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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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plötzlich, daß die Brosche weg war. Wäre Beth eine logisch denkende Person gewesen, dann hätte sie das nicht weiter unglücklich gemacht: Denn soeben noch hatte sie ja gewünscht, daß Bruce sie ihr lieber gar nicht geschenkt hätte. (»Aber du bist ja vollkommen unvernünftig. Du kennst die Bedeutung des Wortes Logik überhaupt nicht!« Das war wieder Bill. Komisch, wie gerade seine am wenigsten schmeichelhaften Bemerkungen ihr immer wieder einfielen!)
    Doch die Brosche war weg. Und es kam Beth zum Bewußtsein, daß sie wirklich kostbar war, ein reizendes Andenken an eine glückliche Freundschaft. Sie blickte auf die um sie herumwimmelnde Menge. Kein Schimmer von ihrer Brosche unter diesen dahintrampelnden Füßen. Vielleicht hatte sie sie im Warteraum verloren? Sie eilte zurück und fragte ein paar Frauen, die da herumstanden. Keine von ihnen hatte etwas gesehen.
    Sie dachte: Sie muß mir irgendwo da draußen in der Menge heruntergefallen sein. Ach ja, irgendwie ist sie verlorengegangen. Nun war es höchste Zeit, an Bord der Maschine zu gehen. Nachdenklich ging sie hinaus. Es war kein besonders fröhliches Ende dieser wunderschönen vierzehn Tage: kein Bruce und keine Brosche!
    Eine Berührung an ihrem Arm, als sie gerade durch die Tür schlüpfen wollte, ließ sie sich rasch umdrehen. Doch Bruce noch?! Aber es war nur ein kleiner Hawaiianerjunge, der ihr zulächelte und sagte: »Haben Sie das verloren, Fräulein? Ich hab’s für Sie gefunden«, und da lag tatsächlich ihre Brosche in seiner dunklen Handfläche. Beth war außer sich vor Freude. Im Nu war ihre Niedergeschlagenheit verflogen. Auch sie lächelte den Jungen an.
    »Oh, ich danke dir.« Schnell öffnete sie ihr Geldtäschchen. Er grinste freundlich, griff nach der Münze und verschwand sofort in der Menge, gerade in dem Moment, als alle Passagiere zum zweitenmal aufgefordert wurden, an Bord zu gehen.
    Sie schloß sich dem Menschenstrom an. Noch einmal warf sie einen Blick in die Runde. Nein, Bruce hatte sie im Stich gelassen. Ach ja, Bill würde bestimmt sagen: »Was erwartest du eigentlich von einem Kerl, den du da so zufällig an einem fremden Ort kennengelernt hast?« In dem Augenblick erhob sich ein lautes Geschrei am Rande des Rollfeldes, und sie konnte einen Mann sehen, der sich durch die Sperre kämpfte. Aber nein, nein, es war nicht Bruce. Sie wandte sich schnell zurück, der steilen Treppe zu, wobei sie einen jungen Mann anrempelte, der vor ihr stand. »Oh, es tut mir leid«, sagte sie. Der junge Mann wandte sich um und schaute um sich. Als er Beth sah, meinte er: »Ach, macht nichts«, und dann lächelte er. So wirkte sie eben auf die Leute.
    Als die Stewardess ihr ihren Platz anwies, freute sie sich, den jungen Mann auf dem Platz neben sich zu finden. Und weil sie eine freundliche Person war, die nicht so leicht durch Schaden klug wurde, lächelte sie ihn an. Natürlich, kaum war das Flugzeug gestartet, da plauderten sie schon miteinander, als kennten sie sich wer weiß wie lange. Bill hätte sicher bemerkt: »Wieder eine von Beths aufgelesenen Reisebekanntschaften.«
    »Ja, ich bin Neuseeländer. Ich lebe auf einer Schaffarm.«
    »Oh, ich auch.« Das schien ihnen beiden ein ganz unglaubliches Zusammentreffen im Lande der Schafzüchter zu sein.
    »Meine Mutter wird mich bestimmt abholen, und vielleicht meine Brüder ebenfalls.«
    Sie erwähnte nicht, daß wahrscheinlich auch Bill dasein würde. Sie hatte absolut keine Lust, Bill vorzuzeigen, der so ein einsilbiger, nüchterner, ein so schrecklich realistischer Verehrer war.
    Beths Gedanken wandten sich eifrig ihrer Familie und ihrem Zuhause zu. Sie führte ein sehr glückliches Leben, obwohl sie keinen Vater hatte. Ernst Sutherland war vor zehn Jahren gestorben, und Beth, damals ein Kind von dreizehn Jahren, dachte heute nicht mehr sehr oft an ihn. Alice Sutherland war beides für sie gewesen, Vater und Mutter.
    Als Beth an ihre Mutter dachte, hellte sich ihr Gesicht auf, und ein kleines Lächeln spielte um ihren entzückenden Mund. Alice war eine Mutter, mit der man sehr zufrieden sein konnte. Sie war auch als Farmerin sehr tüchtig. Als echtes Landkind besaß sie beträchtliche Kenntnisse in der Viehzucht und in der Leitung einer Farm. Aus diesem Grund war sie nie ernsthaft in Schwierigkeiten geraten, und sie hatte immer einen bescheidenen, aber ausreichenden Ertrag erwirtschaftet.
    Aber zum guten Teil war das auch das Verdienst ihres Vaters. Schweigend und tapfer hatte er der Tatsache
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