge.« Nachdenklich kratzte der Mann sich am Kinn. »Andererseits habt ihr eine Belohnung verdient. Bei Isis und Osiris, das ist eine vertrackte Situation. Nun gut, ihr dürft mich zum Palast begleiten. Vielleicht gewährt euch der Pharao eine Audienz. Aber erwartet kein Wunder!«

Nepomuk kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Palast des Pharao war von solcher Pracht und Größe, dass er nicht anders konnte, als die ägyptischen Baumeister zu bewundern. Wie war es möglich, dass Menschen schon vor Jahrtausenden ganz ohne die Hilfe von Baggern, Betonmischern, Kipplastern, Bohrern und Schweißgeräten zu solchen Bauten fähig gewesen waren? Schon der Boden, auf dem sie gingen, war ein Kunstwerk, bemalt mit Landschaften und Tieren. Götterstatuen aus schwarzem Marmor flankierten das Tor, das sie in die Vorhalle führte, wo sich Beamte und Diener tummelten.
    Sie betraten den Thronsaal, den größten Raum des Palastes. Die Statue eines Falken, so groß wie ein halbes Haus, blickte streng auf die Besucher herab.
    Vorsichtig lugte Leopold aus einem Spalt von Nepomuks Umhängetasche hervor. »Das muss Horus sein, der Himmelsgott«, quakte er.
    Lara machte ein zweifelndes Gesicht. »Horus? Und der sieht aus wie ein Falke? Ehrlich, ich verstehe die ägyptischen Götter nicht. Was sind sie denn nun? Menschen? Tiere? Oder beides?«
    Ben fasste sie vorsichtig an der Schulter und bedeutete ihr, still zu sein. Fußgetrappel war zu hören und eine Schar von Beamten kam in den Raum. Sie schirmten ihren Herrscher ab wie einen Gefangenen.
    »Soll das ein Witz sein?«, flüsterte Lara.

    Nepomuk und Ben wussten nicht, was sie sagen sollten. Sie hatten alles Mögliche erwartet, nur das nicht: Der Pharao war ein Junge von acht oder neun Jahren. Er trug kostbare Gewänder und ein fein gewebtes Königstuch auf dem Kopf. In seiner Hand hielt er einen Krummstab, das Zepter eines Pharao. Mit einer Mischung aus Neugier und Furcht sah er die drei Kinder an.
    »Wer sind die Fremden?«, fragte er den Priester, der sie in den Palast geführt hatte.
    Der Mann warf sich vor ihm in den Staub. »O göttlicher Pharao, Hüter der Sonne, Herr über die fruchtbaren Täler des Nils, diese Kinder bringen ein Schmuckstück, das die Insignien Eurer Familie trägt.«
    Ein Diener eilte herbei und nahm den Skarabäus-Ring. Der kleine Pharao wollte danach greifen, doch ein Beamter kam ihm zuvor. Er ließ sich den Ring geben und betrachtete ihn eingehend.
    »Der Ring Eures Vaters, Majestät. Er hat ihn wohl verloren«, sagte er.
    »Von Papa?« Die Augen des Jungen leuchteten. Er wendete sich an Ben. »Habt ihr ihn gesehen? Meinen Vater? Wisst ihr, wie es ihm geht?«
    Ben, Lara und Nepomuk tauschten einen fragenden Blick. Sie hatten keine Ahnung, wovon der Junge sprach. War es möglich, dass er das Kind war, das sie suchten? Das Kind, dem der Traum gehörte? Die Situation war verzwickt.
    »Nein, Hoheit, tut uns sehr leid. Wir sind ihm nicht begegnet«, sagte Lara.
    Der Hoffnungsschimmer in den Augen des jungen Pharao erlosch. Er wischte sich eine Träne aus den Augen. »Mein Papa ist verschwunden. Ich vermisse ihn so sehr.«
    Vorsichtig ergriff Nepomuk das Wort. »Hoheit, wir wissen nicht, was mit Eurem Vater geschehen ist. Aber wir können Euch vielleicht helfen, ihn zu
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