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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates
Autoren: John Connolly
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gestreut, weshalb ein schwerer Duft den ganzen Keller durchzog.
    »Wer war es denn, Schatz?«, fragte eine der vermummten Gestalten. Sie sprach »Schatz« so aus, wie wohl die Axt eines Scharfrichters, die gerade jemandes Kopf abtrennt, könnte sie denn sprechen, das Wort »Tschak« aussprechen würde.
    »Das sonderbare Kind, das in Hausnummer fünfhunderteins wohnt«, sagte Mr Abernathy zu seiner Frau, denn sie war es, die gefragt hatte. »Mit seinem Hund.«
    »Was wollte er denn?«
    »Süßes oder Saures.«
    »Aber es ist doch noch gar nicht Halloween.«
    »Ich weiß. Das habe ich ihm auch gesagt. Ich glaube, mit dem stimmt etwas nicht. Und auch mit seinem Hund nicht«, fügte Mr Abernathy hinzu.
    »Nun, jetzt ist er ja weg. Dummes Kind.«
    »Können wir weitermachen?«, fragte eine männliche Stimme unter einer Kapuze. »Ich möchte nämlich nach Hause gehen und Fußball schauen.« Der Mann, der das gesagt hatte, war ziemlich dick und seine Kutte spannte sich straff über seinem Bauch. Er hieß Reginald Renfield und er wusste eigentlich selbst nicht so recht, was er hier sollte, in diesem qualmigen Keller und noch dazu in einem Gewand, das ihm mindestens zwei Kleidergrößen zu klein war. Seine Frau hatte darauf bestanden, dass er mitkam, und niemand ließ sich auf einen Streit mit Doris Renfield ein. Sie war sogar noch größer und noch dicker als ihr Mann, jedoch nicht halb so nett. Und weil man auch Mr Renfield beim besten Willen nicht als netten Menschen bezeichnen konnte, lässt sich erahnen, dass Mrs Renfield eine durch und durch unangenehme Person war.
    »O Reginald, sei doch bitte still«, nörgelte Mrs Renfield. »Du kannst nichts anderes als dich beschweren. Wir amüsieren uns jetzt.«
    »Tatsächlich?«, fragte Reginald.
    Er fand es nicht besonders amüsant, in einer kratzigen Kutte in einem kalten Keller herumzustehen und Dämonen aus der Unterwelt herbeizurufen. Mr Renfield glaubte nicht an Dämonen, fragte sich aber manchmal, ob sein Freund, Mr Abernathy, nicht aus Versehen einen geheiratet hatte. Mrs Abernathy jagte ihm Furcht ein, so wie starke Frauen schwachen Männern oft Furcht einjagen. Aber Doris hatte darauf bestanden, ihre neuen Freunde zu besuchen, die erst vor Kurzem nach Biddlecombe gezogen waren, um gemeinsam einen »netten Abend« zu verbringen. Mrs Abernathy und Mrs Renfield hatten sich in einer Buchhandlung kennengelernt, als sie beide Bücher über Geister und Engel kauften. Von diesem Augenblick an war ihrer beider Freundschaft immer enger geworden und schloss mit der Zeit auch die Ehemänner ein. Mr Renfield mochte die Abernathys eigentlich nicht. Aber es ist eine merkwürdige Gepflogenheit unter Erwachsenen, dass sie bereit sind, ihre Zeit mit Leuten zu verbringen, die sie eigentlich gar nicht mögen, wenn sie sich davon einen Vorteil versprechen. In diesem Fall hoffte Mr Renfield, dass Mr Abernathy in seinem Elektrogeschäft vielleicht ein teures neues Fernsehgerät kaufte.
    »Nun, einige von uns amüsieren sich jedenfalls«, sagte Mrs Renfield. »Aber du würdest einen Spaß ja nicht einmal erkennen, wenn er sich auf dich stürzen und dich unter den Armen kitzeln würde.« Sie lachte laut auf. Ihr Mann fand, es hörte sich so an, als würde man eine Hexe in einem Fass einen Wasserfall hinunterstoßen. Er stellte sich vor, wie seine Frau in einem Fass steckte und tief ins Wasser stürzte, und diese Vorstellung heiterte ihn ein wenig auf.
    »Genug!«, sagte Mrs Abernathy.
    Alle verstummten. Mrs Abernathy blickte ernst und schön unter ihrer Kapuze hervor.
    »Reichen wir uns nun die Hände«, sagte sie. Alle taten wie befohlen und stellten sich im Kreis um den Stern. »Lasst uns beginnen.«
    Und wie aus einem Munde begannen die vier zu singen.
    Die meisten Menschen sind gar nicht schlecht. Gut, manchmal tun sie schlechte Dinge, in jedem steckt ja ein Körnchen Boshaftigkeit. Aber nur sehr wenige Menschen sind unsagbar böse. Allen anderen jedoch kommen die eigenen Untaten ganz selbstverständlich vor. Das liegt daran, dass sie im Grunde niemandem schaden wollen und vielleicht nur gelangweilt oder egoistisch oder habgierig sind. Anders ausgedrückt: Sie wollen nur ihr eigenes Leben etwas bequemer einrichten.
    Die vier Leute im Keller fielen unter die Kategorie »gelangweilt«. Sie hatten langweilige Jobs. Sie fuhren langweilige Autos. Ihr Essen war langweilig. Ihre Freunde waren langweilig. Für sie war alles, nun ja, einfach langweilig.
    Als Mrs Abernathy eines
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