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Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Titel: Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)
Autoren: Tom Egeland
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schmale Schultern. Sie hatte etwas Besonderes … Als sie sich umdrehte, um ihrem Nebenmann etwas zu sagen, sah ich kurz ihr Gesicht. Hinreißend. Sie mochte in meinem Alter sein, hatte sich aber die Schönheit der Jugend bewahrt, wie es einigen Frauen auf wundersame Weise vergönnt ist.
    Plötzlich drehte sie den Kopf und fing meinen Blick ein. Und dann lächelte sie mich an.
    Bevor ich reagieren konnte, drehte sie sich wieder zur Bühne um.
    »Hier vor Ihnen, einem Fachpublikum aus der ganzen Welt«, fuhr der Professor fort, »freue ich mich besonders, von ein paar kuriosen Neuigkeiten berichten zu können.«
    Der Saal hielt erwartungsvoll den Atem an. Ich selbst war noch immer ganz benommen davon, dass die Frau in der achten Reihe mich angelächelt hatte.
    Hat sie wirklich mir zugelächelt?
    III
    Moretti projizierte einen alten handgeschriebenen Brief an die Leinwand. Verschnörkelte, unleserliche Schrift. »Vor kurzem hat die Konservatorin der Uffizien-Bibliothek, Regina Ferrari, diesen Brief in die Hände bekommen«, sagte er und ließ seinen Blick durch den Saal schweifen. »Erkennt jemand die Handschrift?«
    Murmeln. Jemand schlug Michelangelo vor, ein anderer Machiavelli, ein Dritter rief: »Leonardo da Vinci!«. Ich musste lächeln. Um mich herum rieten die Leute weiter: Galileo Galilei, Kopernikus, Kepler.
    »Falsch«, sagte Moretti. »Dieser Brief, datiert auf August 1565, stammt von Nostradamus und richtet sich an Cosimo I . de’ Medici, Großherzog der Toskana … Halt, ich korrigiere: Cosimo war zu dieser Zeit nur Herzog.«
    Eine Sekunde Stille. Dann brach der Saal in Applaus aus. Ich ließ mich mitreißen und jubelte und klatschte begeistert. Ja, ich gebe es unumwunden zu: Ich gehöre zu den verschrobenen Leuten, die sich von einem fast fünfhundert Jahre alten Brief begeistern lassen.
    »Niemand hat von der Existenz dieses Briefes gewusst«, sagte Moretti, als der Applaus abgeebbt war. »Dass die Medici Prophezeiungen von Nostradamus bestellt haben, ist unterdessen keine Überraschung. Wie üblich sah Nostradamus genau das voraus, was seine Auftraggeber hören wollten. Welche verschlungenen Wege der Brief danach genommen hat, verhüllt der Schleier der Geschichte.«
    IV
    Die Medici, ja. Man kennt die Geschichte. Eine Dynastie von Händlern und Schlitzohren, Politikern und Päpsten, Kriegern und Mördern, Herzogen und Königen. Was für eine Sippe. Sie begannen als Bankiers und regierten in Florenz und Norditalien ab dem 15. Jahrhundert für gut dreihundert Jahre. Sie waren die Geburtshelfer der Renaissance, Mäzene der Kunst. Die Medici waren für Genies wie Leonardo da Vinci, Michelangelo und Botticelli einfach unentbehrlich. Ja, selbst für Machiavelli.
    Im 18. Jahrhundert verschwanden die Medici dann aus den Geschichtsbüchern. Einfach so. Die Sippe starb aus. Was bei all den Taugenichtsen und Bastarden, die sie in die Welt gesetzt hatten, erstaunlich war. Aber so war es.
    »Heute wissen wir«, sagte Moretti, »dass der Brief von Nostradamus an die Medici in die private Sammlung der Gonzaga-Familie einging. Dann kaufte ein Antiquar Mitte des 19. Jahrhunderts die ganze Sammlung. Sie blieb bis 1997 im Familienbesitz, danach wurde sie der Bibliothek in Mantua geschenkt. Bis 2011 rührte sie dort niemand an. Im Nachhinein kann man sich fragen, warum die Forscher sich nicht gleich voller Enthusiasmus auf diese Sammlung gestürzt haben, aber bedenken Sie: Die Gonzaga-Sammlung befand sich in einer Kiste mit Tausenden alltäglicher Dokumente von geringem historischen Interesse. Forschung kostet Geld, und man muss Prioritäten setzen. Aber zum Glück gibt es immer wieder unermüdliche Akademiker. Eine davon ist Regina Ferrari, die Konservatorin der Uffizien-Bibliothek. Sie sollte heute eigentlich hier sein, ist aber zu einem neuen Projekt abkommandiert worden, das sicher auch wieder für Schlagzeilen sorgen wird. Drei Jahre lang hat sie ihre Vorgesetzten an der Universität von Florenz bedrängt, die Durchsicht der Sammlung zu finanzieren. Schließlich gaben sie nach und bewilligten Forschungsmittel für die systematische Durchsicht, Katalogisierung und Restaurierung der Gonzaga-Sammlung. Mit jugendlichem Eifer nahm Regina Ferrari die Truhe mit den vergessenen Dokumenten in Angriff. Und unter all diesen staubigen Papieren und Pergamenten, zwischen Dokumenten und Briefen, alten Karten und Rezepten, Tagebuchnotizen und Besitzurkunden lag ein Schatz verborgen: der Nostradamusbrief.«
    Professor Moretti zeigte
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