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Das muss Liebe sein

Das muss Liebe sein

Titel: Das muss Liebe sein
Autoren: Rachel Gibson
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zurückbleiben sollen. Er bog um die Ecke des Baus und fand sich in Augenhöhe mit der Düse einer Haarspraydose wieder. Ein Sprühstoß traf ihn voll ins Gesicht, und sofort verschwamm ihm alles vor den Augen. Eine Faust packte ihn am Sweatshirt, ein Knie bohrte sich zwischen seine Schenkel und verfehlte seine Eier nur um Haaresbreite. Der Muskel in seinem rechten Schenkel verkrampfte sich, und Joe wäre zusammengeklappt, wenn ein gehöriger Schulterstoß gegen seine Brust das nicht verhindert hätte. Der Atem entfloh hörbar aus seiner Lunge, als er wie ein gefällter Baum rücklings auf den harten Boden stürzte. Ein Paar Handschellen aus Chrom, das er in den Bund seiner Shorts gesteckt hatte, grub sich ihm in den Rücken.
    Mit von Miss Clairol benebeltem Blick sah er zu Gabrielle Breedlove auf, die zwischen seinen gespreizten Beinen stand. Er ließ den Schmerz, der sein rechtes Bein verkrampfte, ungehindert zu und zwang sich, gleichmäßig zu atmen. Sie hatte ihn reingelegt und versucht, ihm die Eier bis in die Kehle hinaufzurammen.
    »Himmel«, stöhnte er. »Was für ein verrücktes Weib.«
    »Ganz recht, gib mir nur einen Grund, dir die Kniescheiben zu zerschießen.«
    Joe blinzelte ein paar Mal, und sein Blick klärte sich. Langsam löste er sich von ihrem Gesicht, wanderte ihre Arme entlang bis zu ihren Händen. Scheiße. In einer Hand hielt sie das Haarspray, den Finger auf der Düse, in der anderen aber hielt sie etwas, was aussah wie eine Derringer. Diese zielte nicht auf seine Knie, sondern direkt auf seine Nase.
    Joe erstarrte. Er hasste es wie die Pest, wenn man Handfeuerwaffen auf ihn richtete. »Nehmen Sie die Knarre weg«, befahl er. Er wusste nicht, ob die Derringer geladen oder auch nur funktionstüchtig war, aber er wollte es auch nicht herausfinden. Einzig seine Augen bewegten sich, als er wieder in ihr Gesicht aufsah. Sie atmete hastig und flach, ihre grünen Augen blickten wild. Sie wirkte verteufelt unberechenbar.
    »Ruft die Polizei!«, begann sie verzweifelt zu schreien.
    Joe sah sie finster an. Nicht genug damit, dass sie es geschafft hatte, ihn flach zu legen, jetzt schrie sie auch noch aus Leibeskräften. Wenn sie so weitermachte, musste er sich womöglich zu erkennen geben, und das wollte er nun wirklich nicht. Die Vorstellung, mit der Hauptverdächtigen im Fall Hillard auf dem Polizeirevier aufzukreuzen, mit der Verdächtigen, die nichts davon wissen sollte, dass sie verdächtigt wurde, und dann noch erklären zu müssen, dass diese Frau ihn mit einer Haarspraydose zu Fall gebracht hatte, erfüllte ihn mit einer Brechreiz erregenden Angst, die ihm den Nacken versteifte. »Nehmen Sie die Waffe weg!«, wiederholte er.
    »O nein! Bei der geringsten Bewegung pumpe ich Sie mit Blei voll, Sie Mistkerl.«
    Er vermutete, dass sich im Umkreis von fünfzig Metern keine Menschenseele außer ihnen aufhielt, war sich jedoch nicht sicher, und das Letzte, was er brauchte, war ein heldenhafter Zivilist, der ihr zu Hilfe eilte.
    »Hilfe – bitte, hilf mir doch jemand!«, brüllte sie so laut, dass es bestimmt weit und breit zu hören war.
    Joe biss die Zähne zusammen. Darüber würde er nie hinwegkommen, und er mochte nicht einmal daran denken, Walker und Luchetti unter die Augen treten zu müssen. Joe hatte wegen des Streits nach der Schießerei mit Robby Martin beim Chef immer noch schlechte Karten. Es fiel ihm nicht schwer, sich vorzustellen, was der Chef sagen würde. »Sie haben das Ding vermasselt, Shanahan!«, würde er brüllen, bevor er Joe zum Streifendienst degradierte. Und dieses Mal hätte der Chef sogar Recht.
    »Jemand muss die Polizei rufen!«
    »Hören Sie auf zu schreien«, befahl Joe in seinem besten Gesetzeshüter-Tonfall.
    »Die Polizei muss kommen!«
    »Verdammt, Lady«, knirschte er zwischen den Zähnen hervor, »ich bin Polizist.«
    Ihre Augen wurden schmal, als sie auf ihn herabblickte. »Genau, und ich bin der Gouverneur.«
    Joe wollte in seine Tasche greifen, doch Ms. Breedlove vollführte eine drohende Bewegung mit ihrer kleinen Waffe, und er unterließ es lieber. »Meine Dienstmarke steckt in der linken Tasche.«
    »Keine Bewegung«, warnte sie ihn noch einmal.
    Die rotbraunen Locken flatterten ihr um den Kopf, wild und unbändig. Das Haarspray hätte ihrer Frisur wohl eher gut getan als seinem Gesicht. Mit zitternder Hand schob sie sich das Haar auf einer Seite hinters Ohr. Joe hätte sie in Sekundenschnelle zu Boden bringen können, aber dazu musste er sie erst einmal
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