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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates
Autoren: John Connolly
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ich, wir würden vielleicht einen Moment innehalten und darüber nachdenken, ob das, was wir vorhaben, wirklich eine so gute Idee ist, wenn uns jemand warnt, dass es möglicherweise, eventuell, das Ende für die Erde bedeutet. Wissenschaftler sind aber nicht wie du oder ich. Deshalb erklärten sie unverzüglich, die Wahrscheinlichkeit, dass der LHC das Ende der Erde herbeiführen könnte, sei minimal. Kein Grund zur Besorgnis, beteuerten sie, wirklich nicht. Leute, seht euch dieses große, runde Ding an. Ist es nicht wunderschön? 4
    4    Die Wissenschaftler dachten sich nämlich Folgendes: Wenn das Ende der Welt dennoch käme, wäre ja niemand mehr da, der ihnen dafür die Schuld in die Schuhe schieben könnte. Wahrscheinlich bliebe gerade noch Zeit genug, um zu sagen: »Hey, habt ihr nicht felsenfest behauptet, das würde nicht –« Dann gäbe es einen großen Knall und dann wäre alles still. Wissenschaftler, so intelligent sie auch sein mögen, denken die Dinge nicht immer bis zum Ende durch. Ein gutes Beispiel dafür ist der erste Höhlenmensch. Als er einen handlichen Felsbrocken fand, band er ihn mit einer Liane an einen Stock und dachte: Hmm, ich habe gerade ein Ding erfunden, mit dem man andere Dinger klein schlagen kann. Zum Glück kommt bestimmt niemand auf die Idee, einen anderen damit auf den Kopf zu hauen. Was aber irgendjemand prompt tat. Und zwar schlug er gleich den Erfinder nieder, damit er das Ding stehlen konnte. Im Grunde genommen war es das Gleiche wie mit den Atombomben. Damals haben die Wissenschaftler auch immer behauptet, sie wollten eigentlich nur etwas erfinden, womit man Rettiche dünsten kann.
    Das bringt uns wieder zurück zu den wichtigen Dingen, die sich im LHC ereigneten. Die Experimente wurden von einer Maschine mit Namen VELO überwacht. VELO entdeckte all die kleinen Teilchen, die beim Zusammenprall der Strahlen ausgestoßen wurden. Sie konnte deren Position auf zwei hundertstel Millimeter oder auf eine zehntel Haaresbreite genau bestimmen. Das alles war fürchterlich aufregend, aber nicht aufregend genug für die beiden Männer, die auf den Überwachungsbildschirmen überwachen sollten, was passierte. Deshalb taten sie das, was Männer in solchen Situationen oft zu tun pflegen.
    Sie spielten Schiffeversenken .
    »B vier«, sagte Victor, der aus Deutschland stammte und mit einer solchen Haarpracht gesegnet war, dass er sie in einem Pferdeschwanz bändigte, und dennoch war noch genug übrig geblieben für sein Kinn und seine Oberlippe.
    »Daneben«, sagte Ed, der aus Großbritannien kam und mit so gut wie gar keinem Haar gesegnet war und bei dem ganz bestimmt keines mehr für sein Gesicht übrig war. Trotzdem mochte Ed Victor, obgleich er der Meinung war, dass etwas von dessen Haarfülle von Rechts wegen eigentlich ihm zustünde.
    Victor konzentrierte sich so, dass seine Stirn sich in Falten legte. Irgendwo in der sehr überschaubaren Unendlichkeit von Eds Spielfeld lagen ein U-Boot, ein Zerstörer und ein Flugzeugträger, aber Victor gelang es um alles in der Welt nicht, sie zu versenken. Er fragte sich, ob Ed, was seine Fehlschüsse anging, gemogelt hatte, aber dann beschloss er, dass Ed nicht zu den Menschen gehörte, die logen. Ed hatte nämlich keine sehr lebhafte Fantasie und nur fantasievolle Menschen neigen zum Lügen. Um zu lügen, musste man Sachen erfinden, und das können nur fantasievolle Menschen gut. Victor hatte etwas mehr Fantasie als Ed und deshalb log er öfter. Nicht viel öfter, aber doch ein bisschen öfter.
    Ed hörte, wie Victor laut die Luft einsog.
    »Puh«, sagte Victor. »Warst du das?«
    Ed roch es auch. Es stank eindeutig nach faulen Eiern.
    »Nein, das war ich nicht«, antwortete Ed ein bisschen beleidigt.
    Zum zweiten Mal in ebenso vielen Minuten fragte sich Victor, ob Ed nicht vielleicht doch log.
    »So oder so«, sagte Ed. »Ich bin an der Reihe. E drei.«
    »Daneben.«
    Piep.
    » Was war das?«
    Victor blickte nicht auf. »Ich sagte, das war daneben. Daneben, kapiert?«
    »Nein«, antwortete Ed. »Ich meinte: Was war das ? «
    Er deutete mit dem rechten Zeigefinger auf den Computerbildschirm, wo eine grafische Übersicht all die aufregenden Dinge anzeigte, die sich gerade im Teilchenbeschleuniger abspielten, und auf dem es gerade gepiepst hatte. Die Darstellung auf dem Bildschirm ähnelte einem Tornado, allerdings einem, der gleichmäßig groß war und sich nicht trichterförmig ausbreitete.
    »Ich sehe nichts Auffälliges«, sagte
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