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Das neue Philosophenportal

Das neue Philosophenportal

Titel: Das neue Philosophenportal
Autoren: R Zimmer
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den Titel
Metaphysik
trägt. »Metaphysik« war schließlich auch der Name, unter dem die »Erste Philosophie« zur Königsdisziplin der Philosophie wurde.
    Aristoteles nimmt sich den allgemeinsten Begriff der Philosophie, den Begriff des »Seins«, vor und will klären, was wir überhaupt
     meinen, wenn wir davon sprechen, dass etwas so oder so »ist«. Es gibt nämlich, so Aristoteles, sehr verschiedene Arten zu »sein«,
     und es kommt darauf an, die wichtigsten und wesentlichen Arten des Seins zu unterscheiden. Dies ermöglicht uns, einen Blick
     auf die Tiefenstruktur der Wirklichkeit zu werfen. Sie wird, so Aristoteles, von einem obersten Prinzip in Bewegung gehalten,
     das er »Gott« nennt, eine Wesenheit, die, in seinen eigenen Worten, »Leben und Ewigkeit« zugleich ist und die höchste Form
     der Wirklichkeit verkörpert. Auf diesen Gott führt alles zu, wenn wir die letzten Gründe des »Seins« erkunden. Die
Metaphysik
des Aristoteles zeichnet einen Bauplan unserer Wirklichkeit, über den sich viele Jahrhunderte lang Vertreter der westlichen
     Philosophie gebeugt haben.
    Die Rolle des Lehrers und Erziehers hat das Leben des Aristoteles stark geprägt. Er wurde 384 v.   Chr. in Stageira im heutigen Nordgriechenland geboren, einem Ort, der zu Zeiten des Aristoteles zu Makedonien gehörte. Die
     Makedonier wurden von den Griechen im Süden nicht als »hellenisch« angesehen. Sie galten als »Barbaren«, und ihre politischen
     Ambitionen waren gefürchtet.
    Die Eltern des Aristoteles waren keine Makedonier, sondern griechischen Ursprungs und sprachen einen ionischen Dialekt. Der
     Vater, Nikomaches, unterhielt allerdings als Leibarzt des makedonischen Königs enge Kontakte zum Hof. Die Beziehungen der
     Familie zum makedonischen Königshaus sollten auch im Leben des Aristoteles eine große Rolle spielen. Schon als Junge freundete
     er sich mit dem Sohn des Königs, Philipp, an.
    Nach dem frühen Tod des Vaters kam Aristoteles in die Obhut von Verwandten in Assos, einem Ort an der kleinasiatischen Küste
     gegenüber der Insel Lesbos. Im Alter von siebzehn Jahren schließlich tat er den für seine Zukunft als Philosoph entscheidenden
     Schritt: Er ging nach Athen und trat in die Akademie des Philosophen Platon ein, die damals bereits wichtigste Ausbildungsstätte
     für Philosophen in Griechenland. Dort blieb er zwanzig Jahre lang, zunächst als Schüler und später als Lehrer. Die
Metaphysik
entwickelte sich aus den Diskussionen, die innerhalb der platonischen Akademie geführt wurden.
    Ziel dieser im Jahr 387 v.   Chr. von Platon gegründeten Philosophenschulewar die Heranbildung einer Elite, die in der Lage war, sowohl geistige als auch politische Führung zu übernehmen. Grundlage
     dafür sollte eine wissenschaftliche Bildung sein, die in der Philosophie als der höchsten Form des Wissens gipfelte. Dies
     entsprach der Überzeugung Platons, dass philosophische Erkenntnis die einzig verlässliche Voraussetzung für eine gerechte
     politische Herrschaft sein kann.
    Die platonische Akademie lässt sich eher mit einem religiösen Orden als mit einer heutigen Universität vergleichen. Die Mitglieder
     lebten nach einem klösterlich streng geregelten Tagesablauf und verehrten Platon wie einen Guru. Als Aristoteles in die Akademie
     eintrat, befand sich Platon gerade auf einer mehrjährigen Reise nach Sizilien. In späteren Jahren entwickelte sich dann eine
     enge Verbindung zwischen dem Meister und seinem brillantesten Schüler.
    Der junge Aristoteles, der in der Akademie den Beinamen »der Leser« erhielt, lernte hier alle zeitgenössischen philosophischen
     Theorien kennen. Einigkeit herrschte bei den meisten griechischen Philosophen darüber, dass die Wirklichkeit im Grunde von
     einer Art Weltvernunft beherrscht wird und dass der Mensch aufgrund seiner eigenen rationalen Fähigkeiten die Möglichkeit
     hat, diese Vernunft zu erkennen. Einer der Hauptstreitpunkte entwickelte sich über der Frage, in welchem Verhältnis diese
     Weltvernunft, die man sich als eine ewige und unveränderliche Einheit dachte, zu den Verschiedenheiten und Veränderungen der
     Welt stand, in der alles einem Rhythmus von Leben und Tod, Blüte und Zerfall unterworfen war.
    Unter den vorsokratischen Philosophen, also den Philosophen vor Sokrates, übte der im 5. vorchristlichen Jahrhundert lehrende
     Anaxagoras einen besonderen Einfluss auf Aristoteles aus. Ähnlich wie die spätere aristotelische Gottesvorstellung ist für
     ihn
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