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Das muss Liebe sein

Das muss Liebe sein

Titel: Das muss Liebe sein
Autoren: Rachel Gibson
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hatte tolle Beine und einen tollen Hintern. Pech, dass das Schicksal Gefängniskleidung für sie vorgesehen hatte.
    Joe folgte ihr über die Fußgängerbrücke hinaus aus dem Ann Morrison Park und achtete sorgfältig darauf, Distanz zu halten, als sie weiter dem Verlauf des Boise River folgten.
    Ihr Persönlichkeitsprofil entsprach nicht dem des typischen Diebs. Im Gegensatz zu ihrem Geschäftspartner war sie nicht bis über beide Ohren verschuldet. Sie spielte nicht und musste auch keine Drogensucht finanzieren. Für die Beteiligung an einem Verbrechen blieben dieser Frau also nur zwei mögliche Motive übrig.
    Das eine Motiv ist der Nervenkitzel, und Joe verstand sehr gut, wie reizvoll ein Leben auf Messers Schneide ist. Adrenalin ist eine mächtige Droge. Er selbst liebte sie, weiß Gott. Er liebte die Art und Weise, wie sie über die Haut kroch, sie prickeln ließ und ihm die Nackenhaare sträubte.
    Das andere Motiv ist schon gewöhnlicher – Liebe. Die Liebe neigt dazu, Frauen in Schwierigkeiten zu bringen. Joe hatte mehr als genug Frauen kennen gelernt, die alles tun würden für irgendeinen nichtsnutzigen Typen, der sie selbst ohne zu zögern ans Messer liefern würde, um die eigene Haut zu retten. Joe wunderte sich längst nicht mehr über das, was manche Frauen aus Liebe taten. Es wunderte ihn längst nicht mehr, im Knast Frauen anzutreffen, die für ihre Männer Strafen absaßen und tränenüberströmt Quatsch absonderten wie: »Ich kann nichts Schlechtes über Soundso sagen, ich liebe ihn.«
    Die Baumkronen über Joes Kopf wurden dichter, als er der Frau in einen anderen Park folgte. Der Julia Davis Park war üppiger, grüner und bot zudem noch Attraktionen wie die Museen für Kunst und Geschichte, den Boise Zoo und natürlich die Tootin'-Tater-Bimmelbahn.
    Einen Sekundenbruchteil bevor er einen leisen Aufprall auf dem Pflaster hörte, spürte er, wie sich etwas aus seiner Hosentasche löste. Er griff sich an die leere Tasche, wandte den Kopf und sah sein Zigarettenpäckchen auf dem Weg liegen. Erst zögerte er einige Sekunden, dann ging er zurück. Ein paar Zigaretten rollten über den Asphalt, und eilig bückte er sich, um sie einzusammeln, bevor sie in einer Pfütze landeten. Sein Blick wanderte zu der Verdächtigen hinüber, die in ihrem üblichen gemäßigten Tempo weiterjoggte, und kehrte dann zurück zu seinen Zigaretten.
    Joe schob die Zigaretten in die Packung, sorgfältig darauf bedacht, sie nicht zu beschädigen. Er hatte keine Angst, die Verdächtige aus den Augen zu verlieren. Sie lief ungefähr so schnell wie ein arthritischer alter Hund, ein Umstand, den er am heutigen Tag begrüßte.
    Als er wieder den Weg entlang blickte, hielt seine Hand in der Bewegung inne, dann schob er die Zigarettenschachtel langsam zurück in die Tasche. Alles, was sich seinen gut geschulten Augen darbot, war der schwarze, sich zwischen dichten, hohen Bäumen und Gras hindurch schlängelnde Weg. Ein Windstoß rüttelte an den dicken Ästen über ihm und drückte ihm das T-Shirt platt an den Oberkörper.
    Sein Blick schoss nach links, und da entdeckte er sie, wie sie über den Rasen in Richtung Zoo und Kinderspielplatz lief. Er nahm die Verfolgung auf. So weit er es überblicken konnte, war der Park menschenleer. Wer auch nur über ein bisschen Verstand verfügte, hatte längst schleunigst den Heimweg angetreten, bevor das drohende Unwetter losbrach. Allerdings musste die Tatsache, dass der Park anscheinend verlassen war, nicht bedeuten, dass sie sich nicht mit jemandem traf.
    Wenn ein Verdächtiger von einem festen Verhaltensmuster abwich, hieß das gewöhnlich, dass etwas im Busch war. Der Geschmack von Adrenalin betäubte seine Kehle und trieb ein Lächeln auf seine Lippen. Verdammt, so lebendig hatte er sich nicht mehr gefühlt, seit er letztens einen Drogendealer in einer Gasse im North End verfolgt hatte.
    Er verlor sie erneut aus den Augen, als sie an den Toilettenhäuschen vorbeilief und dahinter verschwand. Jahrelange Erfahrung verlangsamte seine Schritte; er wartete darauf, dass sie wieder auftauchte. Als das nicht der Fall war, griff er unter sein Sweatshirt und löste den Verschluss an seinem Pistolenhalter. Er drängte sich flach an den Backsteinbau und lauschte.
    Eine liegen gelassene Plastiktüte flog über den Rasen, doch Joe hörte nichts außer dem Wind und dem Rascheln der Blätter über ihm. Von seinem Standpunkt aus hatte er keinen Überblick, und ihm wurde klar, dass er ein Stück hätte
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