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Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus
Autoren: Stephen Baxter
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kosmetischer Operationen. Hohe Wangenknochen. Falten um die Augen.
    Wie, zum Teufel, war er überhaupt hier reingekommen?
    Sie griff nach dem Sicherheits-Touchpad unter dem Schreibtisch.
    »Ich habe Sie gar nicht kommen sehen.«
    Er lächelte. Er machte einen ruhigen, bedächtigen und geschäftsmäßigen Eindruck. Sie nahm den Finger wieder von der Taste.
    Er streckte ihr die Hand hin, und sie schüttelte sie; die Handfläche war trocken und weich, als ob er sogar die Transpiration 9
    unter Kontrolle hätte. Aber sie empfand die Berührung als unangenehm. Als ob ich eine Eidechse anfassen würde, sagte sie sich.
    Sie ließ die Hand schnell wieder los.
    »Sind wir uns schon einmal begegnet«, fragte sie.
    »Nein. Aber ich kenne Sie. Ich habe Ihr Bild in den Unterneh-mensberichten gesehen. Ganz zu schweigen von den gelegentlichen Auftritten in den Klatschspalten. Ihre ›verhängnisvolle Affäre‹ mit Reid Malenfant…«
    Er verursachte ihr Unbehagen. »Malenfant ist immer für eine Schlagzeile gut«, pflichtete sie ihm bei.
    »Sie nennen ihn Malenfant.« Er nickte, als ob er diese Information abspeicherte.
    »Sind Sie von der Firma, Mr. Taine?«
    »Es müsste eigentlich Doktor heißen. Aber nennen Sie mich doch bitte Cornelius.«
    »Doktor der Medizin?«
    »Nein.« Er wedelte mit der Hand. »Naturwissenschaften. Genauer gesagt Mathematiker. Ist aber schon lang her. Ja, in gewisser Weise gehöre ich zu Bootstrap. Ich repräsentiere eine Ihrer großen Aktionärs-Gruppen. Deshalb bin ich auch an Ihrer sehr gewissen-haften Sekretärin vorbeigekommen.«
    »Aktionäre? Welche Gruppe?«
    »Wir arbeiten mit etlichen Scheinfirmen.« Er schaute auf ihren Schreibtisch. »Es wird Ihnen ohne Zweifel gelingen, Art und Umfang unsrer Beteiligungen zu ermitteln. Ich bin für Eschatology, Inc. tätig.«
    Ach du Scheiße. Bei Eschatology handelte es sich ihres Wissens um eine dieser spinnerten UFO-Sekten, die von Malenfants Unternehmungen wie Fliegen angelockt wurden.
    Er beobachtete sie und schien zu wissen, was sie dachte.
    »Was wollen Sie hier, Dr. Taine?«
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    »Cornelius, bitte. Es interessiert uns natürlich, wofür Ihr Mann unser Geld ausgibt.«
    »Ex-Mann. Das entnehmen Sie aber auch den Unternehmens-Berichten und der Presse.«
    Er beugte sich vor. »Ich erinnere mich aber an keine Meldungen über diese Abfallbeseitigungs-Aktion in der Mojave-Wüste.«
    »Sie sprechen von der Raketenanlage. Das ist ein neues Projekt«, sagte sie. »Noch im Aufbau begriffen.«
    Er lächelte. »Ihre Loyalität ist bewundernswert. Aber Sie müssen Malenfant nicht verteidigen, Ms. Stoney. Ich bin nicht hier, um an jemandem Kritik zu üben oder ihm Steine in den Weg zu legen. Höchstens um eine falsche Spur zu legen.«
    »Welche Spur?«
    »Die Spur von Reid Malenfants geheimen Aktivitäten. Ich spreche von seinem eigentlichen Plan hinter all diesen Ablenkungsma-növern.«
    »Eigentlicher Plan?«
    »Kommen Sie schon. Sie glauben doch selbst nicht, dass irgendjemand es Malenfant abnimmt, ein Unternehmer seines Formats würde für den bemannten Raumflug zugelassene Raketentriebwerke umbauen, nur um Industrieabfälle zu verbrennen?« Er musterte sie. »Oder vielleicht wissen Sie wirklich nicht Bescheid. Das wäre erstaunlich. In diesem Fall hätten wir beide nämlich noch viel zu lernen.« Er lächelte ungezwungen. »Wir glauben, dass Malenfants Motive nicht zu beanstanden sind – sonst würden wir auch nicht in ihn investieren –, obwohl seine Ziele zu eng gesteckt sind. Ich hatte an jenem Abend seine Rede in Delaware verfolgt. Ziemlich beeindruckend: Kolonisation der Galaxis und Unsterblichkeit für die Menschheit. Natürlich hat er es nicht richtig durchdacht.«
    »Würden Sie mir glauben, wenn ich Ihnen sage, dass ich keine Ahnung habe, wovon Sie überhaupt reden?«
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    »O ja.« Er musterte sie prüfend. Er hatte blassblaue Augen von der Farbe des kalifornischen Himmels ihrer Kindheit, die längst vergangen war. »Ja, wo ich Sie nun kennen gelernt habe, glaube ich Ihnen. Vielleicht verstehen wir Ihren Ex-Mann besser als Sie.«
    »Und was verstehen Sie an ihm?«
    »Dass er der Einzige ist, der die menschliche Rasse vor der auf-ziehenden Katastrophe zu bewahren vermag.« Er sagte das ohne jedes Pathos.
    Darauf wusste sie nichts zu erwidern. Der Moment zog sich in die Länge.
    Sie fragte sich erneut, ob dieser Mann gefährlich sei.
    ■
    Spontan entschloss sie sich, für den Rest des Tags frei zu nehmen und zu Malenfants Wüstenlabor
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