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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium
Autoren: Christoph Öhm
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entgegen, der schon heute Morgen die Wolken vertrieben hatte. Wir machten uns gen Westen auf, weg von der nahen Salzach, und gingen die Getreidegasse entlang.
    Am Ende der Gasse befand sich die St. Blasiuskirche, die wir als erste der infrage kommenden Kirchen in Augenschein nehmen wollten. Ihr östlicher Giebel blickte uns entgegen. Das hohe Dach war weithin sichtbar. Wir hatten den massiven, aus Nagelfluh errichteten Bau rasch erreicht. Keines der Nebengebäude war in einer Weise geformt, um zu irgendeiner Tageszeit einen Schatten auf das Portal der Kirche werfen zu können, der als Richtungsweiser von Bedeutung sein könnte.
    Wir betraten trotzdem das viereckige Gebäude, um mögliche Schatten, die uns Hinweise geben könnten, im Innenraum zu erkunden.
    Das Langhausgewölbe fiel durch eine ringsum geführte Empore auf, die nach Mozarts Erläuterung für die Pfründner des angegliederten Bürgerspitals errichtet wurde, damit sie getrennt vom gemeinen Volk den Gottesdienst besuchen konnten. Im Norden und Osten durchbrachen hohe Fenster die Wände. Es war um diese Tageszeit nicht zu sagen, ob die Sonne, die durch diese Fenster fiel, um 7 Uhr 20 morgens oder abends einen bestimmten Bereich des Innenraumes erreichte.
    Mozart war begeistert von dem reichhaltigen Dekor: »Neun Altäre in einer einzigen Kirche – und dies ist nicht einmal der Dom! So etwas kann es nur in unserem Salzburg geben. Und, David: Sie wurde nicht von einem Heiligen erbaut, könnte also der Gegenstand unserer Rätsels sein!«
    Wir begannen unseren Rundgang durch die Kirche und bestaunten die opulenten Altäre, die meisten waren ziemlich neu und strahlten in hellem Gold- und Marmorglanz. Besonders der prunkvolle Hochaltar begeisterte uns, mit der mittigen Kreuzigungsszene und dem rechten Seitenaltar, auf dem die Anbetung der Heiligen Drei Könige dargestellt war.
    Nach gut einer halben Stunde kontemplativer Betrachtung sahen wir uns ratlos an.
    »Ich werde nicht schlau daraus. Sicher kann hier das Paradies empfunden werden, wie im Rätsel beschrieben, aber muss man hier sein Hab und Gut ablegen? Weshalb wird all dies im Rätsel dermaßen ausgebreitet?« Mozart holte den Brief aus seiner Manteltasche hervor und gab ihn mir, sodass ich erneut lesen konnte.
    In der Tat, das Rätsel nannte mehrfach das Thema des Paradieses und Ablebens. Auch verwunderte uns die Tatsache, dass so ausdrücklich betont wurde, der unbekannte Gründer des öffentlichen Ortes habe ebenfalls unseren Weg beschritten (denn so viel wussten wir sicher durch Herrn Lucchesini). Es musste also besondere Umstände geben, weshalb der Begründer der Kirche, wenn denn eine Kirche gemeint war, so hervorgehoben wurde.
    »Es ist ein Grabmal!«, rief ich aus. »Es muss das Grabmal des Begründers sein! Nur dann trifft zu, dass der Begründer unseren Weg ebenfalls beschritten hat – und zwar ein letztes Mal! Und ›Leg’ ab Dein Hab und Gut‹ meint das letzte Hemd ohne Taschen, das Leichenhemd.«
    »Ja! Sie haben recht, so muss es sein. Lassen Sie uns nach Grabmälern in der Kirche schauen.«
    Nach nur kurzer Zeit mussten wir erkennen, dass sich hier kein einziges Grab befand, zumindest war keines durch einen Stein gekennzeichnet. Wir brachen die Suche ab und entschieden uns – wegen der großen Zahl Salzburger Kirchen – einzeln weiterzusuchen, um Zeit zu sparen in Anbetracht der uns noch bevorstehenden zahlreichen Rätsel.
    Zum Mittagsmahl war ich mit Thereses Freundin Louise verabredet, um von ihr zu erfahren, wie es meiner Geliebten ergangen war und wie ihr Vater zu mir stand. Ich verabschiedete mich also von Mozart und machte mich zu Louises Haus auf. Dort öffnete mir ihre Hausmagd die Tür: »Grüß Gott, Herr Stark. Die gnä’ Frau erwartet Sie.«
    Beim Betreten des alten, edel eingerichteten Hauses wehte mir der Duft eines köstlichen Mahls entgegen und mein Magen begann zu knurren.
    Louise begrüßte mich herzlich und bat mich zu Tisch, wo ich während des Essens die Neuigkeiten erfuhr. Herr von Malfatti, Thereses Vater, hatte allem Anschein nach nichts von unserem Rendezvous erfahren und war, entgegen meinen Befürchtungen, bei Louises heutigem Besuch in seinem Hause sogar gut auf mich zu sprechen gewesen.
    Therese hatte ihn offenbar überzeugen können, dass sie mit mir in den folgenden Tagen gemeinsame Musikproben unternehmen durfte. Diese Gelegenheit würde ich nutzen, um sie mit auf die Rätsel-Erkundungen zu nehmen.
    Nachdem ich Louise in meine Pläne eingeweiht hatte,
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